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Spielberichte zur Bundesliga, DFB Pokal und International: Saison 2010/2011

Werder kämpft ums Überleben

Von C. SONNENBERG, P. ARENS und T. RÖHN

Sie stemmen sich mit aller Kraft gegen den Abstieg! 2:2 gegen Leverkusen. Werder erkämpft sich einen Punkt. Dabei sind die Bremer schon so gut wie K.o., liegen mit 0:2 zurück. Aber durch ein Eigentor von Kießling kommen sie noch mal ran (82.). Sebastian Prödl sorgt in der Nachspielzeit in Überzahl (Gelb-Rot für Vidal/87.) für den Ausgleich.

Werder kämpft ums Überleben! Dabei fängt es ganz schlimm an: Wiese (nach drei Spielen Rotsperre wieder im Kasten) irrt bei einer Ecke von Renato Augusto durch den Fünfer. Derdiyok fliegt heran, köpft aus drei Metern ein (42.). Nach dem Tor von Rolfes (67.) scheint alles klar. Heynckes wechselt Ballack ein. Doch der kann nicht verhindern, dass Leverkusen im Kampf um Platz 2 nur einen Punkt auf die Bayern gutmachen kann – und bereits auf 12 Punkte hinter Dortmund wegrutscht.

Ein gefühlter Sieg für Werder. Aber die Bremer warten seit sechs Spielen auf einen echten Dreier. Die Fans feiern trotzdem Thomas Schaaf! Stehende Ovationen, als der Trainer vorm Spiel das Stadion betritt. Nach dem 0:1 ein Plakat mit der Aufschrift „Thomas Schaaf bleibt!“ Ein anderer hört freiwillig auf: Torsten Frings (34) bestätigt einen Bericht der BILD am SONNTAG, dass er seine Karriere beenden will. Sagt zu Sky: „Ich habe mit Schaaf und Allofs gesprochen und ihnen mitgeteilt, dass ich im Sommer gerne aufhören will. Ich will aber gerne bei Werder bleiben, der Verein will das auch.“

Werder schon in Zweitliga-Form...

Von KAI-UWE HESSE, MARKUS BALCZUWEIT, BABAK MILANI und ALEX VON KUCZKOWSKI

Katastrophales 0:4! Nur ein Sieg in den letzten neun Spielen. Aber Allofs hält Schaaf immer noch für den richtigen Trainer: „Die Mannschaft ist schuld.“ Hamburg siegt 4:0 gegen Werder. Versöhnt sich mit den Fans nach der peinlichen 0:1-Pleite im Stadtduell gegen St. Pauli. Die Bremer können mit dem Druck offensichtlich nicht so gut umgehen. Werder schon in Zweitliga-Form ... Die Grusel-Bilanz: nur ein Sieg in den letzten neun Spielen. Mit 48 Gegentoren die zweitschlechteste Abwehr der Liga (Gladbach: 56). Erst 28 Treffer selbst erzielt, nur vier Teams sind noch schlechter.

Aber Thomas Schaaf darf bleiben! Vereins-Boss Klaus Allofs: „Der Trainer steht nicht zur Disposition. Wir arbeiten auch in Zukunft mit ihm zusammen. Es gibt keinen Trainer, der aus dieser Mannschaft mehr rausholen kann. Die Mannschaft ist schuld, nicht Thomas Schaaf. Der Trainer tut mir leid. Die Fans tun mir leid. Ich kann mich nur entschuldigen.“ Und was sagt Schaaf dazu: „Ich bin Druck gewohnt.“ Der Druck wird immer größer. Allofs’ Analyse der 0:4-Schmach kurz und knapp und korrekt: „Die Leistung war schlimm. Wir haben haarsträubende Fehler im Defensiv-Verhalten gemacht und sind nicht in der Lage, gefährlich nach vorne zu spielen. Mich wundert, dass sehr erfahrene Spieler diese Fehler machen.“

Damit ist vor allem Per Mertesacker gemeint. Der Nationalspieler ist an drei Gegentoren beteiligt. Mertesacker: „Es war ein rabenschwarzer Tag. Wir müssen uns berappeln. Ich freue mich auf bessere Zeiten. Wir können Abstiegskampf.“ Bessere Zeiten? Auf die kann Mertesacker lange warten, wenn Werder weiter so auftritt. Und dass die Bremer Abstiegskampf können, danach sieht es im Derby nicht aus. Nicht nur Mertesacker völlig außer Form. Stars wie Torsten Frings („Ich schäme mich als Bremer“) und Marko Marin gehen total unter. 6,5-Mio-Neuzugang Marko Arnautovic und Aaron Hunt stolzieren lustlos über den Platz. Der Rest brave und biedere Mitläufer. So kann bald Wirklichkeit werden, was die HSV-Fans höhnisch sangen: „2. Liga, Werder ist dabei ...“

Mertesacker trifft, aber die Krise bleibt

Von T. Röhn, H. Niedderer und M. Balczuweit

Ein Befreiungsschlag sieht anders aus... Durch das 1:1 gegen Hannover verhindert Bremen den Sturz auf den Relegationsplatz. Aber das Unentschieden bringt Werder im Abstiegskampf nicht weit. Platz 14, nur einen Punkt Vorsprung auf Platz 16. Und von den Rivalen das schlechteste Torverhältnis (-16).

Merte trifft, die Krise bleibt! Bremen will, kämpft. Aber Hannover trifft zuerst: Ya Konan lässt Silvestre alt aussehen, erzielt aus sieben Metern das 0:1 (26.). Nach der Pause drängt Werder: Hunt-Freistoß, Mertesacker kommt zum Kopfball, macht aus sieben Metern das 1:1 (50.). Die größte Chance zum Sieg vergibt Stindl. Der scheitert frei vor Bremen-Torwart Mielitz (80.). Nach Abpfiff geht’s nochmal richtig rund. Schmiedebach foult Marin, sieht seine 5. Gelbe. Rudelbildung. Allofs, Schaaf und Slomka rudeln mit. Christian Schulz: „Schmiedebach darf sich nicht provozieren lassen. Eine Dummheit!“

Werder ist über den Punkt enttäuscht. Mertesacker: „Zu wenig im Abstiegskampf.“ Auch Frings ist unzufrieden: „Es ist einfach zu leicht, gegen uns Tore zu machen.“ Und Werder ist sauer auf Schiri Brych: Ya Konan (schon verwarnt) hatte den Ball absichtlich mit der Hand gespielt, darf aber auf dem Platz bleiben. Und Werder ist besorgt um Stürmer Pizarro. Der muss mit Muskelverletzung angeschlagen runter (63.). Verdacht auf Zerrung – Derby beim HSV in Gefahr!

Pizarro hält Werder am Leben

Von PETER DÖRR, CHRISTOPH SONNENBERG u. JOACHIM BREMSER

91 Minuten und 53 Sekunden lang starrt Thomas Schaaf (49) aufs Spielfeld. Sein Gesicht ist reglos. So, als hätte er sich und seine Mannschaft schon aufgegeben. Dann explodiert der Trainer plötzlich vor Freude. Weil ihn ein Geistesblitz von Claudio Pizarro (32) aufweckt. Und den SV Werder Bremen am Leben hält. 1:1 in Mainz! Das erste Auswärts-Tor nach 556 Minuten bewahrt Werder vor dem Sturz auf Rang 16, einen Abstiegsplatz. Und es verschafft Schaaf Zeit. Denn dem Trainer helfen in der schlechtesten Werder-Saison seit dem Abstieg 1980 nur Punkte.

In der Woche kursierte das Gerücht, Werder-Boss Klaus Allofs (54) habe sich mit Hoffenheims Ex-Trainer Ralf Rangnick (52) getroffen. Allofs dementierte wütend. Er vertraut Schaaf: „Ich bin total überzeugt davon, dass er der richtige Trainer ist.“ Der Ur-Bremer Schaaf (seit 1972) denkt nicht an einen Rücktritt. Der Pizarro-Geistesblitz macht ihm nun zusätzlich Hoffnung. Schaaf: „Die Mannschaft hat sich mit Kampf und Bereitschaft gegen die Niederlage gestemmt. Aufgrund des Treffers kurz vor Schluss ist der Punkt für uns ein Erfolgserlebnis. Es war ein kleiner Schritt, aber wir brauchen noch viel mehr davon.“

Dafür ist Pizarro da. Der Torjäger sagt nach seinem Geistesblitz: „Ich glaube, das ist die Wende. Ich habe keine Zweifel, dass wir eine Mannschaft sind. Wir müssen alle zusammen kämpfen und von unten wegkommen.“ Werder holt einen Punkt für die Tabelle und drei für die Moral. Abwehr-Chef Mertesacker: „So muss es weitergehen. Anders kannst du nicht bestehen.“ Torwart Mielitz (für den gesperrten Wiese): „Ich hoffe, unsere Köpfe sind jetzt frei.“ Boss Allofs: „Die Mannschaft hat gekämpft und sich reingehauen und ist belohnt worden.“

Riesen-Krise und Rambo Wiese

Von MARKUS BALZCUWEIT, FELIX SEIDEL und TIM RÖHN

Früher war es mal ein Spitzenspiel. Jetzt ist es nur noch ein Nord-Süd-Duell. Und trotzdem ist viel drin: Bayern siegt 3:1 in Bremen. Für Werder wird die Lage immer dramatischer. Abgerutscht auf Rang 15. Die Abstiegsplätze kommen bedrohlich nahe. Die Riesen-Krise geht an die Nerven ...

Robben dreht das Spiel, Wiese dreht durch! Arjen Robben leitet in seinem ersten Einsatz über volle 90 Minuten nach halbjähriger Verletzungspause mit seinem Ausgleich die Wende ein. Werder-Torwart Tim Wiese sieht Rot, als er kurz vor Schluss Thomas Müller brutal abgrätscht. Werder im Abstiegs-Bereich. Klub-Boss Klaus Allofs ist alarmiert: „Wenn wir so spielen wie gegen die Bayern, holen wir bald die Punkte, die wir brauchen. Aber ich habe die Sorge, dass wir weiter so Spiele abliefern wie vor einer Woche beim 0:3 in Köln.“ Trainer Thomas Schaaf: „Am Ende haben wir unglücklich verloren. Wir haben eine gute Reaktion auf die Niederlage in Köln gezeigt.“ Er selbst sitzt weiter fest im Sattel. Schaaf zu seiner Situtation: „Das Vertrauen ist da. Das war bisher so. Ich denke, dass das auch weiter so sein wird. Wenn es nicht so wäre, werde ich das erfahren.“

Mehr als mit eigenen Fehlern beschäftigten sich die Bremer aber mit einem dicken Patzer von Schiri Thorsten Kinhöfer, der beim Stande von 1:1 einen klaren Handelfer (Luiz Gustavo) verweigerte. Allofs stinksauer: „Das ist lächerlich. Das macht keinen Spaß mehr. Alle haben das gesehen.“ Noch deutlicher wird Kapitän Torsten Frings: „Der Schiri war grottenhaft. Er war wohl ein bisschen für Bayern. Wenn er den Elfer gepfiffen hätte, dann wäre das ein anderes Spiel geworden. Und Wiese wäre nicht vom Platz geflogen.“ Kinhöfer aber steht auch nach dem Spiel zu seiner Entscheidung: „Das war kein Elfmeter.“

Werder-Torwart Wiese verschwindet nach dem Spiel schnell aus dem Stadion. Erklärt seine Attacke auf Müller, die zum Platzverweis führt, so: „Machen wir vorher den Fehlpass nicht, wäre es gar nicht zu der Situation gekommen. Ich musste rauskommen, wollte den Ball weghauen. Aber leider war Müller schneller am Ball ..."