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Spielberichte zur Bundesliga, DFB Pokal und International: Saison 2007/2008

Sanogo: Erst Chancen-Tod, dann Werder-Retter

Von ALEX GRÖMMINGER, CHRISTOPH SONNENBERG und HANS FALSEHR

Ausgerechnet Boubacar Sanogo rettet Werder! Was hatte der Mann von der Elfenbeinküste vorher verballert. Sieben Torschüsse, die dicksten Möglichkeiten versiebt, immer wieder kläglich vor der Kiste versagt... Doch in der 87. Minute wird der Chancen-Tod zum Retter, schießt Bremen zum 3:3 beim Karlsruher SC.

Werder-Trainer Thomas Schaaf war trotzdem unzufrieden: „Wir haben etwas liegen gelassen. So viele klare Chancen.“ Sportchef Klaus Allofs verärgert: „Wir dürfen nach dem 2:1 keine Tore mehr fangen. Dieses Problem haben wir schon länger. Wir müssen das clever zu Ende spielen. Das fehlt uns zum absoluten Spitzenteam.“ Spitze ist Werder nur im Chancen-Verballern. Das sehen auch Bundestrainer Jogi Löw und sein Co-Trainer Hansi Flick auf der Tribüne.

KSC-Keeper Miller hält einen Sanogo-Kopfball (3.), dann scheitert Klasnic ganz frei und trifft im Nachschuss nur den Pfosten (6.). Bremen vorne zu dämlich, hinten ausgekontert. Sebastian Freis macht aus dem Nichts das 1:0 (16.). Doch Werder schlägt zurück. Diego mit dem 1:1 (23.). Dauer-Druck! Aber Sanogo knallt aus zehn Metern drüber (27.). Trotzdem die Führung. Einen 20-Meter-Schuss von 4,5-Millionen-Einkauf Mesut Özil lässt Miller über die Handschuhe rutschten. Torwart-Fehler, Werder vorn!

Glück für Karlsruhe in der zweiten Hälfte, dass Schiri Marc Seemann ein deutliches Handspiel von Verteidger Mario Eggimann nicht sieht (49.). Das hätte Strafstoß für Bremen geben müssen. Ivan Klasnic sauer: „Das war ein klarer Elfer. Das muss der Linienrichter sehen.“ Stattdessen fängt sich Werder das 2:2! Und was für ein Tor von Sebastian Freis. In der eigenen Hälfte düst der Karlsruher los, spurtet rund 70 Meter quer durch die Werder-Abwehr und locht zum 2:2 ein (59.).

Werder schlägt sich selbst. Mertesacker taucht unter einer Iashvili-Flanke her, Edmond Kapllani trifft zum 3:2 (67.). Sein erster Treffer im 24. Spiel, Tor-Versprechen eingelöst! Aber ausgerechnet Chancen-Tod Sanogo macht den Ausgleich! Diego lupft den Ball an den langen Pfosten. Aus einem Meter drückt Sanogo das Ding mit der Wade über die Linie.

Mit 114 km/h – Frings ballert sich für EM ein

Von J. DROLL, C. SONNENBERG und A. WITTWER

Torsten Frings (31) erzielt für Bremen erst ein Sensations-Tor beim 2:1 in Rostock, holt dann noch einen Elfer raus. Der dritte Werder-Sieg in Folge. Die 57. Minute: Frings drischt aus 28 Metern einfach mal drauf. Der Ball fährt genau im linken oberen Eck ein. Mit gemessenen 114 km/h.

Eine Ansage Richtung Bundestrainer Jogi Löw: Seht her, ich bin wieder da! Denn für Frings stand nach drei Bänderrissen im rechten Knie innerhalb eines halben Jahres die EM auf dem Spiel. Durch Torsten Frings in EM-Form bleibt Werder auf Champions-League-Platz zwei.

Zwischendurch stand der Sieg auf der Kippe. Bremen zu sorglos. Dann stach Joker Hähnge – drei Minuten nach seiner Einwechslung machte er das 1:1 (76.). Dann wieder Frings im Mittelpunkt. Er wurde von Gledson im Strafraum gefoult – klarer Elfer (82.). Naldo scheitert zuerst gegen Hansa-Torwart Wächter (hält seinen 4. Elfer in dieser Saison) – doch im Nachschuss macht Klasnic (6. Saisontor) das 2:1.

Werder wieder Zweiter

Von CHRISTOPH SONNENBERG, PETER WENZEL und MARKUS BALCZUWEIT

Die Werder-Fans feierten mit stehenden Ovationen. Schalke mit 5:1 aus dem Weserstadion gefegt, neuer Tabellen-Zweiter! Das Tolle an diesem Spiel: Beide Abwehrreihen wackelten ständig, es hätte auch 7:6 ausgehen können – es war ein Fest für die Fans! Ein Untergang für Schalke in fünf Toren. Alle fragten sich hinterher: War’s das für Mirko Slomka (40)?

Der Schalke-Trainer Slomka ging mit versteinerter Miene über den Rasen, klopfte seinen Verlierern auf den Arm. Es sah fast wie Abschied aus.

Das Tor-Fest von Bremen – es begann mit Schalke-Chancen. Streit und Bordon scheiterten an Torwart Wiese (3.), Altintop verstolpert vor dem leeren Tor (9.). Als Krstajic zögert, köpft Baumann sein erstes Tor seit 2005 – plötzlich 1:0! Wiese verhinderte Treffer gegen Streit (27.), Pander (32.) und den freistehenden Sanchez (41.). Werder effektiver: Sanogo köpfte Borowskis Flanke zum 2:0 ein (32.). Kuranyis Kopfball zum 2:1 (42.) blieb das letzte Erfolgserlebnis: Rosenberg (58.) und zweimal Klasnic (76./89.) schossen Schalke aus dem Stadion.

Werder stoppt die Negativserie

von HENNING FEINDT, ALEXANDER HOLZAPFEL und ROBERTO LAMPRECHT

Endlich der erste Werder-Sieg in diesem Jahr. Ausgerechnet Tim Borowski (27) war der Matchwinner! Erst das Knie, dann die Leiste – der lange Mittelfeldmann hatte seinen Stammplatz verloren. Enttäuschte bei vielen neuen Anläufen (Auswechslung nach 32 Minuten gegen Leverkusen). Musste sich vorwerfen lassen, in Gedanken schon bei seinem neuen Klub Bayern zu sein.

Gestern die richtige Antwort von Bayern-Boro. Trainer Schaaf holte ihn nach dem 1:2 gegen Duisburg zurück ins Team. Sah eine gute Leistung – und ein Super-Tor von Borowski! 73. Minute: Traum-Pass Frings aus dem Mittelfeld. 14 Meter vor dem Tor nimmt Borowski den Ball elegant im Lauf an, schießt dann mit links platziert rechts rein: Sein erster Treffer seit Januar 2007, das Siegtor!

Borowski am Premiere-Mikro: „Großer Dank an Torsten für den sensationellen Pass. Dass DFB-Trainer Flick auf der Tribüne war, wusste ich nicht, interessiert mich auch nicht. Meine Familie war da, das freut mich.“ Vorher jede Menge Leerlauf (Ausnahme Lattenschuss Lima/70.), nur der Beginn war das Eintrittsgeld wert: Nach 39 Sekunden drückte Rosenberg die Rechtsflanke von Fritz zum 0:1 rein, zehn Minuten später nach Freistoß Skacel der Kopfball von Lima zum Ausgleich.

Schaafs schlimmste Krise

Von MARKUS BALCZUWEIT, MANFRED MUCH und ALEXANDER HOLZAPFEL

Zweite Heimpleite in Serie, fünfte Niederlage in der Rückrunde, viertes Spiel in Folge ohne Sieg! Diesmal gab es ein 1:2 (0:2) gegen Duisburg! Der MSV kam als Letzter und ging unverhofft als Fünfzehnter. Neue Hoffnung! MSV-Trainer Bommer verblüfft: „Wir hätten sogar noch höher gewinnen können, wenn wir unsere Konterchancen genutzt hätten.“

Bremens Debakel beginnt mit einer Standardsituation. Freistoß Grlic, oben rechts schlägt der Ball zum 0:1 ein (32. Minute). Einen Konter schließt Ishiaku locker zum 0:2 ab (42.). Die Fans pfeifen ihre sonst geliebte Mannschaft erstmals in dieser Saison gnadenlos aus. Sportdirektor Allofs zur Pause: „Da war kein Wille vorhanden, sich in den Zweikämpfen zu behaupten. Eine desolate Vorstellung!“

Nach dem Wechsel stehen die Bremer mit vier Stürmern auf dem Platz. Neben Klasnic und Hunt kommen Sanogo und Rosenberg (für Baumann und Boenisch). Klasnic, Diego, Sanogo, Rosenberg, Hunt und Naldo vergeben im Dutzend. Peinlich! Nur Diego trifft per Freistoß (58.). Nationalspieler Mertesacker: „Im Moment fehlt uns der Killerinstinkt. Ich bin über das Jahr 2008 sehr enttäuscht!“

Trainer Schaaf erlebt mit seiner Mannschaft die bisher größte Krise. So droht Werder der Sturz aus den Europacup-Plätzen. Allofs: „Es verbietet sich, über den internationalen Wettbewerb zu reden, wenn man zu Hause nicht gegen Duisburg gewinnt!“