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Spielberichte zur Bundesliga, DFB Pokal und International: Saison 2010/2011

Elfer-Wahnsinn! Frings und Dzeko verschießen

Pokalfinalist Werder Bremen und Ex-Meister VfL Wolfsburg stecken in der Fußball-Bundesliga weiter in der Krise. Im „Duell der Enttäuschten“ trennten sich die beiden mit internationalen Ambitionen in die Saison gestarteten Teams in der Wolfsburger Arena 0:0. Passend zur Situation ließen beide Teams beste Chancen auf einen Befreiungsschlag ungenutzt. Torsten Frings vergab in der 74. Minuten ebenso einen Foulelfmeter für Bremen wie Edin Dzeko nur zwei Minuten später für die „Wölfe“. Bremen, das erstmals auf seinen ehemaligen Spielmacher Diego traf, gelang aus den letzten sieben Spielen nur ein Sieg.

Frings kommentierte seinen Fehlschuss so: „Früher habe ich 20 Elfmeter reingemacht – jetzt zwei Mal nicht. Beim nächsten Mal kann gerne ein anderer probieren. Ich muss nicht schießen. Wenn einer will, kann er es gerne machen.“ Vor 30.000 Zuschauern war Wolfsburgs Spielmacher Diego in der ersten Hälfte der auffälligste Akteur und sorgte gegen seinen Ex-Klub für die ersten aufregenden Szenen. Bei seiner ersten Aktion stand nach einem Pass Mario Mandzukic knapp im Abseits. Kurz danach schoss der Brasilianer einen Freistoß aus aussichtsreicher Position direkt auf Nationaltorwart Tim Wiese (8.). Auf der Gegenseite hätte ein Ballverlust Diegos dagegen fast den Rückstand der Gastgeber bedeutet. Doch nach einem schnellen Konter verzog Philipp Bargfrede knapp (10.).

Auch im weiteren Spielverlauf stand der selbst von den Bremer Fans mit Applaus begrüßte Regisseur im Mittelpunkt. Doch erneut Wiese verhinderte nach einem Schuss Diegos das Wolfsburger 1:0 (15.). Im anschließenden Spielverlauf waren die Gastgeber weiter spielbestimmend, Werder lauerte auf Konter und versuchte schnell umzuschalten. So auch in der 29. Minute: Nachdem Diego im Bremer Strafraum einen Elfmeter provozieren wollte, kombinierten die Gäste über Marko Marin und Aaron Hunt schnell nach vorne. Marko Arnautovic scheiterte allerdings aus spitzem Winkel mit einem harten Schuss.

Nach der Pause verflachte die Begegnung zusehens. Viele Fehlpässe im Mittelfeld führten dazu, dass kaum zielstrebige Aktionen zustande kamen. Die beste Möglichkeit hatte Sascha Riether, dessen schwacher Abschluss jedoch Wiese keine Probleme bereitete (55.). Auf der Gegenseite rettete nach einer Kombination Per Mertesacker wenige Meter vor der Torline vor dem einschussbereiten Mandzukic (62.). Wenige Minuten später war aber dann auch die Geduld des Publikums erschöpft. Einen Fehlpass von Kapitän Edin Dzeko quittierten die Fans mit Pfiffen.

Werder Kapitän Frings versagten in der Schlussphase vom Elfmeterpunkt die Nerven. Torwart Diego Benaglio lenkte den Strafstoß an die Latte. Bargfrede war zuvor zu Fall gebracht worden. Wenige Minuten setzte Dzeko einen Foulelfmeter über die Querlatte. Die letzte Großchance der Gäste vergab Marko Arnautovic (82.) leichtfertig. Beste Spieler aufseiten der Gastgeber war Diego, bei Werder überzeugte nur Wiese.

Quelle: Sportbild

Almeida knallt St. Pauli weg

Werder kann doch noch gewinnen! Nach 7 Pflichtspielen in Folge ohne Sieg gewannen die Bremer 3:0 gegen Aufsteiger FC St. Pauli. Überragend: Werder-Stürmer Hugo Almeida, der alle 3 Tore erzielte. Schon ganz früh legen die Bremer den Grundstein für den wichtigen Sieg. Fritz sieht die Lücke in der Pauli-Abwehr, spielt Hugo Almeida schön an. Der Stürmer verwandelt aus 15 Metern sicher (1.). Sein erster Streich. Pauli ist nicht geschockt, sucht den Weg nach vorn. Oczipka flankt von links, Asamoah steigt in der Mitte hoch, köpft aufs Tor – Latte (2.)! Tor für Bremen, Lattenschuss für St. Pauli – was für ein Auftakt!

Danach gibt Werder weiter Gas, hat gute Chancen durch Mertesacker (4.) und Marin. (7). In der 20. Minute dann das 2:0. Paulis Bartels patzt im Mittelfeld, unterläuft einen Ball. Marin bedankt sich, schickt Almeida. Der läuft allein aufs Tor zu, schiebt mit links ins Tor. Almeidas zweiter Streich. Wie nach dem 1:0 antwortet St. Pauli mit einem Lattentreffer: Im Strafraum leitet Ebbers per Fallrückzieher (!) zu Bartels weiter, der muss aus fünf Metern eigentlich das Tor machen. Wiese lenkt den Ball aber stark an die Latte (21.). Werder (wie gegen Tottenham mit den Nachwuchsspielern Felix Kroos und Schmidt in der Start-Elf) hat das Spiel danach bis zur Pause mit wenig Aufwand im Griff. Der Aufsteiger aus Hamburg spielt zwar gefällig, wird aber selten gefährlich.

Nach der Halbzeit tut St. Pauli mehr für das Spiel, aber wie schon im ersten Durchgang fehlen die klaren Chancen. Werder macht's besser: Der eingewechselte Husejinovic spielt den Ball am Strafraum ins Zentrum, Frings lässt den Ball durch die Beine laufen. Dahinter lauert Almeida, macht seine 3. Bude (64.). Schon sein 9. Tor diese Saison! Doch dann trübt Werders Tor-Held seine tolle Leistung. In einem Zweikampf fühlt er sich von Zambrano provoziert, verliert die Nerven und schlägt den Peruaner zu Boden (80.). Glatt Rot wegen Tätlichkeit, die lange Sperre folgt – ganz dumm! In der 90. Minute kriegt auch Paulis Thorandt nach üblem Tritt gegen Frings Rot. Almeida stellt sich nach dem Abpfiff bei Sky: „Ich bin viel gefoult worden im Spiel, da sind mir die Nerven durchgegangen. Ich muss mich bei Fans und Mannschaft entschuldigen.“ Werder hat durch den Erfolg Anschluss ans Tabellen-Mittelfeld wieder hergestellt.

Selbst für Europa League zu schlecht

Von MARKUS BALCZUWEIT

Tschüs Champions League, tschüs Europa League – Werder Bremen verabschiedet sich mit einem 0:3 bei den Tottenham Hotspurs von Europas Fußball-Bühne! Die Bremer könnten am letzten Spieltag Twente Enschede theoretisch zwar noch nach Punkten einholen. Doch weil Werder den direkten Vergleich gegen die Holländer verlor (1:1, 0:2), ist auch Platz 3 futsch. Werder ist sogar für den Verlierer-Cup zu schlecht!

Bei Tottenham musste Thomas Schaaf gleich auf zehn Spieler verzichten. Am Morgen hatte sich noch Hugo Almeida mit Oberschenkelproblemen abgemeldet. Also schickte Schaaf mit Felix Kroos (19) und Dominik Schmidt (23) zwei Amateure erstmals in ein Pflichtspiel. Was für ein undankbares Debüt...

Das Spiel war nach sechs Minuten verloren, als Kaboul aus 7 Metern freistehend trifft. Sekunden vor dem Pausenpfiff macht Modric das 2:0, nachdem Per Mertesacker das Kopfball-Duell gegen Crouch verloren hatte. Das 3:0 durch Crouch (79.) beendete dann einen weiteren Tiefpunkt – Werder hat auch das sechste der letzten sieben Pflichtspiele verloren. Bei Werder überzeugt wieder nur Torwart Wiese, der einen Elfer von Bale hält (53.) und etliche Distanzschüsse der Londoner parierte.

Wie tief kann Werder noch fallen? Erstmals seit sieben Jahren überwintern die Bremer nicht im Europapokal. Dazu das Aus im DFB-Pokal, der tiefe Fall in der Liga. Clemens Fritz setzt auf das Miteinander: „Wir sind da zusammen reingerutscht und werden da auch wieder gemeinsam aus der Krise rauskommen.“

Quelle: Sport-Bild

Klaus Allofs war bleich wie die Betonwand, vor der er sich zur Rede stellte. Die Wut, den Frust und seine Ratlosigkeit vereinte der Klubchef in einem einzigen Satz. „Das war mein schwerster Tag, seitdem ich bei Werder Bremen bin“, sagte Allofs nach dem 0:4 (0:2) bei Schalke 04 mit heiserer, fast flüsternder Stimme. Es war ein Satz mit hoher Aussagekraft: Klaus Allofs leitet die Geschicke des Vereins seit dem 13. Juli 1999.

Sein 4150. Tag bei Werder war in der Tat ein ganz besonders demütigender. „Unprofessionell, unkonzentriert, eine Riesenenttäuschung“ – so lautete Allofs' Fazit nach 90 schlimmen Minuten, die den einst stolzen viermaligen Meister und früheren Europapokalsieger endgültig zum perfekten Aufbaugegner stempelten. 0:6 in Stuttgart, 0:4 auf Schalke, 1:4 in Hannover, 1:4 in Hoffenheim – blamabel.

Der Blick in die Statistik ist nur ein weiterer Schlag ins Gesicht der taumelnden Hanseaten. Noch nie in der Bundesliga hatte der SV Werder nach 13 Spieltagen mehr als 31 Gegentore kassiert, drei Bundesliga-Spiele in Folge ohne Tor gab es zuletzt vor mehr als siebeneinhalb Jahren. Um ein schlechteres Torverhältnis aus drei Ligaspielen (aktuell 0:10) aufzustöbern, muss man die staubigen Seiten umblättern. Es war 1980, vor 30 Jahren. Damals schoss Allofs Fortuna Düsseldorf zum DFB-Pokal-Sieg, viele der heutigen Werder-Profis waren noch nicht einmal in der Familienplanung.

Weil keine Besserung in Sicht ist, begann die Krisensitzung der Werder-Schwergewichte bereits in der Sekunde des Abpfiffs am Spielfeldrand. Allofs und Trainer Thomas Schaaf steckten minutenlang die Köpfe zusammen. Als sie vor die Presse traten, wurden Sätze mit „Das sind keine Durchhalteparolen“ eingeleitet, um im Nebensatz doch die altbekannten Platitüden folgen zu lassen. Die große Schelte für die desolate Mannschaft blieb aus. „Das können wir nicht tolerieren“ war noch der härteste Satz, zu dem Schaaf sich hinreißen ließ: „So etwas tut uns nicht gut.“

Dabei war Werder mit dem 0:4 noch gut bedient. Leicht hätte es für den Champions-League-Teilnehmer, der 20 Minuten lang flott mitspielte, in die Nähe der Zweistelligkeit gehen können. Anscheinend war es ein fatales Zeichen aller Verantwortlichen, das magere 0:0 gegen Eintracht Frankfurt vor einer Woche als Fortschritt zu verkaufen. „Das haben wir gedacht“, sagte Allofs, „jetzt fangen wir von vorne an.“

Woher allerdings ein plötzlicher Wandel kommen könnte, steht derzeit in den Sternen, das Werder-W hängt in bedenklicher Schieflage. „Wir mussen so schnell wie möglich die Dinge regeln“, sagte Schaaf, der allerdings seine Hilflosigkeit schonungslos einräumte. „Es gibt keinen Plan B oder C. Wir haben nur den einen. Den müssen wir besser umsetzen.“

Plan A allerdings geht in schöner Regelmäßigkeit schief. Vorbei sind die Zeiten, in denen Bremen dank herausragender Einzelkönner wie Diego mit vielen Toren die auch damals schon eklatante Abwehrschwäche kaschieren konnte. Wo die Spiele früher 4:4 ausgingen, enden sie nun eben 0:4. „Es reicht nicht, immer im Mittelfeld schön zu spielen“, sagte Schaaf daher: „Wir müssen Tore schießen und Tore verhindern.“

Dies dürfte am Mittwoch in der Champions League bei Tottenham Hotspur schwierig werden, zumal die Personaldecke extrem dünn ist. „Es darf bis dahin nicht mehr viel passieren, sonst bekommen wir keine Mannschaft zusammen“, sagte Allofs. Anschließend ging er in sich und fand einen Rest Optimismus. Es sei der schwerste Tag bei Werder gewesen, sagte er: „Morgen kann es jedoch schon besser für uns aussehen.“ Sein Gesicht sprach eine andere Sprache.

Schalke zerlegt Werder

Aufbaugegner Werder Bremen hat auch Schalke 04 aus der Krise geholfen. Die Hanseaten verloren am 13. Spieltag der Bundesliga beim Vize-Meister nach einem Dreierpack von Raúl verdient mit 0:4 (0:2) und werden in der Tabelle weiter nach hinten durchgereicht. Werder nun seit vier Ligaspielen ohne Sieg und wartet seit 360 Pflichtspielminuten auf ein Tor.

Dafür leistete Werder bei allen Treffern der Gastgeber Schützenhilfe. Beim 1:0 hatte Torhüter Tim Wiese noch das Pech, zur richtigen Zeit am falschen Ort zu sein. Ein Kopfball von Christoph Metzelder prallte an die Querlatte, danach auf Wieses Rücken und schließlich ins Tor (22.). Vor dem 2:0 aber wehrte Wiese einen Freistoß direkt vor die Füße des Torschützen Raul (45.+2) ab, der wenige Minuten später darauf auch noch einen Querschläger von Per Mertesacker zum 3:0 nutzte (56.). Dem dritten Treffer des Spaniers (72.) ging ebenfalls ein Fehler voraus – diesmal war Daniel Jensen der Schuldige. In der 85. Minute sah zudem der Bremer Philipp Bargfrede nach wiederholtem Foulspiel die Gelb-Rote Karte.

Werder, das in der Vorwoche ein 0:0 gegen Eintracht Frankfurt als Fortschritt verkauft hatte, zerfiel wieder einmal in seine Einzelteile. Jefferson Farfan hätte allein vor Wiese sogar noch ein weiteres Tor erzielen können, vertändelte diese Riesenchance jedoch. Schalke-Trainer Felix Magath hatte nach den zuletzt schwachen Leistungen seiner defensiven Mittelfeldspieler hart durchgegriffen und die „Doppelsechs“ neu formiert. Jermaine Jones flog aus dem Kader, Ivan Rakitic saß auf der Bank, Peer Kluge und Joel Matip rückten in die Startelf. Doch sowohl diese Maßnahme als auch eine kernige Krisenpredigt des Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies wären fast schon nach 42 Sekunden verpufft gewesen, als Hugo Almeida mit einem Kopfball knapp scheiterte. Die Gastgeber hatten ihrerseits durch Klaas-Jan Huntelaar (6.) eine erste Chance.

Schalke hatte nun das Heft in der Hand. Torjäger Klaas-Jan Huntelaar rutschte bei einem Fallrückzieher zwar der Ball über den Spann (21.), die kuriose, aber nicht unverdiente Führung ließ jedoch nur noch 60 Sekunden auf sich warten. Werder fiel offensiv kaum etwas ein, obwohl die Schalker Abwehr wieder einmal nicht sattelfest wirkte. Almeida mühte sich zwar redlich, bekam auch in der zweiten Halbzeit aber viel zu wenig Unterstützung. Von einem Aufbäumen war nichts zu spüren. Stattdessen spielte Schalke nun selbstbewusst nach vorne und war nach Rauls traumhaftem Lupfer zum 4:0 drauf und dran, die Bremer vor 61.673 Zuschauern abzuschießen.

Raul zeichnete aus, dass er immer goldrichtig stand, wenn es nach Gefahr roch. Auch sein Teamkollege Edu machte ein gutes Spiel. Werder enttäuschte ohne Ausnahme.