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Spielberichte zur Bundesliga, DFB Pokal und International: Saison 2011/2012

Mainz lässt junge Bremer ganz alt aussehen

Quelle: Sportbild.de

Das Pfeifkonzert der Fans nach dem Abpfiff war nicht zu überhören und die Enttäuschung riesengroß: Werder Bremen gerät im Kampf um das internationale Fußball-Geschäft immer mehr in Zugzwang. Eine Woche nach dem mageren Heim-1:1 gegen den FC Augsburg mussten sich die Hanseaten am Samstag in der Bundesliga auf eigenem Platz dem FSV Mainz 05 sogar 0:3 (0:1) geschlagen geben und bangen dadurch ernsthaft um die für den Verein so wichtige Teilnahme an der lukrativen Europa League. Die äußerst effektiven Mainzer fuhren dagegen vor 40 132 Zuschauern durch die Tore von Adam Szalai (19. Minute) und Eric Maxim Choupo-Moting (48./74.) wertvolle Punkte im Abstiegskampf ein. Sie feierten zudem nach zuvor zwölf sieglosen Gastspielen in Serie wieder einen „Dreier” in der Fremde.

„Wir haben hier zwei Halbzeiten aufopferungsvoll verteidigt, wir haben hervorragend gekontert und uns diesen Sieg redlich verdient”, fasste 05-Trainer Thomas Tuchel die 90 Minuten ebenso trefflich wie zufrieden zusammen. Amtskollege Thomas Schaaf war dagegen bedient und beklagte erneut, dass Aufwand und Ertrag in keinem vernünftigen Verhältnis standen. „Wir sind zwar wieder viel gelaufen, müssen aber auch mal zum Torerfolg kommen”, monierte er nach der höchsten Heimschlappe seit viereinhalb Jahren. Das Spiel habe gezeigt, dass seine Mannen „nicht bissig genug waren”, meinte der Werder-Coach

Bei den Gästen wartete Trainer Tuchel mit einer Überraschung auf. Er ließ den Ex-Bremer Mohamed Zidan das komplette Spiel auf der Reservebank schmoren. Die Bremen, bei denen Torhüter Tim Wiese nach auskurierter Verletzung und Torjäger Claudio Pizarro nach abgesessener Sperre wieder in der Anfangself standen, hatten anfangs deutlich mehr vom Spiel. Und die Riesenchance zur Führung, doch der ebenfalls ins Team zurückgekehrte Philipp Bargfrede traf nach einer Hartherz-Flanke per Kopf lediglich den Pfosten (13.). Nach einem Konter machten es die 05er sechs Minuten später besser. Nach dem Klasse-Pass von Andreas Ivanschitz ließ Szalai erst Gegenspieler Francois Affolter aussteigen und dann mit dem folgenden Linksschuss Wiese keine Abwehrchance. Es war der zweite Saisontreffer des Ungarn. Unmittelbar vor der Pause musste er jedoch mit Verdacht auf Gehirnerschütterung gegen Choupo-Moting ausgetauscht werden.

Zu diesem Zeitpunkt hätten die Rheinhessen schon klarer führen können. Denn der starke Ivanschitz hatte per 25-Meter-Freistoß Pech, der ans Lattenkreuz klatschte (40.). Nationalkeeper Wiese hatte bei dem strammen Schuss nicht reagiert und wäre erneut machtlos gewesen. Nach Wiederanpfiff brachte Schaaf den genesenen Nationalspieler Marko Marin für den schwachen Aleksandar Ignjovski in die Partie. Doch ehe die Hausherren die Kontrolle übernehmen konnten, stand es 0:2. Choupo-Moting setzte sich in einem harten Zweikampf gegen Florian Hartherz durch und traf schon zum neunten Mal in der Saison. In Naldo, der erstmals in diesem Jahr im Kader stand, und dem gegen Augsburg als Torschütze erfolgreichen Niclas Füllkrug wechselte Schaaf zwei weitere frische Kräfte ein. Werder kam nun auch wieder etwas besser zur Geltung, doch insgesamt wurden die Aktionen zu ideenlos vorgetragen. Mehr als ein wegen Handspiels von Referee Knut Kircher (Rottenburg) zurecht nicht anerkannter Pizarro-Treffer (64.) und ein gefährlicher Naldo-Freistoß (72.) sprang bei den Bemühungen nicht heraus. Edeljoker Choupo-Moting setzte für die cleveren Gäste, die aus fast jeder Chance ein Tor machten, sogar noch einen drauf.

Last-Minute-Tor rettet Augsburg

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Dank Paul Verhaegh hat der FC Augsburg seine Chance auf den Verbleib in der Bundesliga gesteigert. Mit seinem Treffer in der Nachspielzeit (90.+2 Minute) zum 1:1 (0:0) bei Werder Bremen rettete der Abwehrspieler dem zum fünften Mal nacheinander unbesiegt gebliebenen Aufsteiger am Samstag einen ebenso wichtigen wie glücklichen Punkt. Denn die Bremer hatten vor 42 000 Zuschauern schon wie die sicheren Sieger ausgesehen. Mit seinem ersten Bundesliga-Tor hatte Youngster Niclas Füllkrug (61.) die Bremer in Führung geschossen. Mit der letzten Aktion des Spiels büßten die mit einer Not-Elf angetretenen Hanseaten dann aber doch noch zwei wertvolle Zähler im Kampf um die Europa-League-Qualifikation ein.

Ohne ein Dutzend Leistungsträger, darunter der verletzte Torhüter Tim Wiese und der gesperrte Torjäger Claudio Pizarro, versuchten die Bremer dem jüngsten Abwärtstrend entgegenzuwirken. Doch die „Jugend-Auswahl” mit einem Altersschnitt von 22,7 Jahren tat sich gegen den zuletzt aufstrebenden Aufsteiger außerordentlich schwer. Die ohne den am Oberschenkel verletzten Ex-Bremer Torsten Oehrl angetretenen Augsburger machten die Räume schnell und geschickt zu und den Hanseaten das Leben schwer, die zunächst nur durch Markus Rosenbergs Fernschuss (29.) eine nennenswerte Chance verbuchten.

Die besten Einschussmöglichkeiten boten sich vor der Pause den Gästen. Als die Bremer den Ball im Aufbauspiel wieder einmal verloren, tauchte Stephan Hain frei vor Sebastian Mielitz auf. Der für Oehrl in die Startelf gekommene Stürmer konnte den blitzschnell reagierenden Werder-Keeper aber nicht überwinden (27.). Acht Minuten später stand dann Ja-Cheol Koo nach einem Doppelpass frei vor Mielitz, diesmal passte Aleksandar Ignjovski auf und klärte Koos Lupfer kurz vor der Linie. Dennoch verabschiedeten Werders Fans ihre Elf nach einer langweiligen ersten Halbzeit mit Pfiffen in die Pause.

Nach dem Wechsel war dem Spiel der Werderaner nicht mehr so deutlich anzumerken, dass diese Mannschaft nicht eingespielt ist. Im Gegenteil: Dank verbesserter Einsatzbereitschaft und klareren Aktionen lief es bei den Hanseaten in der Offensive besser. Zweimal versprühte Füllkrug (47./49.) bei seinem Startelf-Debüt schon kurz nach dem Wiederanpfiff Torgefahr, doch weder sein Kopfball, noch sein Schuss fand den Weg ins Tor. Nach gut einer Stunde machte er es dann aber besser, als er mit einem satten Schuss aus 20 Metern Simon Jentzsch im FCA-Gehäuse überwinden konnte. Drei Minuten später wollte es Rosenberg dem 19-Jährigen nachmachen, doch sein Schuss strich am Kasten vorbei (64.). Die nun längst nicht mehr so auffällig agierenden Gäste hatten in dieser Phase im Vorwärtsgang keine zwingenden Aktionen zu bieten. Coach Jos Luhukay versuchte, mit der Hereinnahme von Sascha Mölders, Tobias Werner und Jan-Ingwer Callsen-Bracker die Offensive zu stärken - und wurde in der Nachspielzeit dafür belohnt.

Rückschlag im Kampf um die EL

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Einziger Torschütze war Shinji Kagawa (8.), der an seinem 23. Geburtstag zudem noch einmal den Pfosten traf (24.). Werder kam offensiv kaum zum Zuge, wirkte mit dem Dortmunder Angriffsspiel phasenweise überfordert, blieb jedoch dank der mangelnden Chancenverwertung des Gegners lange im Spiel. Am Ende war es für die Elf von Trainer Thomas Schaaf der erwartete Rückschlag im Kampf um die Europapokalplätze. Nach einer Schweigeminute für den ersten Bundesliga-Torschützen Timo Konietzka fackelte der BVB nicht lang und machte in der ersten Hälfte (fast) alles richtig - nur das zweite Tor fehlte. Die Dortmunder setzten die Vorgabe ihres Trainers Jürgen Klopp, der eine spielerische Reaktion auf das 0:0 beim FC Augsburg gefordert hatte, dennoch beeindruckend um: Nach einer Flanke von links legte Ilkay Gündogan traumhaft auf Kagawa quer, der ohne Mühe Sebastian Mielitz per Kopf überwand und sein neuntes Saisontor erzielte.

Mielitz war im Werder-Tor der Ersatz für den verletzten Tim Wiese. Der Nationaltorhüter hatte im Training eine Fraktur zwischen Jochbein und Nase erlitten - eine weitere Schwächung für den Außenseiter Werder, der auch ohne den gesperrten Toptorjäger Claudio Pizarro (16 Saisontreffer) antreten musste und defensiv recht konfus wirkte. Dementsprechend selten ließen sich die Hanseaten im ausverkauften Signal-Iduna-Park vor 80.720 Zuschauern zunächst im Dortmunder Strafraum blicken. Werder blieb kaum Luft zum Atmen, der BVB wirbelte, attackierte mit höchster Konsequenz, traf Pfosten (Kagawa, 24.) und die Querlatte (Sebastian Kehl, 35.). Mangels technischer Möglichkeiten kamen die Gäste allenfalls mal zu Fernschüssen, ein Problem, das sich bis tief in die zweite Halbzeit zog.

Die Bremer Ratlosigkeit war aber auch ein Verdienst des BVB, der drei Tage vor dem Pokal-Halbfinale beim Zweitliga-Spitzenreiter SpVgg Greuther Fürth die Räume eng machte und nach Ballgewinnen gewohnt blitzschnell umschaltete, wobei sich neben Gündogan besonders Kagawa auszeichnete - allerdings verfehlte er in der 54. Minute das leere Tor. Auch Mats Hummels überzeugte. Clemens Fritz sowie Mehmet Ekici waren im Bremer Team zumindest um etwas Ordnung bemüht.

Eiskalte Bremer halten Kurs Richtung Europa

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Mit seiner sportlichen Leistung hatte sich Claudio Pizarro sogar höchstes Lob vom gegnerischen Trainer verdient, doch seine Backpfeife gegen Gegenspieler Pogatetz erhitzte die Gemüter. Kurz nach der Pause schlug der Peruaner beim 3:0 (1:0)-Erfolg gegen Hannover 96 Emanuel Pogatetz mit der flachen Hand ins Gesicht. Schiedsrichter Christian Dingert bestrafte Pizarro nicht. Am Ende bereitete der Schütze des 1:0 (31.) sogar noch das 3:0 von Markus Rosenberg vor (56.). Sebastian Prödl hatte das zweite Tor erzielt. Pizarro muss wohl kein Nachspiel befürchten, da Dingert die Szene offenbar gesehen und bewusst nicht geahndet hat. Der schlitzohrige Stürmer beteuerte auch seine Unschuld. „Ich habe die Nerven nicht verloren”, sagte er treuherzig: „Ich habe ihm einen kleinen Klatsch gegeben, aber ich wollte das nicht, sondern nur seine Hand wegmachen.” Sein Trainer Thomas Schaaf meinte nach Studium der Fernsehbilder: „Sicherlich hat die Hand da nix zu suchen, aber er wird auch provoziert.”

Auch dank Pizarro bleibt Werder damit die Nummer eins im Fußball-Norden. Die Platzherren behaupteten den sechsten Platz, der zur direkten Europa-League-Qualifikation berechtigt. Die Niedersachsen bleiben Siebter. Vor 41.500 Zuschauern im ausverkauften Weserstadion drückte der Südamerikaner Pizarro einen von Mehmet Ekici präzise getretenen Freistoß aus sechs Metern Entfernung über die Torlinie. Auch den zweiten Treffer bereitete der Mittelfeldspieler per Freistoß vor. Im ersten Pflichtspiel nach seiner schweren Gesichtsverletzung traf der Österreicher Prödl in den Torwinkel, ehe Rosenberg nach Vorarbeit von Pizarro für den Endstand sorgte.

Drei Tage nach dem Hannovers 2:2-Unentschieden im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League bei Standard Lüttich kam die Mannschaft von Trainer Mirko Slomka besser in die Partie und stand in der 14. Minute dicht vor dem Führungstreffer. Binnen weniger Sekunden musste Werder-Innenverteidiger Sokratis zweimal in höchster Not klären. In der 29. Minute fand Konstantin Rausch in Werder-Keeper Tim Wiese bei einem Schuss aus kurzer Distanz seinen Meister. Die Gastgeber hingegen hatten Mühe, in die Partie hineinzufinden. Ein erstes Ausrufezeichen setzte Pizarro, der mit seinem Freistoß in der 21. Minute an 96-Torhüter Ron-Robert Zieler scheiterte. 180 Sekunden zuvor hatte Mittelfeldspieler Marko Marin das Spielfeld wegen muskulärer Probleme verlassen müssen, als Ersatz schickte Werder-Coach Thomas Schaaf Ekici auf den Rasen. Nach dem Seitenwechsel und dem schnellen zweiten Bremer Treffer ging bei den „Roten” mehr und mehr die spielerische Linie verloren, auch in der Offensive gelang fast nichts mehr. Slomka reagierte darauf und ersetzte nach einer Stunde den glücklosen Mohammed Abdellaoue durch den Polen Artur Sobiech. Torschütze Pizarro und Vorlagengeber Ekici waren die stärksten Akteure bei den Grün-Weißen.

Rehhagel-Triumph gegen Werder

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Trainer Otto Rehhagel ist ausgerechnet gegen seine „alte Liebe” Werder Bremen der Befreiungsschlag mit Hertha BSC gelungen. Der Altmeister führte die abstiegsbedrohten Berliner zu einem 1:0 (0:0) gegen seinen Ex-Klub und damit zum ersten Ligasieg seit mehr als vier Monaten. Mittelfeldspieler Nikita Rukavytsya erzielte in der 63. Minute den Siegtreffer zur gelungenen Heimpremiere von Rehhagel, der nach dem Tor vor Freude aufsprang, danach aber gleich wieder Anweisungen gab. Für die spielerisch eigentlich besseren Bremer bedeutet die Niederlage einen herben Rückschlag im Kampf um die internationalen Startplätze.

Den Gastgebern war die Verunsicherung in den ersten Minuten anzumerken. Sie bemühten sich zwar, Druck auf die gegnerische Abwehr auszuüben, doch vor dem Tor fehlte oft die Durchschlagskraft. Rehhagel, der von 1981 bis 1995 14 Jahre Bremen trainiert und dort große Erfolge gefeiert hatte, überraschte mit gleich vier neuen Spielern in der Startelf. Die Bremer warteten geduldig auf Fehler, um dann über Konter zum Erfolg zu kommen. Torjäger Claudio Pizarro, der im Hinspiel zweimal getroffen hatte, ließ in der 20. Minute die erste gute Torchance für die Gäste aus. Danach gingen die Bremer fast schon fahrlässig mit ihren Kontermöglichkeiten um, die meist vom flinken Marko Marin eingeleitet wurden.

Auch nach dem Seitenwechsel war zunächst Werder am Drücker, die erste Möglichkeit gehörte jedoch Hertha: Nach einer feinen Ablage von Raffael scheiterte Tunay Torun kläglich (51.). Mit zunehmender Spieldauer erhöhten die Gäste den Druck, Berlin hielt jedoch mit Leidenschaft und Zweikampfstärke dagegen. Nach dem überraschenden Führungstreffer verhinderte Torhüter Thomas Kraft mit einer Glanzparade gegen Pizarro (65.) den schnellen Ausgleich.