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Spielberichte zur Bundesliga, DFB Pokal und International: Saison 2010/2011

Passender Abschluss der Seuchensaison

Von ULI SCHAUBERGER und CHRISTOPH SONNENBERG

Lautern schlägt Werder 3:2 – aber eigentlich interessierte weniger das Spiel, sondern vielmehr zwei Personalien. Bei Werder könnte einer das letzte Mal aufgelaufen sein: Kapitän Torsten Frings (34). Der Vertrag läuft aus, noch ist nicht entschieden, wie es weitergeht. Gestern empfahl sich Frings mit seinem sechsten Saisontor für einen neuen Vertrag – allerdings vergab er auch einen Foulelfmeter. Srdjan Lakic (27, wechselt nach Wolfsburg) spielte das letzte Mal für Lautern. Und wurde nach den Beleidigungen vor einigen Wochen gestern mit Applaus verabschiedet: „Laki, unser Held! Danke für drei schöne Jahre“, stand auf einem Plakat.

Wie geht es weiter? Trainer Schaaf würde Frings gerne halten. Werder-Boss Allofs will kommende Woche eine Entscheidung. Klar ist: Frings (verdient 4,2 Mio jährlich) müsste wohl deutliche finanzielle Einbußen hinnehmen. Und auch akzeptieren, nicht mehr unumschränkter Stammspieler zu sein. Weitere Personalien bei Werder: Marko Marin bestätigte eine Anfrage vom FC Liverpool, Allofs dementierte ein Angebot.

Angeblich aber wollen die Engländer 10 Mio Euro zahlen. Gestern war Marin stärkster Bremer, bereitete beide Tore vor. Und seinen Abschied?

Werder gerettet!

Von M. BALCZUWEIT, C. KYNAST, C. SONNENBERG und J. SCHUTH

Das Spiel Werder Bremen gegen Borussia Dortmund war ein ganz besonderes am 33. Spieltag. Nicht, weil es unfassbar dramatisch oder hochklassig war. Eher im Gegenteil. Nein – es war das einzige Spiel gestern, bei dem beide Trainer schon vor Saisonbeginn im Amt waren. Thomas Schaaf bei Werder Bremen. Der durfte sich nach dem 2:0 über den endgültigen Klassenerhalt freuen. Und Jürgen Klopp beim BVB. Der hatte letzte Woche die Schale klargemacht – und sah gestern die schlechteste Saison-Leistung seiner Kicker. Zu viel gefeiert, Herr Klopp? Der Titel stimmte den Meister-Trainer milde: „Wir haben uns vernünftig präsentiert. Am Anfang hatten wir Schwierigkeiten, dann war es ein gutes Auswärtsspiel.“

Beim Gastgeber (erster Heimsieg nach sieben Spielen) verzichtete Trainer Schaaf auf Marko Arnautovic. Der Skandal-Ösi hatte Donnerstagabend in der Bremer Disco „La Viva“ gefeiert, flog deshalb aus dem Kader, musste gestern Vormittag trainieren. Arnautovic: „Ich habe einen Fehler gemacht. Ich war nur kurz da und habe auch keinen Alkohol getrunken, aber es war dumm von mir. Ich entschuldige mich.“

Werder muss weiter zittern

Der Klub von der Weser verpasste es, den Klassenerhalt mit einem Heimsieg perfekt zu machen. Bremens Trainer Thomas Schaaf hatte seine Elf im Vergleich zum 3:1-Erfolg beim FC St. Pauli auf einer Position umgebaut. Für den verletzten Stürmer Sandro Wagner rückte der Österreicher Marko Arnautovic in die Mannschaft. Gäste-Coach Magath vertraute der selben Startelf, die vergangene Woche 4:1 gegen Köln gewann. Im Weserstadion entwickelte sich von Beginn an ein intensives Spiel, in dem beide Teams ihr Heil in der Offensive suchten. Die erste Gelegenheit hatten die Gastgeber in der 9. Minute. Torsten Frings, der sein 400. Bundesligaspiel absolvierte, zog einen Freistoß aus halblinker Position auf das Tor von Diego Benaglio, der mit dem abgefälschten Ball leichte Probleme hatte. In der Folgezeit übernahm die Elf von Thomas Schaaf das Kommando, brachte Wolfsburg aber nicht ernsthaft in Gefahr.

Nach der Führung für die Mannschaft von Felix Magath war Werder kurz geschockt, Silvestre zwang seinen eigenen Torhüter Tim Wiese mit einer zu kurzen Kopfballrückgabe zu einer Parade (28.). Danach versucht Werder, die Kontrolle zurückzugewinnen. Die Gastgeber konnten aber keine große Torgefahr ausstrahlen. Nach dem Seitenwechsel erwischten die Bremer erneut den besseren Start und hatten in der 55. Minute durch Marko Marin die Ausgleichschance auf dem Fuß. Der Schuss des Technikers aus 15 Metern war allerdings zu schwach, um Benaglio zu überwinden. Kurz darauf folgte ein gefährlicher Konter der Wolfsburger, den Grafite beinahe per Distanzschuss zum 0:2 abgeschlossen hätte.

In der Schlussphase entwickelte sich eine packende Partie mit Chancen auf beiden Seiten. Marcel Schäfer (69.) und Simon Kjaer (72. ) verpassten die Vorentscheidung für Wolfsburg per Kopf. Wolfsburgs Regisseur Diego, 2009 Pokalsieger mit Werder, wurde von den 40.000 Zuschauern im ausverkauften Stadion nach seiner Auswechslung in der 79. Minute mit Sprechchören verabschiedet.

Pizza beendet Pauli-Party

Mit einem Doppelschlag binnen 120 Sekunden hat Claudio Pizarro Werder Bremen zum Klassenerhalt geschossen und den FC St. Pauli beinahe schon zum Abstieg verurteilt. Die beiden Treffer des peruanischen Torjägers in der 73. und 74. Minute besiegelten einen verdienten 3:1 (0:1)-Erfolg im Bundesliga-Nordderby in Hamburg. Werder blieb damit zum achten Mal hintereinander ungeschlagen, St. Pauli hingegen wartet seit neun Begegnungen auf einen „Dreier” und kann wohl noch bestenfalls auf Relegationsplatz 16 hoffen.

Nach einer kurzen Phase des Abtastens, in der beide Mannschaften das Risiko scheuten, setzten die Gäste in der neunten Minute das erste Ausrufezeichen. Der Brasilianer Wesley prüfte Benedikt Pliquett mit einem verdeckten Distanzschuss, der Torhüter der Hamburger konnte jedoch zur Ecke klären. Vier Minuten später traf Pizarro aus sechs Metern den rechten Außenpfosten, der Südamerikaner war von seinem Sturmpartner Sandro Wagner mustergültig bedient worden. Die Bremer erarbeiteten sich jetzt Feldvorteile.

Vor 24.487 Zuschauern im ausverkauften Millerntor-Stadion erzielte Fin Bartels den Führungstreffer für die Platzherren. Der Abwehrspieler nutzte in der 29. Minute ein Abstimmungsproblem in der Bremer Hintermannschaft und ließ Werder-Torwart Tim Wiese keine Abwehrmöglichkeit. Nicht einmal 60 Sekunden nach Wiederbeginn hatte Werder erneut Pech mit einem Pfostenschuss, diesmal verpasste Wagner in aussichtsreicher Position einen Torerfolg. Fünf Minuten nach Wiederbeginn bescherte ein Eigentor von Markus Thorandt den Bremern den Ausgleich, ehe Pizarros Doppelschlag in der 73. und 74. Minute die Partie entschied. Doppel-Torschütze Pizarro meinte: „Wir lagen auf der Lauer nach Fehlern – das hat geklappt. Zum Glück haben wir gewonnen. Wir können jetzt wieder atmen.” Bei den Bremern verdiente sich neben Doppeltorschütze Pizarro Mittelfeldspieler Bargfrede eine gute Note.

Werder-Heimsieg lässt weiter auf sich warten

Sandro Wagner hatte die Gastgeber mit seinem Führungstreffer (59.) nur kurz auf den ersten Heimsieg seit drei Monaten hoffen lassen. Bremen hat sich mit dem Unentschieden noch nicht aller Abstiegssorgen entledigt. Das Team von Trainer Thomas Schaaf ist zwar seit sieben Spielen ungeschlagen, wartet aber seit dem 15. Januar (2:1 gegen 1899 Hoffenheim) auf den sechsten Heimsieg in dieser Saison. Der Vorsprung auf den 16. Platz beträgt weiterhin sechs Punkte. „Wir haben noch zwei Heimspiele und werden bestimmt noch eins gewinnen dieses Jahr”, sagte Werder-Torhüter Tim Wiese: „Schalke ist ja schließlich auch keine Blindentruppe. Das Unentschieden ist gerecht.”

Bremens Kapitän Torsten Frings sagte: „Mit dem 1:1 können wir leben. Wir müssen weiter Punkt für Punkt holen. Wenn es so weitergeht, haben wir mit der Entscheidung da unten nichts zu tun.” Bei den Bremern konnte Torjäger Claudio Pizarro wieder von Beginn an für Denni Avdic (Jochbeinprellung) auflaufen. Verzichten musste Werder auf Philipp Bargfrede (Erkältung). Nach einem zerfahrenen Beginn hatten die Schalker die erste gute Chance. Ausgerechnet Mittelstürmer Charisteas betätigte sich als Flankengeber. Werders Schlussmann Tim Wiese konnte die scharfe Hereingabe nicht unter Kontrolle bringen, Draxler kam in der zehnten Minute einen Schritt zu spät.

Anschließend aber dominierten die Gastgeber und hätten schon 60 Sekunden später in Führung gehen müssen. Doch Schiedsrichter Knut Kircher (Rottenburg) entschied nach einem Freistoß von Torsten Frings auf Torwartbehinderung von Per Mertesacker gegen Neuer und erkannte den Kopfballtreffer von Petri Pasanen nicht an. Allerdings hatte das Duell Neuer gegen Mertesacker außerhalb des Fünfmeterraums stattgefunden. Nur zwei Minuten später rettete Neuer, der insgesamt einen unsicheren Eindruck machte, in höchster Not gegen Tim Borowski, der nach einem Querschläger frei im Fünfmeterraum aufgetaucht war. Auf der Gegenseite prüfte Raul in der 25. Minute Wiese mit einem Kopfball nach Flanke von Atsuto Uchida, doch der Bremer Schlussmann war auf dem Posten.

Werder kam mit viel Schwung aus der Pause. Marko Marin setzte mit einem Fernschuss ein erstes Ausrufezeichen (54.) und konnte anschließend bei einem Dribbling im Strafraum erst im letzten Moment fair gestoppt werden (56.). Mit regulären Mitteln war Pizarro zwei Minuten später nicht mehr zu halten, Benedikt Höwedes foulte den Peruaner elfmeterreif im Strafraum. Wagner scheiterte mit dem Straßstoß an Neuer, war aber dann zur Stelle und versenkte den Nachschuss. Schalke zeigte sich nur kurz geschockt und schlug in Person von Edu zurück. Nach einer Flanke Uchidas war der Brasilianer mit einem Kopfball erfolgreich. Anschließend vergab Draxler gleich zweimal die Chance zum Sieg (66./70.), Edu setzte noch einen Kopfball an den Pfosten.

Bei Bremen wussten Pasanen und Wesley zu überzeugen.