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Alle Spielberichte zur Saison 03/04 - 31. Spieltag

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31. Spieltag (01.05.04) / 1. Tabellenplatz

WERDER - Hamburger SV 6 : 0 (3 : 0)

Bremen mit Fussball-Gala Richtung Titel

Bremen - Es war kein Unterschied in den Gesichtszügen Thomas Schaafs zu erkennen. Der Trainer des SV Werder Bremen blickte nach dem 6:0-Kantersieg seiner Mannschaft gegen den HSV ebenso entspannt drein, wie er es schon vor Spielbeginn und während der gesamten vergangenen Woche getan hatte. Von Nervosität und Verunsicherung angesichts der Verbalattacken aus München keine Spur. Stattdessen lebte der Coach genau das vor, was seine Mannschaft auf dem Rasen umsetzt

Klasnic nach drei Sekunden ins Tor

Mit spielerischer Leichtigkeit und begeisternder Freude am eigenen Spiel fegten die Bremer den desolaten Nordrivalen vom Platz. Bereits nach drei Sekunden erzielten die Bremer durch Klasnic' Weitschuss einen Treffer, der allerdings von Schiedsrichter Fröhlich nicht hinter der Linie gesehen wurde. Doch die Bremer wirbelten weiter und sorgten bereits zur Halbzeit mit drei Toren (Eigentor Barbarez/17., Ismael/22. und Klasnic 22.) für die Vorentscheidung. Hamburg fügte sich und liess nach der Pause die selbe Anzahl von Treffern zu (Ailton/48., Valdez/80. und Skripnik/84.).

Für Allofs nur Geplänkel

Wasser auf die Mühlen jener Verschwörungstheoretiker, die den Hamburgern nordische Nachbarschaftshilfe unterstellten. Auch aus München kamen in Person von Uli Hoeness Andeutungen in diese Richtung. Für Sportmanager Klaus Allofs nicht mehr als Geplänkel. "Irgendwelche Absprachen zwischen Werder und dem HSV zu vermuten, wäre lächerlich. Wer die Rivalität zwischen den beiden Vereinen kennt, der weiss, dass es da nichts zu verschenken gibt." Trainer Thomas Schaaf wollte sich zu den Vorwürfen des Bayern-Managers gar nicht erst äussern. Lediglich ein lakonisches "Dazu muss ich nichts sagen" war dem Coach zu entlocken.

Erinnerungen an 1993

Dennoch: Während Hamburgs katastrophale Leistung angesichts der konstanten Auswärtsschwäche schon als normal angesehen werden kann, fühlten sich Skeptiker an eine Partie Werder gegen HSV vor elf Jahren erinnert. Damals befanden sich Werder und die Bayern ebenfalls im Titel-Fernduell. Die Bremer gewannen einen Spieltag vor Schluss zu Hause gegen die Hamburger mit 5:0 und überholten die Bayern dank des besseren Torverhältnises. Eine Woche später gewannen die Bremer die Meisterschaft.

Toppmöller schützt Starke

Und auch 1993 spielte der Hamburger Torhüter eine tragische Rolle. Sein Name damals: Nils Bahr. Dieses Mal hiess der Bedauernswerte, der an zwei Gegentreffern die Schuld trug, Tom Starke. Warum Trainer Klaus Toppmöller die Leihgabe von Bayer Leverkusen ausgerechnet vor dem Spiel beim Tabellenführer zu seinem Bundesliga-Debüt in der Startelf verhalf, bleibt wohl sein Geheimnis. Immerhin nahm der Coach seinen Torwart ausdrücklich in Schutz, wohl auch um von seinem eigenen taktischen Missgeschick abzulenken. "Unserem Torwart gebe ich keine Schuld, er hat gut trainiert und ist ein junger Mann, der war noch unser Bester heute."

Der Traum rückt näher

Auch der Vielgescholtene wollte gar keine Diskussionen über etwaige Ungereimtheiten aufkommen lassen. "Ich habe heute mein erstes Bundesligaspiel von Beginn an gemacht und war hoch motiviert. Von Schiebung kann man da sicher nicht sprechen. Wie es jetzt in mir aussieht, kann sich ja sowieso jeder denken", sagte Starke geknickt. Während in Hamburg nun der UI-Cup-Platz wieder in Gefahr geraten ist, ist in Bremen der Traum vom Titelgewinn wieder ein Stück näher gerückt. Nächste Woche geht es zu den Bayern, wo mit einem Sieg die Meisterschaft vorzeitig gesichert werden könnte. (Das Restprogramm der Fussball-Bundesliga).

Allofs' gesundes Selbstbewusstsein

So sieht das auch Klaus Allofs. "Wir wollen den Titel so schnell wie möglich unter Dach und Fach bringen, und die nächste Möglichkeit dazu bietet sich in München. Wir sind jetzt seit 22 Bundesligaspielen ungeschlagen und wollen das 23. folgen lassen." Und ergänzend sagt der Sportmanager. "Wir werden dort so auftreten, wie wir die gesamte Saison aufgetreten sind: Nicht überheblich, aber selbstbewusst." So wird sich auch Thomas Schaaf im Laufe der Woche wieder mit entspannten Gesichtszügen in der Öffentlichkeit zeigen. Nach den 90 Minuten in München wird die Lockerheit vielleicht sogar zügelloser Freude weichen...