5. Spieltag (13.09.03) / 4. Tabellenplatz
Dortmund – WERDER 2 : 1 (1 : 1)
Dortmund hat trotz Sieg gegen Bremen die Seuche
München - Es ist die Woche der ungewöhnlichen Motivationsmethoden. Erst Rudi Völler, der die Nationalmannschaft mit seiner Brandrede zum 2:1-Sieg gegen Schottland geführt hatte. Dann der BVB, der seinen Spielern mit Gehaltsverzicht gedroht hatte. Dortmunds Klubboss Dr. Gerd Niebaum hatte im Sport1-Interview jedoch bereits vermutet: "Diese Massnahme wird die Mannschaft wachrütteln."
"Mannschaft hat Moral gezeigt"
Niebaum sollte Recht behalten: 2:1 siegten die Borussen gegen Werder Bremen. Glücklich zwar dank des Eigentors durch Werders Ismael, aber danach fragt hinterher nicht einmal mehr Trainer Matthias Sammer. "Wir haben nicht berauschend gespielt, aber so unglücklich, wie wir im letzten Jahr verloren haben, so glücklich haben wir dieses Jahr gewonnen. Ich sehe das vor allem positiv, weil die Mannschaft nach all dem, was ihr widerfahren ist, Moral gezeigt hat", sagte Sammer.
Kurioses Eigentor von Ismael
Und auch Manager Michael Meier war hochzufrieden: "In den letzten Wochen ist ein verzerrtes Bild von Borussia Dortmund entstanden. Die Mannschaft hat heute die richtige Antwort darauf gegeben." Glücklich war der Sieg gegen Bremen aber allemal. Selten zuvor hat man ein derart kurioses Eigentor gesehen, wie das von Valerien Ismael in der 70. Minute. "Das Tor zum 2:1 ist nicht mehr zu toppen. So etwas kriegt man nicht noch einmal hin", musste selbst Werder-Coach Thomas Schaaf mit Galgenhumor anerkennen.
"Das ist Fussball"
Unglücksrabe Ismael, der mit 84 Prozent gewonnener Zweikämpfe trotz des Eigentors erfolgreichster Defensivspieler war, trug es mit Fassung: "Ich habe ein Eigentor gemacht. Das ist bitter für das Team, denn wir haben eigentlich ein gutes Spiel gemacht. Aber das ist Fussball." Bremens Fabian Ernst wollte die Schuld an der Pleite jedoch nicht dem französischen Abwehrspieler in die Schuhe schieben. "Der Fehler passiert früher, als wir hinten wieder zu leichtsinnig gespielt haben und dann haben wir die Quittung dafür bekommen."
BVB nach der Führung zu behäbig
Doch Fehler machten auch die Dortmunder. Nach dem 1:0 durch Ewerthon (17.), der Marcio Amoroso im Sturm zumindest phasenweise gleichwertig ersetzte, präsentierte sich der BVB mit der für ihn fast schon typischen Behäbigkeit. "Wir haben zu wenig gespielt, sind zu wenig gelaufen, haben zu wenig Fussball gespielt, zu viele lange Bälle geschlagen, es ging nur noch Hauruck. Ein bisschen war dann auch sichtbar, was unser Präsident als Verwaltungs-Fussball bezeichnet hat", analysierte Sammer diese Phase des Dortmunder Spiels.
Sehenswerter Lisztes-Heber
Bremen jedenfalls liess sich durch den fünften Ewerthon-Treffer im fünften Spiel gegen Werder keineswegs entmutigen. Krisztian Lisztes war es, der in der 41. Minute mit einem sehenswerten Heber für die Norddeutschen ausglich Auch insgesamt war Bremen auf keinen Fall schlechter als der BVB, das sah auch Abwehrspieler Frank Baumann so: "Ich denke, dass heute nicht die schlechtere Mannschaft verloren hat, sondern dass wir gleichwertig waren. Es ist natürlich bitter, durch so ein Gegentor zu verlieren."
"Das war Unvermögen"
Von Pech wollte Werder-Trainer Schaaf jedoch nichts wissen: "Ich denke, dass das schon Unvermögen war. Wir haben uns heute selbst bestraft." Trotz des Sieges dürfte in Dortmund nach dem 2:1 kaum wirkliche Freude aufkommen. Grund dafür war die Verletzung von Juan Fernandez, der nach der ersten Hälfte mit Verdacht auf Kreuzbandriss ausgewechselt werden musste.
Fernandez mit Innenbanddehnung
Glück im Unglück: Nach dem Spiel stellte sich heraus, dass Fernandez lediglich eine Innenbanddehnung hat und "nur" drei Wochen ausfällt. "Es ist wirklich nicht mehr schön", urteilte Sammer. Christian Wörns fand für die Dortmunder Verletzungsmisere eine passende Bezeichnung: "So etwas nennt man wohl die Seuche.