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Spielberichte zur Bundesliga, DFB Pokal und International: Saison 2010/2011

Schaaf knöpft sich Daum vor

Von ROLAND PALMERT und MARKUS BALCZUWEIT

80 Minuten nach dem 1:1 zwischen Frankfurt und Werder. Nach ihren TV-Auftritten bei Sky und nach der Pressekonferenz: Christoph Daum (57) und Thomas Schaaf (49) streiten weiter. Schnäuzer an Schnäuzer stehen sie sich gegenüber. Auslöser für den Trainer-Zoff: Die rustikale Spielweise von Frankfurts Kapitän Maik Franz (29). Bei einem Ellbogen-Duell zwischen ihm und Denni Avdic (5. Minute) hatte sich der Bremer eine Jochbein-Prellung zugezogen. In der Nacht war ihm immer noch schwindlig. Schaaf wütet Richtung Franz: „Er tritt die Fairness mit großen Schuhen. Dafür habe ich kein Verständnis.“

Daum gegen Schaaf. Werder-Manager Klaus Allofs (54) unterstützt - natürlich - seinen Trainer: „Es wird langsam mal Zeit, dass genau zu beobachten. Bei Fachleuten gibt es da keine zwei Meinungen.“ Daum: „Thomas und ich kommen da nicht auf eine Meinung. Es passt ins Klischee, Maik gleich an den Pranger zu stellen. Der hat halt eine Vita, auf den kann man einschlagen. Selbst wenn er nicht mitspielt, würden die Gegner sagen, Maik hat Foul gespielt.“

Werder-Kapitän Frings attackiert den Verteidiger hart: „Wenn der Schiri es zulässt, haut der auch mal einen ins Krankenhaus!“ Mit 31 gegen ihn gepfiffenen Fouls ist Franz in dieser Saison gerade noch so unter den Top 100 der Bundesliga (Platz 1 Lauterns Lakic). Aber: Seine zwölf Gelben Karten sind Liga-Spitze... Einen Franz-Fan gibt es sogar bei Werder. Torwart Tim Wiese (29): „So einen wie Franz brauchst du im Team. Er bringt die Fans auf seine Seite.“ Wenn das sein Trainer hört...

Riese Ulreich raubt Werder den Nerv

Von CHRISTOPH SONNENBERG und JENS NAGLER, MARKUS BALCZUWEIT

Stuttgarts Torwart Sven Ulreich (22) war beim 1:1 in Bremen bester Mann auf dem Platz, hielt einen Punkt für den VfB im Abstiegskampf fest. 25 Schüsse brachten die wild anstürmenden Bremer aufs Tor. Nur einer ging rein – und der war abgefälscht. Torschütze Frings: „Wir haben nur auf ein Tor gespielt, Stuttgart hatte nur eine Chance.“ Der VfB spielte nach der Führung von Hajnal 75 Minuten lang wie ein Absteiger. Doch sie hatten ja Riese Ulreich im Tor.

Nach dem 1:1 stecken Werder Bremen und der VfB Stuttgart weiterhin mitten im Bundesliga-Abstiegskampf und müssen nach wie vor um den Klassenerhalt bangen. Immerhin: Werder zum fünften Mal hintereinander ungeschlagen. Mit einem Abstaubertor in der 13. Minute brachte Tamas Hajnal die Schwaben in Führung, vorausgegangen war ein Kopfball von Pawel Pogrebnjak, den Werder-Torhüter Tim Wiese noch parierte. Für den verdienten Ausgleich sorgte Bremens Mannschaftskapitän Torsten Frings mit einem abgefälschten Schuss in der 34. Minute. Speziell in der letzten Viertelstunde der ersten Halbzeit hatten die Grün-Weißen ein deutliches Übergewicht, verpassten in dieser Phase jedoch mehrfach die Entscheidung.

Nach dem Seitenwechsel suchten beide Mannschaften mehr und mehr den direkten Weg zum Tor, konnten sich aber nicht durchsetzen. Nach einer guten Stunde Spielzeit ließen sich die Gäste mehr und mehr zurückfallen, die Partie wurde einseitiger. Um den Druck zu erhöhen wechselte Schaaf in der 63. Minute den Österreicher Marko Arnautovic ein. Ex-Nationalspieler Frings überzeugte durch seinen großen Einsatz für die Norddeutschen besonders, daneben verdiente sich der dribbelstarke Marin eine gute Note.

Wagner & Pizza schießen Werder zum Sieg

Werder ist im Abstiegskampf ein Befreiungsschlag geglückt. Die Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf gewann beim zuletzt überzeugenden 1. FC Nürnberg verdient mit 3:1 (1:1), die Lage bleibt aber nach dem vierten Spiel in Folge ohne Niederlage angespannt. Sandro Wagner hatte die Gäste per Foulelfmeter (27.) in Führung gebracht und traf wiederum vom Elfmeterpunkt zum Endstand (89.). Ilkay Gündogan sorgte in der 30. Minute für den glücklichen zwischenzeitlichen Ausgleich. Per Mertesacker fälschte ein Schüsschen des Junioren-Nationalspielers von der Strafraumgrenze unglücklich ab. In der 50. Minute gelang Pizarro die erneute Bremer Führung, diesmal unter gütiger Mithilfe des FCN-Kapitäns Andreas Wolf.

Beide Teams hatten erhebliche Mühe, ins Spiel zu kommen. So sahen 48.548 Zuschauer im ausverkauften Franken-Stadion eine Anfangsphase mit vielen Fehlpässen und ohne Torchancen. Der Club war zwar um einen kontrollierten Aufbau bemüht, fand gegen die dicht gestaffelte Bremer Defensive aber keine Lücke. Bremen verlegte sich aufs Kontern und kam so auch zur ersten gefährlichen Aktion. Bei einem Flachschuss von Pizarro in der 12. Minute hatte Nürnbergs Keeper Raphael Schäfer einige Mühe. Dies war für die Gäste offensichtlich ein Weckruf.

In der 14. Minute prüfte Torsten Frings Schäfer mit einem Freistoß, eine Minute später stand Wagner nach einem Frings-Eckball plötzlich frei vor dem Club-Tor. Den Kopfball des Bremer Stürmers aus wenigen Metern parierte erneut Schäfer. Keine Chance hatte er dagegen beim 0:1, als Wagner den Strafstoß sicher verwandelte. Nürnberg konnte in der ersten Hälfte nicht an die zuletzt starken Auftritte anknüpfen. Die Mannschaft von Dieter Hecking schaffte es nicht, Druck aufzubauen und Möglichkeiten herauszuspielen. Umso überraschender fiel der Ausgleich, als die Bremer nach einer Ecke den Ball nicht weit genug abwehren konnten und Gündogan traf. Das Tor gab den Nürnbergern aber keineswegs Sicherheit.

Auch die zweite Hälfte begann für die Gastgeber wenig berauschend. Nach einem Frings-Freistoß stand „Pizza“ plötzlich ganz alleine im Strafraum und nahm das Geschenk dankend an, auch weil Wolf seinen Schuss noch abfälschte und Schäfer so keine Abwehrchance hatte. Der Club, zuletzt mit vier Heimsiegen bei 11:0 Toren, zeigte sich in der Folgezeit weiter ideenlos. Bremen hatte deshalb kaum Mühe, die Nürnberger Bemühungen im Keim zu ersticken. Die beste Chance hatte noch der eingewechselte Rubin Okotie (68.), der nur das Außennetz traf.

Werder pennt, Gladbach sagt „Dante"

Von T. Röhn, H. Feindt und C. Sonnenberg

Später Schock für Werder Bremen. Bis in die Nachspielzeit führte Werder gegen Borussia Mönchengladbach und schien nach dem 3:1 gegen Freiburg den zweiten Sieg in Folge einzufahren. Doch dann kam in der Nachspielzeit Gladbachs Dante und traf zum 1:1. Lange Zeit zauberte und dominierte nur Bremen. Schon nach drei Minuten Alarm durch Werder-Stürmer Sandro Wagner: Gladbach-Torwart Bailly wischte seinen Kopfball an den Pfosten.

In der 39. Minute machte es Wagner besser. Gladbach-Kapitän Daems wird von Werder-Kapitän Frings gestoppt (roch nach Foul!), Pizarros Flanke nickte Wagner mit dem Kopf genau ins rechte Eck. Zweites Saisontor! Werder giftig, ein Borowski-Hammer klatschte von der Latte vor die Torlinie (44.)! Erst in der zweiten Halbzeit wachte Gladbach auf, vor allem in der Schlussphase wackelte Werder. In der 92. Minute segelte dann ein Freistoß von Arango in den Strafraum, Werder pennte, Dante köpfte ein.

Werder verschafft sich Luft im Abstiegskampf

Werder Bremen hat dem großen Druck standgehalten und drei wichtige Punkte gegen den Abstieg geholt. Durch den 3:1 (1:0)-Sieg beim Lieblingsgegner SC Freiburg verließen die Bremer dank der besten Auswärtsleistung seit Monaten wieder die Abstiegsplätze - auf die sie durch die Ergebnisse der Konkurrenz am Vortag zurückgefallen waren. Sandro Wagner (12. Minute) mit seinem ersten Bundesliga-Treffer, Torgarant Claudio Pizarro (76.) und Joker Marko Marin (90.+2) sorgten am Sonntag für den ersten Auswärtssieg nach sieben meist kläglichen Versuchen. Mit 28 Punkten kletterten die Hanseaten vor dem wichtigen Fußball-Kellerduell gegen Borussia Mönchengladbach am kommenden Wochenende auf Platz 14 der Tabelle.

„Wir haben nur noch Endspiele. Wir müssen mit dieser Leidenschaft spielen. Dann schaffen wir das”, sagte Bremens Kapitän Torsten Frings. „Wir müssen von Spieltag zu Spieltag schauen und jeden Gegner ernst nehmen”, warnte Trainer Thomas Schaaf vor zu viel Jubel. Bei Werder, das in den vergangenen beiden Spielzeiten den SC in Freiburg jeweils mit 6:0 überrannt hatte, spielte vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw zunächst wieder der 18 Jahre alte Florian Trinks für Marin, und der Teenager hatte nach sieben Minuten nach einem Zuspiel von Pizarro eine gute Chance.

Werder startete aktiver und wurde schnell belohnt. Pizarros Kopfball kratzte Cissé noch von der Linie, doch der in Bremen schon als Fehleinkauf abgestempelte Wagner staubte zu seinem Premieren-Treffer ab. Freiburg kam erst nach gut 20 Minuten besser ins Spiel, agierte aber untypisch mit langen Bällen. Ein Kopfball-Aufsetzer von Ömer Toprak (20.) über das Tor war die gefährlichste Aktion. „Wir kennen das Gefühl gar nicht mehr, in Führung zu sein”, sagte Bremens Manager Klaus Allofs zur Halbzeit. Doch der emotionale Rückschlag folgte rasch. Tim Borowski foulte Erik Jendrisek. Cissé ließ sich die Elfmeterchance zum Ausgleich nicht nehmen. Doch Werder steckte nicht auf, hielt das Spiel offen und wurde durch Pizarros Streich nach einem Fehler von Nicu belohnt. Die eingewechselten Marin (67.) und Marko Arnautovic (79.) sowie Pizarro (90.) hätten weitere Tore erzielen können - bevor Marin in der Nachspielzeit noch einmal zuschlug.