14. Spieltag (29.11.03) / 2. Tabellenplatz
Hamburger SV - WERDER 1 : 1 (0 : 1)
29. Remis zwischen Hamburg und Bremen perfekt
Hamburg - Tabellenführung verpasst, aber Thomas Schaaf wollte sich einfach nicht in der Öffentlichkeit darüber ärgern. "Man muss auch mal mit einem Punkt zufrieden sein", wiederholte Werder Bremens Trainer nach dem 1:1 (0:1) im 79. Nordderby beim Hamburger SV gebetsmühlenartig, "wir haben doch nichts verloren und unsere Chancen nach oben gewahrt."
Bremen lässt sich den "Schneid abkaufen"
Da war sie wieder, die Bremer Bescheidenheit. Aber Schaaf und seine Spieler wissen wohl selbst am besten, dass man solche Partien gewinnen sollte, wenn man ernsthaft an den Titel denkt. "Wir haben gezeigt, was wir drauf haben, aber in der zweiten Hälfte haben wir uns etwas den Schneid abkaufen lassen", sagte Fabian Ernst. Schliesslich hatte Bremen sogar noch Glück, dass sich Schiedsrichter Herbert Fandel drei Minuten vor Schluss nicht zu einem Handelfmeter für den HSV durchringen konnte, als Paul Stalteri einen Kopfball von Bastian Reinhardt mit dem Arm auf der Linie abwehrte. "Das war ein klares Handspiel, er verschafft sich einen klaren Vorteil," meinte HSV-Trainer Klaus Toppmöller, "da kann man auch mal Elfmeter geben". Nur eine Woche nach seinem "falschen" Platzverweis gegen Hasan Salihamidzic in München stand Fandel damit erneut im Mittelpunkt. "Es war auf keinen Fall Strafstoss", sagte der Unparteiische, "der Arm ging nicht zum Ball." Aber jeder Bremer wusste, dass in dieser Szene durchaus Glück im Spiel war: "Den kann man pfeifen", sagte Torwart Andreas Reinke, "aber über die Saison gleicht sich sowas aus."
SVW dominiert in der ersten Hälfte
Dabei war es eine Demonstration der Spitzenklasse, die die Grün-Weissen im ersten Durchgang vor 55.500 Zuschauern in der ausverkauften AOL-Arena auf den Rasen zauberten. Spielerisch, technisch, taktisch und läuferisch dominierte Werder die Gastgeber, die zu Beginn grosse Schwierigkeiten hatten, überhaupt ins Spiel zu finden. "Ich habe meine Spieler in der Pause gefragt, wovor sie denn Angst haben", meinte Toppmöller.
Ailton vergibt "Hundertprozentige"
Vor Ailton zum Beispiel, Johan Micoud oder Fabian Ernst. "Werders Asse trumpfen auf", hatten die mitgereisten Fans auf Plakaten mit Zeichnungen ihrer Topstars geschrieben, und schon nach 26 Sekunden hatte Ailton eine hundertprozentige Torchance. Doch ausser der 1:0-Führung durch Ernst (28.) sprang beim Bremer Einbahnstrassenfussball nichts Zählbares heraus.
"Gelegenheit zum Sieg war da"
"Wir haben unsere Chancen im ersten Durchgang nicht genutzt", bedauerte Schaaf, "die Gelegenheit zum Sieg war da. Doch Ailton, Micoud und Krisztian Lisztes, sie alle waren diesmal letztlich nicht konsequent und abgebrüht genug und gaben dem HSV dadurch die Chance, in ein Spiel zurückzukommen, an dem er in den ersten 45 Minuten praktisch nicht teilgenommen hatte. Toppmöller wechselte zur Pause mit Christian Rahn auch die Wende ein. Der Nationalspieler flankte auf Sergej Barbarez, dessen Kopfball Andreas Reinke erstklassig parierte (46.), schoss aus 13 Metern drüber (47.) und verwandelte dann einen Freistoss direkt zum Ausgleich (50.). Aus halbrechter Position drehte er die Kugel flach mit dem linken Fuss ins kurze Eck. "Alle haben mit einer Flanke gerechnet, da habe ich einfach draufgehauen", sagte der Blondschopf.
Schaaf ärgert sich
Der HSV war plötzlich im Spiel, hatte Chancen und drückte die Bremer in die Defensive. Die grosse Souveränität war weg, die Bremer wirkten wie ein ganz normales Bundesligateam. "Das war die schlechteste zweite Hälfte seit Wochen", sagte Ivan Klasnic. So ärgerte sich Schaaf dann auch doch noch öffentlich über das weggeschenkte Tor zum Ausgleich. "Dieser Treffer wäre nun wirklich zu vermeiden gewesen", kritisierte der Trainer, "die Mauer stand schlecht und muss auch mal eingreifen. Jeder weiss, dass Rahn mit links schiesst.