16. Spieltag (13.12.03) / 1. Tabellenplatz
Bayer 04 Leverkusen - WERDER 1 : 3 (0 : 2)
Werder nach Sieg im Verfolger-Duell Erster
Leverkusen - Mit einer abgeklärten Leistung hat Werder Bremen zum ersten Mal seit dem achten Spieltag die Tabellenspitze der Bundesliga übernommen und ist nach dem 3:1 (2:0) bei Bayer Leverkusen nun erster Anwärter auf den Gewinn der inoffiziellen Halbzeitmeisterschaft. "Wir haben endlich mal gegen eine Spitzenmannschaft gewonnen und eine tolle Leistung gezeigt. Kompliment an meine Truppe, sie kann nicht nur gut Fussball spielen, sondern heute hat sie auch dagegengehalten und grossartig gekämpft", kommentierte Werder-Trainer Thomas Schaaf den Erfolg im Verfolgerduell. "Werder hat das Zeug zum Meister. Die stehen gut, haben wenig Fehler gemacht und besitzen einfach gute Fussballer", lobte Bayer-Manager Reiner Calmund.
Chancen eiskalt verwertet
Auch wenn der erste gefährliche Angriff der Norddeutschen bis zur 20. Minute auf sich warten liess, so war der sechste Bremer Auswärtssieg der Hinrunde (Vereinsrekord) nicht unverdient. Ailton (42.), der zuvor noch mit einer Grosschance an Bayer-Torwart Butt gescheitert war, verwandelte nach Vorarbeit von Ivan Klasnic zum 0:1. Nur zwei Minuten später erhöhte Mladen Krstajic auf 0:2
"Man hat gesehen, mit welcher Hingabe Krstajic und Ailton vor dem Transfer nach Schalke spielen und kämpfen", lobte Werders Sportdirektor Klaus Allofs die beiden Torschützen. "Ich bin froh, dass wir unsere Chancen genutzt haben und uns durch den Doppelschlag vor der Pause einen Vorsprung erspielt haben. Das hat uns Sicherheit gegeben", meinte Schaaf.
Effektivität und Kampfgeist
Nach dem Platzverweis gegen Johan Micoud (Gelb-Rot, 66.) und dem Anschlusstreffer von Jens Nowotny (72.) hofften die Gastgeber wieder auf die Wende, doch Bremens Abwehr liess keinen weiteren Gegentreffer zu. "Es war sehr wichtig und grossartig von meiner Mannschaft, dass sie danach dagegen gehalten hat und kämpferisch durchgehalten hat", freute sich Schaaf. Kristian Lisztes stellte in der Nachspielzeit den Endstand her. Weiteres Beispiel der Bremer Effektivität: Der Elfmeter nach Nowotnys Foul gegen Charisteas war der erste Torschuss des Ungarn.
Bayer seit fünf Pflichtspielen sieglos
Weniger gut gelaunt präsentierte sich Leverkusens Trainer. "Unser Problem ist die Chancenauswertung. Das zieht sich in den letzten Wochen wie ein roter Faden durch. Bremen hat seine Chancen genutzt und bewiesen, dass es eine Spitzenmannschaft ist", urteilte Klaus Augenthaler. "Wir haben zwar drei gute Stürmer, aber die haben nur neun Tore erzielt, dagegen hat Ailton schon 15 auf seinem Konto. Das macht den Unterschied aus.
Bayer kassierte nach elf ungeschlagenen Bundesligaspielen die erste Niederlage seit fast vier Monaten. Zugleich war es die erste Heimpleite unter Augenthaler. In den vergangenen fünf Pflichtspielen (kein Bundesligasieg und das Pokal-Aus beim Regionalligisten TSG Hoffenheim) blieben die Rheinländer jedoch den Beweis schuldig, eine Spitzenmannschaft zu sein.
Nowotny sieht Rot
Tabellenführer war Bayer in dieser Saison an fünf Spieltagen, doch nun läuft Augenthalers Mannschaft Gefahr, am letzten Hinrundenspieltag in Stuttgart den Kontakt zu Platz eins zu verlieren. Zudem muss Bayer beim VfB auf Jens Nowotny verzichten. Der Kapitän sah in der Nachspielzeit nach einem vermeintlichen Foul an Charisteas die Rote Karte.
"Der Schiedsrichter hat einen 80-Meter-Sprint hinlegen müssen. Vielleicht hat er deshalb nicht gesehen, dass Jens den Ball gespielt hat. Rot war nicht berechtigt", meinte Calmund. Der Manager kündigte an, eine Stellungnahme beim DFB abgeben zu wollen, um so eine Sperre gegen Nowotny zu verhindern. Guter Start in die Rückrunde Pflicht. Ohne Micoud will Werder im letzten Heimspiel der Saison gegen Hansa Rostock einen guten Jahresabschluss feiern. "Es ist wunderbar an der Spitze zu stehen. Jetzt haben wir natürlich das grosse Ziel vor Augen, dort auch zu überwintern", sagte Nationalspieler Fabian Ernst.
"Dass wir das Zeug für ganz oben haben, das wissen wir. Das haben wir in den letzten Spielen gezeigt", ergänzte Ernst. "Aber wir wollen nicht zu voreilig sein und müssen erstmal gut in die Rückrunde starten." Das sah auch Schaaf nicht anders: "Wir haben ein gesundes Selbstbewusstsein, bleiben aber trotzdem weiter kritisch", erklärte der Ex-Profi. "Für uns zählt es jetzt, in der Rückrunde eine starke Leistung zu zeigen. Wir haben da in den letzten Jahren einiges hergegeben."