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geschichte des sv werder bremenUnter diesem Link wird die glorreiche Geschichte des SV Werder Bremen von der Gründung bis zur Gegenwart beschrieben. Der besseren Lesbarkeit wegen ist der Artikel in Abschnitte unterteilt - siehe dazu den Artikel-Index auf der rechten Seite.

 

Namensgebung

Das Wort Werder bezeichnet eine Flussinsel oder das Land, das von einem Fluss aufgeschwemmt wurde. Der Vereinsname ist von dem an der Weser gelegenen Stadtwerder abgeleitet. Auf diesem befand sich auch das erste Trainings- und Spielgelände des SV Werder. Das Vereinsstadion, das Weserstadion, in dem die 1. Mannschaft des SV Werder ihre Heimspiele austrägt, befindet sich auf dem Peterswerder.

 

Gründung

Die Gründung erfolgte am 4. Februar 1899 durch 16-jährige Schüler aus bürgerlichen Kreisen. Sie gründeten mit dem "Fussballverein Werder von 1899" einen reinen Fussballverein, den Vorläufer des heutigen SV Werder Bremen. Die Schüler spielten mit einem Fussball erstmalig am Stadtwerder. Diesen Fussball hatten sie zuvor bei einem Tauzieh-Wettbewerb gewonnen, somit war der Grundstein für den FV Werder Bremen und dessen Namensgebung geschaffen.

 

Erste Jahrzehnte

Schon im Dezember 1899 trat der FV Werder dem Verband Bremer Fussball-Vereine bei. 1903 wurde der Verein mit drei Mannschaften erstmals in allen drei existierenden Spielklassen Bremer Meister. Ab 1905 verlangte der FV Werder Bremen Eintrittsgeld, was ein Novum war. 1912 gelang dem FV Werder Bremen die Qualifikation für die neu gegründete Norddeutsche Verbandsliga (Teilnahme ab 1913). Während des ersten Weltkriegs wurde der Spielbetrieb trotz Kriegswirren und nationalistischen Tendenzen (englische Herkunft des Fussballs) weitergeführt. 1916 wurde erneut die Bremer Meisterschaft gewonnen.

Nach dem Krieg wurde mit der Neustrukturierung des Vereins begonnen, ab 1919 durften auch Frauen Mitglieder werden. Es fand eine Diversifizierung vom Fussball- zum Sportverein statt. Ebenfalls 1919 erfolgte die Umbenennung in Sportverein Werder Bremen von 1899, Fussball blieb aber die wichtigste Sportart innerhalb des Vereins. Es gab jetzt zeitweilig schon mehr als 1000 Mitglieder.

Ab 1921 spielte Werder in der Westkreisliga, der damals höchsten Spielklasse. In der ersten Saison wurde der siebte Platz erreicht, bei allerdings nur acht Mannschaften. 1922 engagierte der Verein mit dem Ungarn Franz Konya erstmals einen professionellen hauptberuflichen Trainer In dieser Spielzeit wurde die Liga in die Staffeln Weser und Jade unterteilt. Werder erreichte in der Jade-Staffel den ersten Rang und wurde nach einem 5:0-Sieg im Entscheidungsspiel gegen den VfB Oldenburg Meister der Westkreisliga. Die Qualifikation zur Endrunde um die inoffizielle Norddeutsche Meisterschaft gegen Arminia Hannover ging verloren. Ab der Saison 1924/25 wechselte Werder in die Staffel Weser, belegte wieder den ersten Rang, erneut aber wurde das Entscheidungsspiel verloren, diesmal mit 1:6 gegen den Bremer SV. Im folgenden Jahr wurde erneut die Vizemeisterschaft der Westkreisliga erreicht, wie auch im folgenden Jahr, jetzt aber wieder als Finalist der Staffel Jade antretend. Die Saison 1929/30 wurde auf Platz vier in der Oberliga Weser/Jade abgeschlossen. 1931 schied der Verein im Achtelfinale der Endrunde um die Norddeutsche Meisterschaft nach Verlängerung mit 2:3 aus. Die nächsten zwei Jahre waren nicht von Erfolg gekrönt. 1934 bei der WM trug erstmals ein Bremer Spieler das Trikot des Nationalteams, nachdem zuvor ab den frühen 30er-Jahren gezielt in Verstärkungen mit späteren Nationalspielern investiert worden war.

1925 gab es noch keinen geeigneten Ort, wo trainiert und die Heimspiele ausgetragen werden konnte. Werder konkurrierte damals mit dem Allgemeinen Bremer Turn- und Sportverein (ABTS) um den Bau eines Stadions am Weserufer, wobei letzterer sich durchsetzte. Seit 1930 trug Werder die meisten, später alle seine Heimspiele in der nun Weserstadion genannten ehemaligen ABTS-Kampfbahn aus, da sich der ABTS beim Bau finanziell übernommen hatte und das Stadion an Werder verpachten musste.

Werders erste überregionale Erfolge fielen in die Zeit der NS-Diktatur. 1934, 1936, 1937 und 1942 wurde die neue Gaumeisterschaft Niedersachsen gewonnen, 1935 und 1943 in anderen Gauligen die Vizemeisterschaft. Kurz vor Ende des Krieges musste der Spielbetrieb eingestellt werden. Am 10. November 1945 wurde der Sportverein Werder Bremen von 1899 aufgelöst und nach einer Fusion mit den 1933 verbotenen Vereinen TV Vorwärts Bremen und Freie Schwimmer 1910 Bremen wieder gegründet. Schon 1946 musste aufgrund von Vorgaben der amerikanischen Besetzungsmacht mit SV Grün-Weiss 1899 Bremen erneut ein anderer Vereinsname angenommen werden. Es durften damals keine Vereine, die es schon während er NS-Zeit gegeben hatte, weiter bestehen. Der neue Name wurde dem Verein einen Monat später durch die enthaltene Jahreszahl verboten. Am 28. März 1946 erfolgte eine weitere Umbenennung, diesmal in SV Werder Bremen. 1946 wurde der Spielbetrieb in Bremen wieder aufgenommen, worauf Werder gleich die Stadtmeisterschaft sowie ein Jahr später die Niedersachsenmeisterschaft gewann.


Die Nachkriegszeit (Oberliga Nord)

Von 1947 bis 1963 gehörte Werder der Oberliga Nord an. In dieser wurde inoffiziell um die norddeutsche Meisterschaft gespielt, wobei sich die besten Mannschaften für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft qualifizierten konnten. In den Endrunden trat Werder unter anderen gegen den FC St. Pauli und Hannover 96 an. Der HSV gewann den Oberligatitel in den ersten sechzehn Jahren Fünfzehnmahl, aufgrund dessen Werder deutlich im Schatten des HSV stand. Werders Situation verbesserte sich, indem Trainer und Mannschaft verstärkt wurden. 1958 konnte Werder neben Helmut Schimeczek nach einem langen Streit mit dem HSV auch den späteren Nationalspieler und Spielmacher Willi Schröder für sich gewinnen. Zuvor hatte der HSV versucht, Schröder mit einem verbotenen Handgeld in der Höhe von 15'000 Deutschen Mark nach Hamburg zu holen. Der schändliche Versucht flog aber auf. 1961 erfolgte die Verpflichtung der Spieler Willi Soya und Helmut Jagielski. Dadurch konnte Werder sich in den letzten Spielzeiten hinter dem HSV als zweiterfolgreichste Mannschaft des Nordens etablieren. Von 1959 bis 1963 wurde Werder durchgehend Vizemeister der Oberliga Nord. Neben dem HSV und Eintracht Braunschweig konnte sich Werder dadurch als einer von drei norddeutschen Clubs für die gerade neu gegründete Fussball-Bundesliga qualifizieren. 1961 konnte erstmals der DFB-Pokal mit einem 2:0 im Endspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern durch Tore von Schröder und Jagielski errungen werden, was klar den sportlichen Höhepunkt dieser Phase markierte.


1963 – 1971: Höhen und Tiefen in der Bundesliga

Werder war 1963 einer der Gründungsvereine der Fussball-Bundesliga. Diese erste Saison wurde auf dem zehnten Rang abgeschlossen. 1964/65 konnte, ziemlich überraschend, die erste deutsche Meisterschaft eingefahren werden. Dabei wurde die Tabellenspitze vom 17. bis zum letzten Spieltag nicht mehr abgeben, dies auch ohne eigentliche Stars in der Mannschaft.

Das Jahr nach der Meisterschaft konnte noch auf Platz vier, die Saison 1966/67 nur noch auf Platz 16, vier Punkte vor den Abstiegsrängen, abgeschlossen werden. 1967/68 wurde die Vizemeisterschaft errungen, wobei man zwischenzeitlich auf dem 18. Tabellenplatz gelegen hatte. Trotzdem gelang es Werder in der Folgezeit nicht, sich unter den Spitzenvereinen der Bundesliga zu etablieren. Guten Platzierungen folgten immer wieder Ränge im Mittelfeld oder sogar nahe den Abstiegsrängen.

Doch es gab in dieser Phase auch kurioses: Am 3. April 1971, im Spiel gegen den Tabellenführer Borussia Mönchengladbach, kam es zu einer in der Bundesligageschichte einmaligen Situation: kurz vor Schluss beim Spielstand von 1:1 fielen zwei Spieler bei einer Torszene in das Netz des Bremer Tores. Die damals noch aus Holz gefestigten Tore brachen dadurch ein und das Tor fiel in sich zusammen. Während sich die Bremer bemühten, das Tor wieder herzurichten, gab es bei den Gladbachern Spielern und den Ordnern keine nennenswerten Anstrengungen. Die Gladbacher hofften aufgrund des Spielstandes auf ein Wiederholungsspiel. Da das Tor nicht wieder hergerichtet werden konnte, brach der Schiedsrichter das Spiel beim Stand von 1:1 ab. Da die Gladbacher kein Ersatztor bereitgehalten hatten, bekamen die Bremer nachträglich sogar beide Punkte gut gesprochen.


1971 – 1980: Der Niedergang

Nach drei Jahren im Mittelmass, versuchte der Verein in der Saison 1971/72, eine so genannte Millionenelf mit freundlicher finanzieller Unterstützung der Bremer Wirtschaft und der Stadt Bremen auf die Beine zu stellen. Leider gab es kein klares Konzept, es wurden sogar viele namhafte Spieler der Bundesliga ohne Absprache mit dem Trainer durch die damalige Vereinsführung durch hohe Gehaltszahlungen an die Weser geholt. Werder litt unter dieser Einkaufspolitik noch Jahre später. Hintergrund der Einkäufe war die Abschaffung der Transferhöchstgrenze von 100.000 Deutschen Mark auf das folgende Jahr. Der erhoffte Erfolg trat nicht ein, drei Trainer wurden verschlissen, am Ende der Spielzeit, wohlgemerkt mit einem Starensemble, stand nur der elfte Rang.

Für einige Zeit spielte Werder im Mittelfeld der Liga und vermittelte damit einhergehend ein etwas langweiliges Image. In dieser Zeit kam Werder nicht über Ligamittelmass hinaus, zählte sogar auch immer mal wieder zu den Abstiegskandidaten. In der Saison 1974/75 konnte die Zweitklassigkeit noch knapp mit einem Punkt Vorsprung auf den 16. Platz vermieden werden, in der darauffolgenden Spielzeit sogar nur durch einen späten Trainerwechsel zugunsten Otto Rehhagels, nachdem Werder am 29. Spieltag auf den 16. Platz gerutscht war. Nach der Spielzeit 1979/80 schliesslich konnte der Gang in die Zweitklassigkeit der 2. Bundesliga Nord als Vorletzter nicht mehr länger vermieden werden. Die Heimbilanz war zwar mit zehn Siegen und zwei Unentschieden noch ansprechend, die Auswärtsbilanz dagegen mit nur einem Sieg und Unentschieden, während die restlichen Partien allesamt verloren gingen, schlichtweg katastrophal. Schon in den Jahren zuvor, wo der Gang in die Zweitklassigkeit teilweise nur knapp verhindert werden konnte, war die Heimbilanz jeweils der Garant für den Verbleib in der höchsten Spielklasse. In der Periode des „Niedergangs“ von 1971 bis zum Abstieg 1980 kam es zu neun Trainerwechseln, von denen einige nur für wenige Wochen oder Monate tätig waren. Zu den wenigen Spielpersönlichkeiten dieser Phase zählten Per Røntved und Dieter Burdenski, der zum Aufgebot der WM 1978 in Argentinien zählte.


1980 – 1987: Aufstieg zur Spitzenmannschaft

In der Saison 1980/81, dem einzigen Jahr der Zweitklassigkeit in der Geschichte des SV Werder Bremen, gelang unter der Regie von Kuno Klötzer und Otto Rehhagel der direkte Wiederaufstieg. Obwohl Werder in der Saison des Aufstiegs mit 30 Siegen, acht Unentschieden und nur vier Niederlagen den Rekord in der Zweitligageschichte aufstellte, brachen die Zuschauerzahlen ein. Klötzer musste aus gesundheitlichen Gründen sein Amt niederlegen und wurde in der Folge durch Otto Rehhagel ersetzt. Dieser baute im Zusammenspiel mit Willi Lemke in den folgenden Jahren eine spielstarke Mannschaft auf, die ihre Glanzzeit in den 1980er und frühen 1990er Jahren erlebte. Werder etablierte sich als Hauptkonkurrent des FC Bayern München und war zeitweise sogar erfolgreicher als dieser. Die bis zum heutigen Zeitpunkt andauernde, besondere Art des Nord-Süd Rivalität der beiden Clubs, nahm in diesen Zeiten ihren Anfang. Am 21. August 1982, im Spiel der beiden Mannschaften, gelang dem Werderaner Uwe Reinders das so genannte „Einwurfstor“ – dessen scharfen Einwurf wurde vom Bayern-Keeper Jean-Marie Pfaff als einziger noch berührt, weshalb der Treffer folgerichtig zählte. Im Jahr 1982 wurde Rudi Völler verpflichtet, der im Jahr zuvor die Torjägerkanone in der zweiten Liga geholt hatte. Völler errang in diesem Jahr die Torjägerkanone auch in der ersten Liga. Noch nie zuvor hatte ein Spieler in zwei aufeinanderfolgenden Spielzeiten die meisten Treffer in der ersten wie in der zweiten Liga erzielt.

In den Jahren von 1982 – 87 spielte Werder zwar attraktiven Offensivfussball und erreichte in Folge dessen auch sechs Mal einen Platz unter den ersten fünf der ersten Liga, der auch zur Teilnahme am UEFA-Cup berechtigte, trotzdem blieb diese Zeit ohne bedeutenden Titelgewinn. Die Deutsche Meisterschaft wurde wiederholt knapp, 1982/83 und 1985/86 nur auf Grund des schlechteren Torverhältnisses verpasst. Im Jahr 1986 erfolgte dies für den Verein sogar unter traumatischen Umständen: Am vorletzten Spieltag, gegen Bayern München, vergab Michael Kutzop in der 88. Minute per Pfostenschuss einen Handelfmeter, allerdings nicht ohne eines zuvor erfolgten zweiminütigen Störmanövers durch etliche Bayernspieler. Mit dem verwandelten Elfmeter hätte Kutzop den vorzeitigen Meistertitel sicherstellen können. Noch schlimmer, dass die zweite Chance zur Meisterschaft vier Tage später verspielt wurde. Ein Unentschieden gegen den VfB Stuttgart hätte dem einunddreissigmaligen Tabellenführer dieser Saison zur Meisterschaft gereicht. Werder verlor dieses Spiel gegen den VfB, obwohl dieser im Hinspiel mit 6:0 besiegt worden war und wurde in der Folge hinter Bayern wieder nur Vizemeister. Kutzops Leistungen wurden in der Folge oftmals nur auf diesen verschossenen Elfmeter reduziert, obwohl er zuvor von vierzig Elfmetern keinen einzigen verschossen hatte und die gesamte Mannschaft im letzten Spiel gegen den VfB die Meisterschaft im Kollektiv verspielt hatte.

Geprägt wurde diese Phase vor allem durch Rudi Völler, der bei Werder Bremen Nationalspieler, internationaler Star und 1983 Torschützenkönig wurde, aber auch durch Spieler wie Klaus Fichtel, Bruno Pezzey, Jonny Otten, Thomas Schaaf, Wolfgang Sidka, Benno Möhlmann, Norbert Meier, Frank Ordenewitz und Uwe Reinders.


1987 – 1995: Titel und Erfolge

Nach der Phase der Etablierung als Spitzenmannschaft in der Bundesliga, die allerdings ohne Titel blieb, wenngleich auch mehrmals nur sehr knapp, wurden die nächsten Jahre unter Otto Rehhagel mittels der Taktik „kontrollierte Offensive“ zu den bislang titelträchtigsten der Vereinsgeschichte. Zwischen 1988 und 1995 war Werder die neben den Bayern erfolgreichste Mannschaft des deutschen Fussballs. In der Saison 1987 / 88 wurde die zweite deutsche Meisterschaft errungen, dies mit den bislang wenigsten Gegentoren in der Bundesligageschichte. Garanten hierfür waren neben Torwart Oliver Reck die zumeist aus Rune Bratseth, Uli Borowka, Gunnar Sauer, Jonny Otten und Thomas Schaaf auflaufende Abwehr sowie der Stürmer Karl-Heinz Riedle. Dieser erzielte in der Rückrunde in 17 Spielen 14 Treffer. 27-mal führte Werder die Tabelle an und stand bereits nach dem 31. Spieltag als Meister fest.

Im folgenden Jahr spielte Werder als Tabellendritter im UEFA-Pokal. In der dritten Runde des Pokals spielte Werder gegen den SS C Neapel, der damals zu den besten Vereinen in Europa gehörte und mit Spielern wie Diego Maradona, Gianfranco Zola, Alemão und Careca ausgezeichnet besetzt war. Das Auswärtsspiel gegen diese mit Superstars gespickte Mannschaft wurde mit 3:2 gewonnen, während Werder dann im Heimspiel ein 5:1 Sieg folgen liess. Diese beiden Spiele gehören noch heute zu den besten Spielen des SV Werder auf internationalem Parkett (dies, obwohl Werder ja auch für seine „Wunder von der Weser“ bekannt ist – siehe dazu den entsprechenden Link). 1989, 1990 und 1991 spielte man im Finale des DFB-Pokals, dieser konnte aber nur 1991 im Elfmeterschiessen gegen den 1. FC Köln gewonnen werden.

1992 wurde in der Bundesliga der neunte Platz erreicht, erstmals unter der Beteiligung ostdeutscher Teams in der aufgestockten Bundesliga. Dieser mässige neunte Platz wurde aber durch den Gewinn des Europapokals der Pokalsieger in Lissabon, und dadurch dem bislang bedeutendsten internationalem Erfolg, mehr als wettgemacht. Auf dem Weg zum Titel konnten mit Galatasaray Istanbul, dem FC Brügge und schliesslich im Finale dem AS Monaco mehrere renommierte Mannschaften besiegt werden. Das 1:0 kurz vor der Pause wurde dabei durch Klaus Allofs erzielt.

In der Saison 1992 / 93 wurde die dritte Meisterschaft errungen. Werder hatte die Tabellenführung am 33. Spieltag (erst) übernommen und gab diese nicht mehr ab. Für die folgende Saison qualifizierte sich Werder als erster deutscher Verein für die Gruppenphase der UEFA Champions League, schied dort aber hinter dem FC Porto und dem späteren Sieger AC Mailand aus.

1994 gelang der erneute Gewinn des DFB-Pokals durch einen ungefährdeten Sieg gegen Rot-Weiss Essen. 1995, im letzten Jahr unter Otto Rehhagel, wurde die Meisterschaft durch ein 2:4 beim FC Schalke 04 am 32. und ein 1:3 beim FC Bayern München am letzten Spieltag verpasst. Diese erfolgreiche Zeit wurde nebst den bereits erwähnten Spielern durch Frank Neubarth, Marco Bode, Dieter Eilts, Mirko Votava, Thomas Wolter und Günter Hermann geprägt.


1995 – 1999: Orientierungsphase nach der „Rehhagel-Ära“

Nachdem 1995 noch einmal die Vizemeisterschaft errungen wurde und Rehhagel danach nach 14-jähriger Amtszeit den Verein verlassen hatte, waren die Zeiten der Titelgewinne und Erfolge in der Bundesliga erst einmal vorbei. Was folgte waren durchschnittliche Platzierungen und mehrere Trainerwechsel (Aad de Mos, Dixie Dörner, Wolfgang Sidka). Der Tiefpunkt folgte allerdings in der Saison 1998/99, wo Werder kurz vor Saisonende unter dem Trainer Felix Magath auf dem letzten Tabellenplatz lag.

Aufgrund der prekären Tabellensituation wurde jedoch ein Neuanfang gewagt, die Grundlage der später und aktuell anhaltenden Erfolge. Das Vereinspräsidium mit Präsident Franz Böhmert (fast 30 Jahre im Amt), Vizepräsident Klaus-Dieter Fischer und Schatzmeister Manfred Müller (beide ebenfalls langjährig im Amt), trat 1999 angesichts der misslichen Situation geschlossen zurück. Auch Manager Willi Lemke beendete vorerst seine Tätigkeit bei Werder. Die gesamte Führungsmannschaft Werders fand sich anschliessend in neuen Funktionen des Vereins oder der GmbH und Co KGaA im Aufsichtsrat, im Vorstand oder in der Geschäftsführung wieder. Neuer Präsident und späterer Vorsitzender der Geschäftsführung wurde Jürgen L. Born.

Vor den Rücktritten und nachdem das Heimspiel gegen den direkten Abstiegskonkurrenten Eintracht Frankfurt verloren worden war, wurde die Trennung von Trainer Felix Magath beschlossen. Als Trainer ad interim und in akuter Abstiegsgefahr wurde auf eine vereinsinterne Kraft gesetzt und der als Coach der Amateure erfolgreiche amtierende Thomas Schaaf zunächst bis zum Saisonende zum Cheftrainer der Profis befördert.

Schaaf war seit 1972 im Verein stark engagiert und hatte demzufolge auch die titelreiche Zeit unter Otto Rehhagel miterlebt. Allerdings hatte er nie zuvor einer Profimannschaft vorgestanden, weshalb die Beförderung zum Cheftrainer der Profis ein gewisses Wagnis darstellte. Obwohl wahrscheinlich zunächst nur als Übergangslösung betrachtet, vermied er mit drei Siegen in den letzten vier Spielen den Fall in die Zweitklassigkeit. Dieser hätte schlimme finanzielle Auswirkungen auf den Verein nach sich gezogen. Mehr noch als die Vermeidung des Absturzes in die zweite Liga, gelang unter Schaaf im DFB-Pokal-Finale gegen den FC Bayern München der Sieg im Elfmeterschiessen. Allein der Finaleinzug gereichte schon zur Teilnahme am UEFA-Cup, da die Bayern in die Champions-League einzogen.

Die Verpflichtung Schaafs sollte der Grundstein für die Rückkehr in die Tabellenspitze und das Erreichen weiterer Titel sein. Spieler die diese Zeit prägten waren Herzog, Eilts, Votava oder Bode. Werder verfügte auch über eine ansehnliche Anzahl an jungen Talenten, die später eine gute Entwicklung nehmen sollten, wie Frank Rost, Raphaël Wicky, Torsten Frings sowie über Nationalspieler wie Hany Ramzy (Ägypten), Jurij Maximow (Ukraine) und Mario Basler.


1999 – 2004: Neuaufbau, Etablierung in der Bundesliga und das „Double“

Nach der Verpflichtung des Trainer/Manager-Duos Schaaf / Allofs 1999 konnte sich Werder nach und nach unter den deutschen Spitzenclubs etablieren. Diese Jahre waren geprägt von der Umstellung auf offensives System, während die Mannschaft gezielt mit spielstarken Spielern verstärkt wurde. Die Mannschaft spielte offensiven und direkten Fussball. Das Potenzial das bereits im SV Werder steckte konnte aber nur phasenweise angedeutet werden, z.B. im Jahr 2000 durch das Erreichen des DFB-Pokalfinals (das leider verloren ging) und indem im Kalenderjahr die meisten Punkte eingefahren wurde.

Der Erfolg wollte sich aber noch nicht kontinuierlich einstellen, 2002 wurde zwar die UEFA-Cup-Qualifikation geschafft, es fehlt aber in deutlichem Mass an der Kontinuität. So folgten auf mehrere herausragende Spiele auch immer wieder Schwächephasen, dies zumeist auch noch gegen Saisonende, wodurch immer wieder sich bietende Chancen nicht genutzt werden konnten. Dieser Umstand trug sicher auch dazu bei, dass junge und vielversprechende Spieler immer wieder abgegeben werden mussten respektive nicht gehalten werden konnten und prominente Neuzugänge selten waren. Werder profitierte aber in dieser Phase durch die Verkäufe von Raphael Wicky im Jahr 2000, Frank Rost 2001 sowie Torsten Frings und Claudio Pizarro 2002. Nachdem Herzog und Wiedener den Verein 2001 verliessen und Marco Bode 2002 altersbedingt aufhörte, fanden sich keine Spieler mehr im Kader aus der „goldenen“ Rehhagel Zeit.

2002/03 konnte sich Werder zwar als Tabellensechster nicht für den UEFA-Cup qualifizieren, konnte aber den französischen Nationalspieler und Spielmacher Johan Micoud, eine echte „Nummer 10“ für sich gewinnen, was wie sich zeigen sollte ein echter Glücksgriff war. Im Ligaspiel gegen Hansa Rostock am 31. März 2002 gelang dem Bremer Keeper Frank Rost mit dem 3:3 kurz vor Spielende als einziger Bundesligatorhüter neben Jens Lehmann ein Tor aus dem Spiel heraus zu erzielen. Am 27. Mai 2003 erfolgte die Ausgliederung der Profifussballmannschaft und der anderen leistungssportlich orientierten Mannschaften in die Werder Bremen GmbH & Co. KGaA.

Die Saison 2003/04 startete blamabel. Das UI-Cup-Halbfinale gegen ASKÖ Pasching (Österreich) wurde mit 0:4 verloren. Wahrscheinlich war dies der ganz grosse Weckruf, denn diese Saison sollte sehr erfolgreich zu Ende gehen. Die talentierte und attraktiv spielende Mannschaft war mit Spielern wie Reinke (ex Kaiserslautern), Davala und Ismaël verstärkt worden. Dies führte einigermassen überraschend dazu, dass sich Werder von Beginn an in der Spitzengruppe der Bundesliga hielt. Am 16. Spieltag wurde die Tabellenführung übernommen und bis zum Schluss nicht mehr abgegeben, der Vorsprung in der Tabelle belief sich bisweilen bis auf 11 Punkte. Werder gewann am 32. Spieltag 3:1 bei Bayern München, dem zweiten der Tabelle und sicherte sich vorzeitig den Titel. Diese Spielzeit war gespickt mit Rekorden: So verlor Werder 23 Spiele in Folge nicht, erst nachdem der Titel gesichert war, ging wieder ein Spiel verloren. Werder wies in dieser Spielzeit zudem die beste Auswärtsbilanz auf, die je ein Bundesligist erzielt hatte.

Zur Krönung holte Werder mit einem 3:2 gegen Alemannia Aachen auch noch den DFB-Pokal und sicherte sich damit erstmalig das Double. Dieses Kunststück gelang in der Bundesligazeit bisher nur dem 1. FC Köln und dem FC Bayern München.


2004 - 2007: Etablierung auf europäischer Ebene

Saison 2004/05

Nach der Saison der grossen Erfolge konnte Werder Miroslav Klose vom 1. FC Kaiserslautern verpflichten. In der Saison 2004/05 wurde in der Liga der dritte Platz erreicht, was zur Champions League Qualifikation berechtigte. Zudem wurde das DFB-Pokal-Halbfinale erreicht. In der Champions League setzte sich Werder in der Vorrunde als Gruppenzweiter unter anderem gegen den damals amtierenden UEFA-Cup-Sieger FC Valencia durch. Im Achtelfinale gegen den französischen Serienmeister Olympique Lyon verlor Werder zweimal (hoch) und schied aus.

 

Saison 2005/06

Die positive Entwicklung konnte 2005/06 fortgesetzt werden. Werder qualifizierte sich als Vizemeister für die Champions League. Mit 70 Punkten wurde ein Ergebnis erzielt, das in manchen Jahren zur Meisterschaft gereicht hätte. Werder prägte die Hinrunde allein durch begeisternden Offensivfussball. In der gesamten Saison wurden 79 Treffer erzielt, in sieben Spielen wurden dabei mehr als 4 Tore.

Frings kam wieder zurück, Klose wurde mit 25 Treffern Torschützenkönig. Keine andere Mannschaft kassierte in der Rückrunde weniger Tore als der SV Werder, in neun Spielen konnte Werder den eigenen Kasten sauber halten. Im Viertelfinale des DFB-Pokals musste Werder in Pauli antreten. Auf dem völlig unbespielbaren Platz, auf dem eine zentimeterdicke, flachgewalzte Schneedecke lag, verlor Werder das Spiel unter skandalösen Umständen. Dabei fetzten sich Manager Klaus Allofs und der Präsident von Pauli ob dieser Umstände in der Halbzeitpause vor laufender Kamera. In der Champions League schied Werder im Achtelfinale gegen Juventus Turin aus. Das Heimspiel hatte Werder durch zwei späte Tore völlig verdient mit 3:2 gewonnen. Im Rückspiel lief es sehr gut für Bremen, bis zur 88. Minute sah Werder schon wie der sichere Sieger und Viertelfinalist aus, beherrschte Juventus sicher. In der 88. Minute fing Keeper Wiese eine harmlose Hereingabe ab und vollführte Zwecks Zeitgewinn eine Rolle. Dabei entglitt ihm aber der Ball, was zum völlig unverdienten 2:1 führte, wodurch Werder das sichere Viertelfinale noch in letzter Sekunde entging.

 

Saison 2006/07

In der Saison 2006 / 07 verliess Werders kongenialer Spielmacher Johan Micoud Werder in Richtung Frankreich. Micoud wurde durch den jungen Brasilianer Diego ersetzt, der in Porto nicht über die Rolle des Reservisten hinauskam. Zudem wurde mit Mannschaft mit Mertesacker, Fritz, Hugo Almeida, Womé und im Winter durch Rosenberg verstärkt, womit Werder Bremen mehr als je zuvor investierte. Werder gewann zum Saisonauftakt den Ligapokal, wurde Herbstmeister und holte im Kalenderjahr die meisten Punkte. Wiederum setzte Werder in der Hinrunde punkto Spielwitz den absoluten Massstab in der Liga. Durch den attraktiven Offensivfussball wurden auswärts dreimal sechs Tore erzielt, Diego entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zum Mittelpunkt innerhalb der starken Werder-Mannschaft und zum besten Spieler in der Bundesliga, und löste so Johan Micoud als echte Nummer 10 und Spielmacher ab.

In der Champions League wurde Werder mit Barcelona und Chelsea in eine „Todesgruppe“ eingeteilt. Werder trat in der Gruppe stark auf, schlug Chelsea zuhause und spielte Unentschieden gegen Barcelona. Insgesamt holte Werder in dieser starken Gruppe 10 Punkte, schied damit aber trotzdem aus der CL aus und musste als Dritter in den UEFA-Cup. Nur zweimal in der Geschichte der CL hatten bislang 10 Punkte nicht zum Einzug in das Achtelfinale gereicht. Nach Erfolgen gegen Ajax Amsterdam, Celta Vigo und den AZ Alkmaar kam das Aus im UEFA-Cup im Halbfinale gegen Espanyol Barcelona.

Zu Beginn der Rückrunde schwächelte Werder, zudem liess sich die Mannschaft durch Wechselgerüchte und der Formschwäche von Miro Klose verunsichern. Die Saison endete auf dem dritten Platz, der zur Teilnahme an der CL-Qualifikation berechtigte. Durch zwei Siege gegen Dinamo Zagreb zu Beginn der Saison 2007 / 08 erreichte Werder zum vierten Mal in Folge die Gruppenphase der Champions League. Absolute Leistungsträger wie Naldo und Frings (obwohl dieser ein sehr lukratives Angebot von Juventus Turin hatte) konnten langfristig an den Verein gebunden werden, nur Klose wechselte zu Beginn der Saison 2007 / 08 unter fragwürdigen Umständen und zuvor unrühmlichen Verhaltens von Klose und der Bayern-Führungsriege nach München. Bayern hielt sich nicht an gültige Regelungen und kontaktierte (und verhandelte) mit dem Spieler ausserhalb gültiger Fristen. Dies belastete die Beziehung zwischen Werder und Bayern einmal mehr, zumal sich die Bayern (vor allem Hoeness) und Klose anschliessend uneinsichtig zeigten.


Saison 2007/08

Hinrunde

Werder verstärkte sich zum Start der Saison nach monatelangem Transferpoker durch Carlos Alberto, dem mit 7,8 Millionen Euro teuersten Einkauf der Vereinsgeschichte, sowie dem Stürmer Boubacar Sanogo, der vom Hamburger SV kam. Alberto konnte aber nie überzeugen, litt unter mysteriösen Symptomen, die als „Schlafstörungen“ diagnostiziert wurden. Zeitweise machten auch Gerüchte die Runde, Alberto leide unter epileptischen Anfällen. Alberto fiel zudem mehrmals negativ auf, weil er Mitspieler im Training sehr hart anging. Dies gipfelte in einer Schlägerei mit Sanogo, wonach beide Spieler durch Thomas Schaaf sanktioniert und am 14. Spieltag nicht nominiert wurden. Dies, obwohl Werder die ganze Saison von einem haarsträubenden Verletzungspech verfolgt wurde und zeitweise mehrere Amateure sowie einen Stürmer (Martin Harnik) als Verteidiger einsetzen musste. Dagegen konnte Sanogo von Beginn an überzeugen, er schoss regelmässig Tore und arbeitete in ähnlichem Stil wie ehemals Klose intensiv für die Mannschaft, was ihn nicht nur als Stürmer wertvoll für Werder machte.

Die gesamte Vorbereitungszeit in die Saison 2007 / 08 verlief nicht erfolgreich. Bis zu 13 Profis fehlten urlaubs- meist aber verletzungsbedingt gleichzeitig, unter ihnen etliche Stammspieler. Nach drei Testspielniederlagen folgte im Halbfinale des Ligapokals eine 1:4 Niederlage gegen Bayern. In der ersten Runde des DFB-Pokals konnte Eintracht Braunschweig nur knapp mit 1:0 bezwungen werden. Der Start in die Liga verlief mässig, das unglaubliche Verletzungspech riss aber nicht ab. So verletzten sich genesene Stammspieler in etlichen Fällen gleich wieder (wie u.a. im Fall von Frings, Borowski), zeitweise fehlten Werder bis zu 10 Stammspieler verletzungsbedingt. Nichts desto trotz fing sich Werder auf, kam immer besser in die Gänge. In der Liga folgte eine lange Phase ohne Niederlage, Werder arbeitete sich wieder an die Bayern heran und wurde mit der gleichen Punktzahl wie die Bayern Vizeherbstmeister, nur die etwas schlechtere Tordifferenz verhinderte die Herbstmeisterschaft. In der Hinrunde erzielte Werder 42 Tore und war damit wie in den vergangenen Jahren die Tormaschine der Liga. Am 8. Spieltag wurde zudem ein in der Höhe aussergewöhnlicher Sieg mit 8:1 gegen Arminia Bielefeld erreicht.

In der Champions League kam Werder aufgrund der Verletztensituation nur schwer in die Gänge, hätte sich aber aus eigener Kraft für das Achtelfinale qualifizieren können, nachdem Real Madrid in einem begeisternden Spiel mit 3:2 geschlagen wurde. Der Sieg gegen Real gelang sogar mit der „zweiten Mannschaft“, weil immer noch so viele Spieler verletzungsbedingt nicht zur Verfügung standen. Leider wurde die Chance im letzten Spiel in Griechenland gegen Piräus nicht genutzt, weshalb Werder als Gruppendritter nur der Gang in den UEFA-Cup blieb. In der Hinrunde wurde zudem der Vertrag mit Diego verlängert, was Werder einen zusätzlichen Schub gab. Diego hatte durch seine ausgezeichneten Leistungen Begehrlichkeiten ausländischer, vermögender Clubs geweckt. Als weiteres Highlight kehrte Ivan Klasnic nach seiner Nierentransplantation in die Profimannschaft zurück und gab einen ausserordentlichen Einstand. Klasnic musste zuvor zwei Nierentransplantationen über sich ergehen lassen und fiel fasst ein Jahr aus. Er ist bislang der einzige Fussballprofi, dem eine Rückkehr in den Profifussball mit einer Spenderniere gelungen ist. Im letzten Spiel der Vorrunde beim 5:2 Sieg gegen Bayer Leverkusen erzielte Klasnic zwei Tore und gehörte auch sonst zu den Besten in einer toll aufspielenden Mannschaft.

 

Rückrunde

Die Vorbereitung zur Rückrunde verlief nicht ohne Probleme, fast schon Normalität bei Werder. Nach wie vor viele Verletzte, Frings verletzte sich zum Dritten Mal in Folge am Knie, Diego fehlte die gesamte Vorbereitung und verbrachte die Zeit stattdessen in Brasilien in der Reha. Sanogo verpasste die Vorbereitung ebenso, spielte stattdessen mit der Nationalmannschaft beim Africas Cup. Der mittlerweile als "Chaos" titulierte Alberto wurde nach einer Reihe nicht endender Vorfälle für ein halbes Jahr nach Brasilien verliehen, was seinem Abschied gleichkam. Der Start zur Rückrunde erfolgte mit dem Achtelfinalspiel im DFB-Pokal auswärts gegen Dortmund, das leider mit 2:1 verloren ging. Werder war über 90 Minuten drückend überlegen, verpasste es aber seine Chancen umzusetzen. Beim Stand von 2:1 verschoss Diego zudem noch einen Elfmeter.

Dieser Trend, Spiele überlegen zu gestalten, nicht aber das Resultat letzten Endes positiv gestalten zu können, setzte sich in der Meisterschaft und auch im UEFA-Cup fort. Dort schied Werder nach einer Pannenserie im Hinspiel und einem Sturmlauf im Rückspiel gegen die Rangers aus Schottland aus. In der Meisterschaft rutschte man zeitweise bis auf Rang fünf ab, nachdem aus einer Serie von vier Spielen drei Niederlagen und ein Unentschieden resultierten. Auch zuvor schon gingen immer wieder Spiele gegen Aussenseiter verloren. Erst mit dem 2:1 Auswärtssieg gegen Hertha konnte die Negativserie gestoppt werden. Mit einem fulminantem Schlussspurt, sieben Siegen und einem Unentschieden aus den letzten acht Spielen, sicherte sich Werder den Vizemeistertitel und somit auch die sichere Teilnahme an der Champions-League - zum fünften Mal in Folge.

 

Saisonbilanz

Alles in allem ein versöhnlicher Saisonausgang, in Anbetracht der beispiellosen Verletztenserie über die Dauer der ganzen Saison. Mit Tim Borowski und Ivan Klasnic verliessen am Ende der Saison auch zwei langjährige Spieler den Verein. In der Rückschau muss allerdings auch festgehalten werden, dass ein Titel, entweder der DFB- oder UEFA-Pokal, (relativ leicht) zu holen gewesen wäre. Leider schied Werder in beiden Wettbewerben - in Anbetracht der Spielverläufe - auf fast schon unglaubliche Weise aus.


Saison 2008/09

Hinrunde

Der Start in die Saison verlief torreich - 3:9 im Pokal gegen Oberligisten Eintracht Nordhorn. Allerdings war da schon ersichtlich, wo über die Saison hinweg der Schuh drücken würde - bei drei Gegentoren gegen einen Oberligisten. Trotz der neun Tore befand sich Klaus Allofs aber auf Stürmersuche, später konnte der Zuzug von Claudio Pizarro vermeldet werden, der für ein Jahr von Chelsea ausgeliehen wurde. Der Start in die Meisterschaft missriet total, nach drei Spielen und lediglich zwei Unentschieden stand der schlechteste Start seit neun Jahren fest.

Die Champions-League Auslosung beschied Werder eine relativ leichte Gruppe mit Inter Mailand, Panathinaikos Athen und Anorthosis Famagusta. Gleich zum CL-Auftakt gab es aber nur ein Unentscheiden im Heimspiel gegen Famagusta. Dann allerdings folgte in der Meisterschaft der grosse Auftritt von Werder in München, wo die Bayern in der heimischen Arena mit 5:2 besiegt werden konnten - zwischenzeitlich stand es sogar 5:0 für Werder. In der CL resultierte ein weiteres Unentschieden bei Inter Mailand, ebenfalls gegen Panathinaikos in Athen, im DFB-Pokal erreichte Werder die nächste Runde. In der Meisterschaft hingegen setzte es weitere Niederlagen bei einigen Unentschieden, Werder schien in der Krise.

Dieser Eindruck setzte sich bei der 0:3 Heimniederlage in der CL gegen Panathinaikos Athen fort und konnte im Folgenden in den nächsten Meisterschaftsspielen nicht entkräftet werden, im Gegenteil. Auch im fünften CL-Spiel gegen Famagusta konnte kein Sieg verbucht werden, so stand das dritte Vorrunden-Aus in der Champions League in Folge bereits früh fest. In der Meisterschaft verlor Werder mit 0:1 beim bisherigen Schlusslicht KSC (vorher 9 Spiele sieglos) – und danach komplett die Nerven - Diego und Pizarro sahen beide nach Tätlichkeiten die rote Karte. Im letzten CL-Spiel gegen Inter Mailand gelang dann aber endlich der erste Sieg, was immerhin den Einzug in den UEFA-Pokal ermöglichte und Werder das Überwintern in einem internationalen Wettbewerb sicherte.

 

Rückrunde

Die Auslosung im UEFA-Cup bescherte Werder mit dem AC Mailand ein Hammerlos, im UEFA-Pokal gelang mit dem Sieg in Dortmund der Einzug ins Viertelfinale - Revanche für das unglückliche Aus ein Jahr zuvor. In der Meisterschaft stürzte Werder hingegen immer tiefer ins Mittelmass, nachdem aus vier Partien nur ein Unentschieden resultierte. Im UEFA-Cup lief es hingegen viel besser, wo man den AC Mailand eliminieren konnte - danach adelte Mailands Trainer Ancelotti Werders Leistung. Im DFB-Pokal gelang der Einzug ins Halbfinale nach dem deutlichen Auswärtssieg (2:5) gegen Wolfsburg, dem stärksten Heimteam in der Liga. Im UEFA-Cup gelang Werder über St. Etienne der Einzug ins Viertelfinale. In der Liga weiterhin höchstens Mittelmass, gelang Werder im UEFA-Cup über Udinese Calcio hingegen der Einzug ins Halbfinale.

Dies hatte die einzigartige Konstellation mit vier Nord-Derby innert neunzehn Tagen zur Folge, da sowohl im DFB-Pokal als auch im UEFA-Cup der Hamburger SV der Gegner war. Das erste Nord-Derby, im DFB-Pokal, entschied Werder im Elfmeterschiessen mit 4:2 für sich, wo Keeper Tim Wiese mit drei gehaltenen Elfmetern zum grossen Helden avancierte - Werder stand im DFB-Pokal Finale. Die Meisterschaft geriet so immer mehr zur Nebensache, da aus der gefestigten Position im Mittelfeld das Minimalziel eines Tabellenplatzes, der zum UEFA-Cup im Folgejahr berechtigte, nicht mehr erreicht werden konnte. So standen die nächsten Spiele gegen den HSV im UEFA-Cup im Fokus. Das erste Spiel im heimischen Weserstadion ging allerdings mit 0:1 verloren, eine weitere Niederlage auswärts gegen Köln in der Liga folgte. Im Rückspiel allerdings im UECA-Cup in Hamburg lieferte Werder ein begeisterndes Spiel, und setzte sich schliesslich völlig verdient mit 3:2 durch - Werder stand im Final des UEFA-Cups. Im vierten Nord-Derby schliesslich gegen den HSV (in der Meisterschaft) gelang Werder der dritte Sieg und demonstrierte so eindrücklich, wer die Nummer 1 im Norden ist.

In der Folge zeigte sich in der Liga deutlich, dass Werder den Fokus klar auf die beiden Endspiele legte, obwohl man das natürlich so nicht kommunizieren wollte. Die Ergebnisse waren dementsprechend, die Liga wurde auf dem 10. Platz abgeschlossen - der schlechtesten Platzierung seit Thomas Schaaf das Traineramt vor 10 Jahren übernahm.

Am 20. Mai spielte Werder im UEFA-Cup Finale gegen Schachtjor Donezk. Leider konnte die Mannschaft zu keinem Zeitpunkt an die im UEFA-Cup zuvor gezeigten Leistungen anschliessen. Das Spiel ging zwar glücklich in die Verlängerung, dort aber mit 1:2 verloren. Das Fehlen von Diego und Almeida (beide gesperrt) und Per Mertesacker (verletzt) machte sich dann doch zu stark bemerkbar und konnte nie kompensiert werden.

Nach dem Tiefschlag des verlorenen UEFA-Cup Finals blieb Werder aber nur gut eine Woche Zeit, um sich für das DFB-Pokal Final in Berlin vom 30. Mai gegen Bayer Leverkusen wieder fitzumachen. Im Spiel zeigte sich bald, dass die gut gelungen war, Werder dominierte und bestimmte das Spiel über weiter Strecken und gewann folgerichtig durch einen Treffer von Mesut Özil mit 1:0. Am Ende feierte Werder den 6. Sieg im 9. Pokalfinale. Einmalig: Werder hatte im gesamten Wettbewerb (6 Spiele) kein einziges Heimspiel! Nie zuvor konnte eine Mannschaft zuvor in dieser Konstellation den Titel holen. Durch den Sieg im DFB-Pokal sicherte sich Werder die Teilnahme an der neu gebildeten Europaliga (dem Nachfolger des UEFA-Cups).

 

Saisonbilanz

In der Liga der 10. Platz, das Finale im UEFA-Cup und der Sieg im DFB-Pokal. Im Schlussspurt konnte eine eigentliche misslungene Saison doch noch zum Guten gewendet werden. Allerdings stand auch ein Umbruch bevor: Werder musste den Abgang von Spielmacher Diego (zu Juventus Turin) und dem langjährigen Kapitän Frank Baumann verkraften, der seine aktive Karriere beendete. Baumann stand allerdings per 1. Januar 2010 als Assistent der Geschäftsleitung weiterhin im Dienst für Werder Bremen.


Saison 2009/10

Hinrunde

Werder startete erfolgreich in die Saison: Der Pokalsieger Werder gewann beim VfL Wolfsburg 2:1 und holte den Volkswagen Supercup 2009. Im  DFB-Pokal in der ersten Hauptrunde musste man gegen Union Berlin antreten, dieses Spiel ging mit 0:5 klar an Werder. In die Bundesliga startete man hingegen mit einer 2:3-Blamage gegen Frankfurt. Drei dicke Abwehrfehler, die Wackel-Abwehr (50 Gegentore) der letzten Saison liess grüssen. Für die Gruppenphase der neuen Europa League konnte man sich hingegen mit zwei klaren Siegen gegen FK Aktobe aus Kasachstan klar qualifizieren.

Nach dem 2:0 Heimsieg gegen Hoffenheim war Werder nunmehr seit 13 Spielen (Liga, Pokal, Europa League) ohne Niederlage, klettert auf Platz vier der Bundesligatabelle. Vor allem Tim Wiese war zu diesem Zeitpunkt der Garant für den Erfolg,  der Nationaltorwart ebnete mit einem gehaltenen Elfmeter  den Weg zum Sieg und war zu diesem Zeitpunkt schon 619 Liga-Minuten ohne Gegentor – es fehlten noch 22 Minuten, um die Vereinsbestmarke von Oliver Reck mit 641 gegentorlosen Minuten aus dem Meisterjahr 1988 einzustellen.

Es kam aber noch besser: Mit der 6:0-Gala in Freiburg am 13. Spieltag stürmte Werder zumindest für 24 Stunden an die Tabellenspitze. Werder seit 20 (!) Spielen in Folge ungeschlagen. Die Bremer waren ab sofort Meisterschafts-Favorit Nummer eins. Es sah z diesem Zeitpunkt alles so gut aus – dieser Sieg sollte aber in der Meisterschaft für einige Zeit der letzte gewesen sein. In der Europa League lief es aber noch gut weiter, Werders B-Elf baut die Serie aus, man gewann mit 4:1 gegen Funchal – das 22. Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage. Werder stand in der Europa-League aber schon vorher in der nächsten Runde.

Am 16. Spieltag (zwei Unentschieden am 14. Und 15. Spieltag) endete dann Werder Siegesserie mit einem 0:2 gegen Schalke, nach 23 Pflichtspielen erstmals wieder eine Niederlage. Mit einem 3:0 siegten die Bremer in der Europa-League bei Athletic Bilbao, zogen  Gruppen-Erster in die nächste Runde ein. Zum Abschluss der Vorrunde setzte es aber noch einmal eine Niederlage auswärts gegen den HSV. Die Vorrunde wurde auf dem 6. Platz abgeschlossen.  Einen anderen Titel hatte Werder aber schon sicher... Werder war in der Twitter-Tabelle der Bundesliga Herbstmeister! Für keinen anderen Bundesliga-Klub interessierten sich so viele Twitterer.

 

Rückrunde

In die Rückrunde startete man denkbar schlecht. Es setzte in Folge drei Niederlagen, darunter am 19. Spieltag ein 2:3 gegen die Bayern. Gegen Gladbach am 20. Spieltag führten drei Konter-Gegentore zum 0:3. Am Ende stand es 4:3. Im Herbst noch die Super-Serie mit 23 unbesiegten Spielen in Folge, dann folgte der Absturz mit fünf Pleiten in Folge. Werder fing sich aber wieder, gewann die nächsten 2 Spiele in der Liga. In der Europa League setzte man sich mit 4:1 gegen Twente Enschede durch, nachdem das Hinspiel noch mit 0:1 verloren ging. In der Bundesliga gab es in der Zwischenzeit ein Sieg und ein Unentschieden, bevor es dann gegen Valencia im der Europa League in die nächste Runde ging, 1:1 auswärts in Valencia, eigentlich eine gute Ausgangslage für das Rückspiel. Dann war aber wieder mal Werder-Wahnsinn im internationalen Geschäft angesagt:  Acht Tore, Chancen ohne Ende, ein offener Schlagabtausch - aber am Ende war Werder ausgeschieden (4:4). Leider kein Happyend, Werder konnte sich ab auf Liga und DFB-Pokal (Halbfinale gegen Augsburg) konzentrieren.

Das DFB-Pokal Halbfinale gegen den Zweitliga-Zweiten Augsburg wurde mit 2:0 gewonnen, Werder zum 10. Mal in seiner Vereinsgeschichte im Finale (bislang sechs gewonnen). Für Trainer Schaaf war es bereits die fünfte Endspielteilnahme. Er könnte zum vierten Mal den Pott holen, was Trainer-Rekord bedeuten würde. In der Liga lief es ebenfalls gut, vom 25. – 28. Spieltag gab es drei Siege, ehe es am 29. Spieltag gegen Dortmund eine Niederlage setzte.  Dann aber setzte Werder zum Endspurt an, vier Siege in Folge, darunter am zweitletzten Spieltag ein 0:2 auswärts gegen Schalke. Im letzten Bundesligaspiel dieser Saison, nach einem 1:1 im 92. Bundesliga-Nordderby gegen den HSV, konnte der deutsche Pokalsieger sein Saisonziel doch noch erreichen. Mit diesem Punktgewinn sicherte sich Werder Rang drei und damit die Chance zur Qualifikation für die Champions League.

Krönender Abschluss dieser Saison sollte das Pokalfinale gegen die Bayern sein, es war ein Pokal-Finale ohne Abtasten, allerdings gab es für Werder resultatmässig nichts zu holen, es setzte eine empfindliche 4:0 Niederlage. Es sollte Schaafs Krönung werden, es wurde zum Debakel. Mit seinem vierten Pokal-Sieg in Berlin wäre Werder-Coach Thomas Schaaf zum alleinigen Rekordhalter unter den Trainern aufgestiegen, doch dieser Traum platzte. Die über 20‘000 Fans wunderten sich über Werders defensive Marschroute. Statt mutigem Angriffsfussball setzte Werder auf Defensive und beraubte sich so seiner eigenen Stärken.

 

Saisonbilanz

Die Niederlage im Pokalfinale war der unpassende Abschluss einer sonst erfolgreichen Saison, mit dem Erreichen des Pokalfinales und der Qualifikation für die Champions-League.


Saison 2010/11

Hinrunde

Die Saison startete offiziell mit der Partie im DFB-Pokal gegen Rot Weiss Ahlen, die Werder locker mit 0:4 gewann. Mesut Özil wurde in der 61. Minute ausgewechselt, man fragte sich allgemein, ob das die letzte Partie von Özil im Werder-Dress war, denn Real Madrid hatte ein Angebot für den Nationalspieler abgegeben,  dessen Vertrag 2011 auslief. Gleich im Anschluss folgte das Hinspiel der Champions-League Qualifikation gegen Sampdoria Genua, durch das 3:1 hatte Werder gute Chancen auf die lukrative Gruppenphase der Champions League (zum sechsten Mal in den letzten sieben Jahren), wenngleich das dumme Gegentor in der 90. Minute noch einmal mehr Spannung als erwünscht aufkommen liess. Das Spiel fand notabene ohne Özil statt, hätte er gespielt, wäre er international in dieser Saison für einen anderen Club nicht mehr spielberechtigt gewesen. Werder vermeldete zudem den Brasilianer Wesley (23) als  Neuzugang, er wurde für 7.5 Mio vom FC Santos geholt und unterschrieb einen Vertrag bis 2015.

Der Start in die Bundesliga-Saison missriet allerdings gründlich: Zum 4. Mal in Folge kein Bremer Sieg am 1. Spieltag. Aber so peinlich wie in Hoffenheim hatte sich Werder in den letzten Jahren selten präsentiert. Null Effektivität, null Spritzigkeit, in der Abwehr offen wie ein Scheunentor, taktisch eine Klasse schlechte als Hoffenheim. Werder zum 1. Mal seit acht Jahren wieder Tabellenletzter der Bundesliga. Dies liess schlimmes für das CL-Rückspiel in Genua erwarten, was dann folgte, war wieder einmal Werder-Wahnsinn: Werder spielt schlecht, fünf Minuten vor Schluss schien das Spiel durch das 3:0 für Sampdoria gelaufen. Doch wie aus dem Nichts traf in der zweiten Minute der Nachspielzeit plötzlich Bremens Joker Markus Rosenberg (72. für Wagner, der mit blutender Platzwunde vom Feld musste) - die Verlängerung. In der 100. Minute traf dann Pizarro zum 2:3, Werder doch noch in der Champions League.

In der Liga hatte man nach drei Spiel vier Punkte, darunter ein torloses Unentschieden am 3. Spieltag gegen die Bayern. Das 1. Spiel in der CL-League war wieder einmal eines der verrückten Art: Werder schien nach 18 Minuten gegen Tottenham schon geschlagen, es stand 0:2. Doch dann wurde das Spiel gegen die Engländer noch zum 2:2 gedreht. In der Liga folgten dann allerdings zwei schlimme Niederlagen gegen Mainz und Hannover. Bereits die dritte Saisonpleite, erst vier Punkte und ein fussballerischer Offenbarungseid. Dann folgte in der Liga ein Heimsieg gegen den HSV, was Hoffnung auf Besserung aufkommen liess. Dies sollte aber erst der Start in eine richtige Negativserie sein.

Es folgte das Auswärtsspiel in der CL-League gegen Inter Mailand. Der Titelverteidiger verpasste Werder eine 4:0-Abreibung. Die Ausfälle von Kapitän Frings, Pizarro, Fritz und Naldo reichten keinesfalls als Entschuldigung. Werder spielte in der Abwehr komplett verrückt, null Abstimmung zwischen den Spielern. Gegen den Titelverteidiger konnte man verlieren, aber nicht so peinlich wie es Werder tat. Zahlreiche Ballverluste, peinliche Abspielfehler, meterweit weg von den Gegenspielern, keine Leidenschaft.

In der Liga gab es in der Folge einen Sieg und ein Unentschieden, ebenfalls ein Unentschieden gegen Enschede in der CL, danach noch einmal einen 1:4 Sieg in der Liga gegen Gladbach – es sollte aber für einige Zeit der letzte Sieg gewesen sein. Es folgten jetzt nämlich Niederlagen im Pokal gegen die Bayern (es muss an dieser Stelle immerhin die Pro-Bayern Linie des Schiedsrichters erwähnt werden), gegen Nürnberg, Enschede, eine 6:0-Klatsche gegen Stuttgart, ein Unentschieden gegen Frankfurt, sowie zwei weitere Klatschen gegen Schalke (4:0) und Tottenham (3:0). Werder völlig von der Rolle, Klaus Allofs war bleich wie die Betonwand, als er sich nach dem 4:0 gegen Schalke zur Rede stellte. Seine Wut, den Frust und seine Ratlosigkeit vereinte der Klubchef in einem einzigen Satz. „Das war mein schwerster Tag, seitdem ich bei Werder Bremen bin“, sagte Allofs mit heiserer, fast flüsternder Stimme. Es war ein Satz mit hoher Aussagekraft: Klaus Allofs leitet die Geschicke des Vereins seit dem 13. Juli 1999. Der Blick in die Statistik nur ein weiterer Schlag ins Gesicht von Werder: Noch nie in der Bundesliga hatte der SV Werder nach 13 Spieltagen mehr als 31 Gegentore kassiert, drei Bundesliga-Spiele in Folge ohne Tor gab es zuletzt vor mehr als siebeneinhalb Jahren. Um ein schlechteres Torverhältnis aus drei Ligaspielen (aktuell 0:10) aufzustöbern, musste man 30 Jahre zurückblättern. Mit der 3:0 Niederlage gegen Tottenham musste man sich zudem bereits in dieser frühen Phase von der CL-League und Europa League verabschieden.

Nach dieser fast schon beispiellosen Schreckensserie konnte man in der Liga in den folgenden zwei Spielen einen Sieg und ein Unentschieden holen. In der CL-League verabschiedete man sich immerhin mit einem 3:0 gegen Champions-League-Sieger Inter Mailand von der europäischen Fussball-Bühne. Schade nur, dass der Sieg sportlich nichts mehr wert war: Werder war bereits als Gruppenletzter ausgeschieden. In den letzten beiden Spielen in der Vorrunde setzte es allerdings noch einmal zwei Niederlagen, Werder rutschte endgültig in den Abstiegskampf. In die Winterpause ging man auf dem 14. Tabellenplatz, nur 19 Punkten und dem katastrophalen Torverhältnis von 23:35.

 

Rückrunde

Die Rückrunde startete mit einem glücklichen 2:1 Sieg gegen Hoffenheim.  Dies sollte aber nicht etwa die Wendung zum Besseren sein, es sollte noch schlimmer als in der Vorrunde kommen. Es folgten Niederlagen gegen Köln und Bayern, zwei maue Unentschieden gegen Mainz und Hannover, dann eine weitere 4:0 Klatsche, ausgerechnet gegen den Erzrivalen aus Hamburg, und ein Unentschieden gegen Leverkusen. Werder stand zu diesem Zeitpunkt (24. Spieltag) auf dem 15. Tabellenplatz, knietief im Abstiegskampf. Aber Allofs hielt Thomas Schaaf immer noch für den richtigen Trainer: „Die Mannschaft ist schuld.“ Werder schon in Zweitliga-Form, die Grusel-Bilanz: nur ein Sieg in den letzten neun Spielen, mit 48 Gegentoren die zweitschlechteste Abwehr der Liga, erst 28 Treffer selbst erzielt - nur vier Teams waren noch schlechter.

Das sollte jetzt aber der Tiefpunkt gewesen sein, am 25. Spieltag musste Werder in Freiburg ran, und gewann seit langem wieder, 1:3 lautete am Schluss das Resultat. Werder startete jetzt sogar eine kleine Serie, vom 24. bis zum 31. Spieltag blieb man ungeschlagen, bei 3 Siegen und 5 Unentschieden. Am 31. Spieltag stand Werder mit nur 38 Punkten auf Platz 11 der Tabelle, 6 Punkte Vorsprung auf den 16. Tabellenplatz, der die Relegation bedeuten würde – Werder war also noch nicht gerettet. Am 32. Spieltag ging es zuhause gegen Wolfsburg, aber wiederum verpasste man es, den Klassenerhalt mit einem Heimsieg perfekt zu machen –in Gegenteil, Werder rutschte durch die Niederlage auf den 13. Tabellenplatz, bei nur noch 4 Punkten Vorsprung auf Rang 16.

Dramaturgisch passend ging es am 33. Spieltag gegen den bereits feststehenden Meister aus Dortmund, es war ein ganz besonderes Spiel, nicht weil es unfassbar dramatisch oder hochklassig war, es war das einzige Spiel, bei dem beide Trainer schon vor Saisonbeginn im Amt waren. Thomas Schaaf bei Werder Bremen. Der durfte sich nach dem 2:0 über den endgültigen Klassenerhalt freuen. Passend zum Abschluss der Seuchensaison ging auch das letzte (bedeutungslose) Spiel verloren, Lautern schlug Werder 3:2 – aber eigentlich interessierte weniger das Spiel, sondern vielmehr die Personalie Thorsten Frings.  Sein Vertrag lief aus, es war zu diesem Zeitpunkt unklar, ob er das letzte Mal im Werder-Dress aufgelaufen sein würde. Kurze Zeit später wurde dies zur Tatsache, der Vertrag mit Frings wurde nicht verlängert, er wurde anlässlich eines Abschiedsspiels einige Wochen später offiziell verabschiedet. Frings spielt ab Juli 2011 in der Major League Soccer, unterschrieb beim Toronto FC bis Ende 2013.

 

Saisonbilanz

Gruselige Bilanz der Saison 2010/11: In der Champions-League chancenloses Aus in den Vorrunde, Niederlage im Sechtzehntelfinale  des DFB-Pokal, 13. Schlussrang in der Liga, mit 41 Punkten und 47:61 Toren.


Saison 2011/12

Vorbereitung

Werder sah sich schon in der Vorbereitungszeit mit einer Situation konfrontiert, die man schon aus den vergangenen Jahren zur Genüge kannte: Einer fast schon unglaublichen Verletztenmisere. Werder hatte zeitweise zehn oder mehr Langzeitverletzte zu beklagen:

  • Naldo mit einem Kochenödem - seit mehr als zwölf Monaten
  • Sebastian Prödl wegen einer Verletzung am Gesässmuskel - seit mehr als vier Monaten
  • Sebastian Boenisch aufgrund eines Knorpelschadens – seit 10 Monaten (noch bis Oktober 2011)
  • Per Mertesacker mit einer Fersenverletzung – seit Saisonende 2010/11
  • Claudio Pizarro mit einem Innenbandris bei einem Vorbereitungsspiel auf die Copa America – seit Mitte Juni 2011
  • Tim Borowski (Fussverletzung)
  • Mehmet Ekici (Adduktorenprobleme)
  • Mikael Silvestre (Knorpelschaden)
  • Denni Avdic (Beckenschmerzen)
  • Onur Ayik (Kreuzbandriss)

Besonders prekär war die Situation in der Innenverteidigung, wo kein einziger gesunder Innenverteidiger (ausser Amateuren) zur Verfügung stand. Während der Vorbereitungszeit allenfalls sehr unvorteilhaft, für den offiziellen Start in die Saison eine absolut unhaltbare Situation, weshalb sich Klaus Allofs gezwungen sah, den Markt nach Verstärkungen zu sondieren. Zuvor hatte sich Thomas Schaaf eindringlich für Verstärkungen ausgesprochen, andernfalls Werder seine Saisonziele (Internationale Plätze) korrigieren müsse. Obwohl Thomas Schaaf seine Forderung nach Verstärkungen in sehr gemässigter Weise vorbrachte, musste man dies trotzdem als aussergewöhnlichen Vorfall einschätzen, nie zuvor hatte Schaaf dies in einer solchen Dringlichkeit gefordert.

Bei Werder hatten sich aber anderweitig Veränderungen ergeben: Eigentlich wollte man nach der katastrophalen letzten Saison mit Platz 13 wieder oben angreifen. Aber für neue Spieler geschweige denn "Stars" schien anscheinend komplett das Geld zu fehlen. Ohne Teilnahme an der Champions League fehlten Werder 25 Mio. Euro in der Kasse. Die Spieler verdienten aber weiterhin auf Champions League-Niveau,  hinzu kam der teure Stadionumbau (insgesamt 76,5 Mio), was dazu führte, dass in der Kasse nicht gerade Überschuss herrschte. Obwohl Grossverdiener wie Frings und Jensen schon nicht mehr auf der Gehaltsliste standen, war Werder klamm, nach etlichen Jahren mit Champions-League, Europa League, Erfolgen im DFB-Pokal, sicherlich guten Zuschauer- / TV-Einnahmen und auch guten Transferüberschüssen.

Erläuterung zum Weserstadion: Trägerschaft des Weserstadions ist zwar nicht Werder selber, sondern die Bremer Weser-Stadion GmbH, Werder ist aber an der GmbH beteiligt. Folgerichtig führt ein teureres Stadion auch für Werder zu höheren Kosten.

Die angespannte finanzielle Situation rief Aufsichtsrats-Boss Willi Lemke auf den Plan. Er forderte eine ausgeglichene Bilanz, sperrte sich insbesondere dagegen, das ohnehin schon überzogene Budget zugunsten weiterer Spielerverpflichtungen weiter zu belasten. Lemke forderte eine Veränderung der Haushaltslage: Entweder durch den Verkauf von Spielern oder etwa einen neuen Sponsor. Nach intensiven Beratungen der dreiköpfigen Geschäftsführung mit vier der sechs Aufsichtsräte einigte man sich dennoch auf die Verpflichtung von Sokratis Papastathopoulos (23, Innenverteidiger) vom FC Genua (Ausleihe für ein Jahr mit Kaufoption). Dieser Deal hatte sich zuvor über Wochen hingezogen. Bereits zuvor hatte man Nürnberg-Kapitän Andreas Wolf (29, Innenverteidiger) ablösefrei zu Werder geholt. Zusätzlich auf dem Einkaufzettel stand Aleksandar Ignjovski. Das vielseitige Talent hatte zuvor bereits den sportlichen Eintrittstest bestanden, wie aber auch bei Papastathopoulos zog sich der Vertragsvollzug aufgrund der eingangs geschilderte Lage lange hin.

 

Hinrunde

Werder startete am Samstag 30. Juli 2011 offiziell in die Saison 2011/2012, im DFB-Pokal beim Drittligisten 1. FC Heidenheim. Der Start in die Saison missriet auf der ganzen Linie, Werder verlor blamabel mit 2:1 und schied damit schon in der ersten Runde des DFB-Pokals aus. Dem Pokalschock beim Drittligisten 1. FC Heidenheim folgte aber der gelungene Bundesliga-Start. 2:0 gegen den 1. FC Kaiserslautern, der erste  Auftakterfolg in die Bundesliga seit fünf Jahren. Bereits am dritten Spieltag folgte ein Spektakel wie zu alten Zeiten. Das 5:3 über den SC Freiburg bedeutete den 700. Bundesliga-Sieg der Club-Geschichte, ein Spiel der Marke "Werder-Wahnsinn". Am 4. Spieltag gelang ein 2:1 in Hoffenheim, Werder sprang auf Platz zwei der Tabelle. Nur drei Tage später wurde Kapitän Per Mertesacker für elf Millionen Euro an den FC Arsenal verkauft, ein Verkauf der auch auf der angespannten finanziellen Situation beruhte. Am 5. Spieltag gelang ein besonders schöner Sieg: 2:0 gegen den Erzrivalen Hamburger SV durch zwei Tore von Pizarro. Die Werder-Welt schaute zu diesem Zeitpunkt rosig aus, der besondere Gänsehaut-Moment im Spiel: Naldo feierte nach 16 Monaten sein Comeback. Pizarro gab nach diesem Sieg Platz eins als Saisonziel aus. Aus dem sechsten Spiel resultierte ein Unentschieden gegen Nürnberg und eine rote Karte für Wiese nach einer Notbremse weit ausserhalb des Strafraums. Mehmet Ekici sollte in diesem Spiel seinen einzigen Saisontreffer erzielen. Am 7. Spieltag traf man gegen neun Herthaner erst in der dritten Minute der Nachspielzeit zum 2:1. Thomas Schaaf wurde zum ersten Mal nach neun Jahren auf die Tribüne verwiesen. Klaus Allofs mahnte zu diesem Zeitpunkt kühlen Kopf zu wahren, da alle zuvor errungenen Siege am seidenen Faden hingen. Am 9. Spieltag setzte es die erste Heimpleite der Saison mit 0:2 gegen Dortmund, was einen Absturz von Rang zwei auf Platz fünf in der Tabelle zur Folge hatte. Es folgte ein schwaches 1:1 beim Aufsteiger FC Augsburg. Am 12. Spieltag ereignete sich aus Werder-Sicht die Aufholjagd der Saison: Einen 0:2-Rückstand gegen den 1. FC Köln verwandelte Claudio Pizarro mit drei Toren in einen 3:2-Sieg. Allerdings hatte Werder im sechsten Spiel in Folge das 0:1 kassiert. Die gefeierte Aufholjagd sollte allerdings eine grausame Auswärtsserie einleiten. Am 13. Spieltag: folgte das Spitzenspiel Vierter gegen Dritter in Gladbach. Doch Spitze war nur die Borussia, deklassierte überforderte Bremer mit 5:0. Das nächste Heimspiel gegen Stuttgart konnte mit 2:0 gewonnen werden, anschliessend setzte es aber mit dem 1:4 bei den Bayern die nächste Packung. Aaron Hunt sah schon als dritter Bremer die Rote Karte. Werder hatte aber was Auswärtspackungen angelangt noch nicht genug, 0:5 am 17. Spieltag auf Schalke, Werder ging blamiert und als Tabellenfünfter in die Winterpause. Drei Tage nach der peinlichen Pleite verlängerten Klaus Allofs (bis 2015) und Trainer Thomas Schaaf (bis 2014) ihre Verträge.

 

Rückrunde

Das erste Spiel der Rückrunde brachte ein enttäuschendes 0:0 gegen Kaiserslautern. Noch schlimmer, Verteidiger Sebastian Prödl brach sich bei einem unbeabsichtigten Tritt ins Gesicht eines Lauterer-Spielers gleich mehrere Knochen. Werder musste im Anschluss noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden, lieh Sandro Wagner nach Lautern aus, verkaufte Andreas Wolf an den AS Monaco und holte im Gegenzug Francois Affolter und Zlatko Junuzovic nach Bremen. Gegen Leverkusen am 19. Spieltag resultierte ein 1:1, Trainer Thomas Schaaf wollte danach "wunderbare Dinge" gesehen haben. Am 21. Spieltag wurde Wesley für sechs Millionen zu Palmeiras Sao Paulo verkauft, immerhin konnte dadurch das Transferminus einigermassen in Grenzen gehalten werden. Die Ergebnisse die Werder erzielte waren allerdings weniger erfreulich, das 1:1 gegen Hoffenheim war bereits das vierte Remis in Folge. Im Derby gegen den HSV am 22. Spieltag zeigte Werder das beste Spiel der Rückrunde, 3:1-Sieg in Hamburg. In der Folge spielte Werder wieder einmal Aufbaugegner, es setzte eine peinliche 0:1 Niederlage am 24. Spieltag gegen die krisengeplagte und abstiegsgefährdete Hertha, ein Geschenk an den Ex-Werder-Trainer Otto Rehhagel zu dessen Heim-Debüt als Berliner Coach. Klaus Allofs nannte die Partie im Anschluss ein "Katastrophenspiel". Im nächsten Spiel gegen Hannover 96 konnte sich Werder noch einmal aufraffen, das 3:0 gegen Hannover 96 war erst der zweite Sieg in der Rückrunde - es sollte der Letzte gewesen sein. Pizarro wurde im Anschluss durch TV-Beweis für zwei Spiele gesperrt. Erste Gerüchte über ein Interesse Bayern Münchens an dem Torjäger kamen auf. Am 26. Spieltag verlor Werder mit 0:1 gegen Dortmund, im Heimspiel gegen Augsburg wurde nur ein 1:1 erreicht, umso ärgerlicher weil Augsburg das 1:1 erst in der zweiten Minute der Nachspielzeit erzielte. Am 28. Spieltag musste Werder auswärts gegen Mainz antreten und bot eine indiskutable und peinliche Vorstellung. 0:3 lautete das Schlussresultat, Werder fiel in der Tabelle aus der Euro-Zone, Sokratis fällte im Anschluss ein vernichtendes Urteil: "Wir sind keine Mannschaft!" Torhüter Tim Wiese verkündete seinen Abschied zum Saisonende. Im nächsten Spiel auswärts gegen Köln konnte auch nur ein 1:1 erzielt werden, für Werders internationale Ambitionen eindeutig zu wenig. Die Partie gegen Stuttgart am 31. Spieltag wurde von Werder als "Euro-Endspiel" hochstilisiert, Werder aber liess sich auskontern, verlor trotz 1:0-Führung mit 1:4. Werder drohte jetzt akut die zweite Saison in Folge ohne Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb. Das erlebten die Grün-Weissen, die sich in diesem Spiel mehrheitlich als Europapokal-untauglich präsentierten, zuletzt vor 30 Jahren. Das Heimspiel gegen die Bayern am 32. Spieltag ging durch einen Last-Minute-Treffer mit 2:1 verloren. Naldo hatte zuvor erst ins richtige, dann ins falsche Tor getroffen. Der 33. Spieltag war für Werder zumindest aus finanzieller Sicht ein guter Tag. Vor dem Spiel gab Klaus Allofs den Verkauf von Marko Marin zum FC Chelsea bekannt. Im Spiel gegen Wolfsburg hingegen liess sich die Mannschaft wie schon in Stuttgart auskontern, verlor mit 1:3. Der 34. Spieltag: 2:3 gegen Schalke – mit der vierten Pleite in Folge verabschiedete sich Werder aus der Saison. „Gott sei Dank, es ist vorbei“, sagte Kapitän Clemens Fritz nach dem Ende des Spiels und der Saison.

 

Saisonbilanz

Gruselig, im DFB-Pokal in der ersten Runde ausgeschieden, international nicht vertreten, in der Liga schloss Werder die Saison auf Platz neun ab. Die Rückrunde mit lediglich 13 Punkten war die Schlechteste des Vereins seit Bestehen in der Bundesliga. Bedingt durch zahlreiche Verletzungen über die ganze Saison hinweg stand am 24. März 2012 die jüngste Startelf der Vereinsgeschichte (Altersdurchschnitt 22,7 Jahre) auf dem Spielfeld. Dass Werder ein Umbruch bevorstand zeigte sich schon kurz vor dem Anpfiff, denn der Verein verabschiedete vor dem letzten Saisonspiel gleich ein halbes Dutzend seiner Spieler: Tim Borowski, Markus Rosenberg und Tim Wiese, die in der Startelf standen, sowie Marko Marin, Mikael Silvestre und Lennart Thy. Später gab auch noch Claudio Pizarro nach monatelanger Bedenkzeit seinen Weggang bekannt.


Saison 2012/13: Umbruch

Vorbereitung

Werder muss nach dem Abgang diverser Spieler (Borowski, Rosenberg Wiese, Marin, Silvestre, Pizarro und Thy) und nach dem zweimaligen verpassen der internationalen Plätze zwangsläufig einen Umbruch vornehmen. Durch den Abgang einiger namhafter und teurer Spieler entstand aber auch finanzieller Spielraum, der bis dato in der Verpflichtung von Raphael Wolf und Richard Strebinger (Tor), Assani Lukimya-Mulongoti (Abwehr), Theodor Gebre Selassie (Abwehr), Eljero Elia (Mittelfeld) und Nils Petersen (Sturm) mündete.

Auf der Torwart-Position hat Werder mit dem Talent Richard Strebinger, der aus Herthas Nachwuchsabteilung kam, einen Perspektivspieler geholt. Mit Raphael Wolf hat Sebastian Mielitz einen Konkurrenten bekommen. Der 24-Jähirge, der vom SV Kapfenberg aus Österreich kam, dürfte aber vorerst nicht am Nummer-Eins-Status von Sebastian Mielitz rütteln können.

Werders erster Abwehr-Neuzugang ist der Kongolese Assani Lukimya, der mit Fortuna Düsseldorf den Aufstieg in die Bundesliga geschafft hat. Lukimya war einer der besten Verteidiger der zweiten Liga, hat in der Innenverteidigung mit den etablierten Naldo, Sokratis und Prödl aber starke Konkurrenz und muss beweisen, dass er auch in der ersten Liga ein Leistungsträger ist.

Der Rechtsverteidiger Theodor Gebre Selassi machte während der Europameisterschaft auf sich aufmerksam und erreichte mit den Tschechen als Stammspieler das Viertelfinale. Gebre Selassi war sich schnell mit Werder einig und auch die Ablösesumme von ca. 1,8 Millionen Euro, die Werder an Liberec zahlte, stellt kein hohes Risiko dar.

Einen echten Flügelflitzer hat Werder mit Eljero Elia verpflichtet, der für 5,5 Millionen Euro von Juventus Turin an die Weser wechselt. Mit dem Elia-Transfer ist Werder ein gewisses Risiko eingegangen, das sich aber bei guten Leistungen des talentierten Aussenstürmers auszahlen könnte.

In der Offensive freuen sich die Werder-Fans auf Nils Petersen, der für ein Jahr aus München ausgeliehen wird. Der zentrale Stürmer kam in München kaum zum Zuge und erhält nun in Bremen die Möglichkeit Spielpraxis in der ersten Liga zu sammeln. In der zweiten Liga hat er schon bewiesen, dass er treffsicher ist, da er in der Saison 2010/2011 bei Energie Cottbus Torschützenkönig wurde. In Bremen soll er die Lücke schliessen, die nach dem Weggang von Claudio Pizarro entstanden ist.

Insbesondere aber im Sturmzentrum und in der Mittelfeld-Zentrale könnte sich bis zum 31.August was Transfers angeht noch etwas bewegen. Aktuell werden Namen wie Kevin de Bruyne (FC Chelsea) oder Giampaolo Pazzini (Inter Mailand) gehandelt, wobei Pazzini aber wohl doch eher kein Thema sein soll.

Insgesamt scheinen aber die Transfers darauf hinzudeuten, dass Thomas Schaaf endlich den lange geforderten Systemwechsel vollzieht. Es macht den Anschein als würde der Kader durch Spieler wie Elia und Arnautovic ein Spiel über die Aussenseiten hergeben. Seit der Ära Micoud setzt Schaaf auf die Mittelfeld-Raute, doch inzwischen hat das anspruchsvolle System, für das Werder und Schaaf ligaweit bekannt sind, wohl ausgedient. Nach zwei erfolglosen Saisons und heftiger Kritik scheint Schaaf nun an der neuen Grundordnung zu arbeiten.

Der erste offizielle Termin in der Saison 2012/2013 findet am 19. August 2012 um 16:00 statt. In der 1. Runde des DFB-Pokals spielt Werder im Preussenstadion gegen Preussen Münster. Knapp eine Woche später am 24. August um 20.30 Uhr startet Werder im Signal Iduna Park zum Auftakt der 50. Spielzeit beim aktuellen Meister Borussia Dortmund. Das Duell Dortmund gegen Bremen gab es auch 1963 zum Start der Bundesliga. Damals fand die Partie allerdings in Bremen statt.

Im Hoffen auf eine erfolgreiche Saison 2012/2013!

 

100% Werder!

 

Literatur

  • Arnd Zeigler: Das W auf dem Trikot - 40 Jahre Werder Bremen in der Bundesliga - ISBN 3861086956
  • Arnd Zeigler: Lebenslang grün-weiss - ISBN 978-3-86108-564-5

Quellen

  • Piir-Stuff (Archiv)
  • SV Werder Bremen
  • Wikipedia
  • Fussballdaten.de
  • Werder Wissens-Portal

Werder startete erfolgreich in die Saison: Der Pokalsieger Werder gewann beim VfL Wolfsburg 2:1 und holte den Volkswagen Supercup 2009. Im  DFB-Pokal in der ersten Hauptrunde musste man gegen Union Berlin antreten, dieses Spiel ging mit 0:5 klar an Werder. In die Bundesliga startete man hingegen mit einer 2:3-Blamage gegen Frankfurt. Drei dicke Abwehrfehler, die Wackel-Abwehr (50 Gegentore) der letzten Saison liess grüssen. Für die Gruppenphase der neuen Europa League konnte man sich hingegen mit zwei klaren Siegen gegen FK Aktobe aus Kasachstan klar qualifizieren.

Nach dem 2:0 Heimsieg gegen Hoffenheim war Werder nunmehr seit 13 Spielen (Liga, Pokal, Europa League) ohne Niederlage, klettert auf Platz vier der Bundesligatabelle. Vor allem Tim Wiese war zu diesem Zeitpunkt der Garant für den Erfolg,  der Nationaltorwart ebnete mit einem gehaltenen Elfmeter  den Weg zum Sieg und war zu diesem Zeitpunkt schon 619 Liga-Minuten ohne Gegentor – es fehlten noch 22 Minuten, um die Vereinsbestmarke von Oliver Reck mit 641 gegentorlosen Minuten aus dem Meisterjahr 1988 einzustellen.

Es kam aber noch besser: Mit der 6:0-Gala in Freiburg am 13. Spieltag stürmte Werder zumindest für 24 Stunden an die Tabellenspitze. Werder seit 20 (!) Spielen in Folge ungeschlagen. Die Bremer waren ab sofort Meisterschafts-Favorit Nummer eins. Es sah z diesem Zeitpunkt alles so gut aus – dieser Sieg sollte aber in der Meisterschaft für einige Zeit der letzte gewesen sein. In der Europa League lief es aber noch gut weiter, Werders B-Elf baut die Serie aus, man gewann mit 4:1 gegen Funchal – das 22. Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage. Werder stand in der Europa-League aber schon vorher in der nächsten Runde.

Am 16. Spieltag (zwei Unentschieden am 14. Und 15. Spieltag) endete dann Werder Siegesserie mit einem 0:2 gegen Schalke, nach 23 Pflichtspielen erstmals wieder eine Niederlage. Mit einem 3:0 siegten die Bremer in der Europa-League bei Athletic Bilbao, zogen  Gruppen-Erster in die nächste Runde ein. Zum Abschluss der Vorrunde setzte es aber noch einmal eine Niederlage auswärts gegen den HSV. Die Vorrunde wurde auf dem 6. Platz abgeschlossen.  Einen anderen Titel hatte Werder aber schon sicher... Werder war in der Twitter-Tabelle der Bundesliga Herbstmeister! Für keinen anderen Bundesliga-Klub interessierten sich so viele Twitterer.

In die Rückrunde startete man denkbar schlecht. Es setzte in Folge drei Niederlagen, darunter am 19. Spieltag ein 2:3 gegen die Bayern. Gegen Gladbach am 20. Spieltag führten drei Konter-Gegentore zum 0:3. Am Ende stand es 4:3. Im Herbst noch die Super-Serie mit 23 unbesiegten Spielen in Folge, dann folgte der Absturz mit fünf Pleiten in Folge. Werder fing sich aber wieder, gewann die nächsten 2 Spiele in der Liga. In der Europa League setzte man sich mit 4:1 gegen Twente Enschede durch, nachdem das Hinspiel noch mit 0:1 verloren ging. In der Bundesliga gab es in der Zwischenzeit ein Sieg und ein Unentschieden, bevor es dann gegen Valencia im der Europa League in die nächste Runde ging, 1:1 auswärts in Valencia, eigentlich eine gute Ausgangslage für das Rückspiel. Dann war aber wieder mal Werder-Wahnsinn im internationalen Geschäft angesagt:  Acht Tore, Chancen ohne Ende, ein offener Schlagabtausch - aber am Ende war Werder ausgeschieden (4:4). Leider kein Happyend, Werder konnte sich ab auf Liga und DFB-Pokal (Halbfinale gegen Augsburg) konzentrieren.

Das DFB-Pokal Halbfinale gegen den Zweitliga-Zweiten Augsburg wurde mit 2:0 gewonnen, Werder zum 10. Mal in seiner Vereinsgeschichte im Finale (bislang sechs gewonnen). Für Trainer Schaaf war es bereits die fünfte Endspielteilnahme. Er könnte zum vierten Mal den Pott holen, was Trainer-Rekord bedeuten würde. In der Liga lief es ebenfalls gut, vom 25. – 28. Spieltag gab es drei Siege, ehe es am 29. Spieltag gegen Dortmund eine Niederlage setzte.  Dann aber setzte Werder zum Endspurt an, vier Siege in Folge, darunter am zweitletzten Spieltag ein 0:2 auswärts gegen Schalke. Im letzten Bundesligaspiel dieser Saison, nach einem 1:1 im 92. Bundesliga-Nordderby gegen den HSV, konnte der deutsche Pokalsieger sein Saisonziel doch noch erreichen. Mit diesem Punktgewinn sicherte sich Werder Rang drei und damit die Chance zur Qualifikation für die Champions League.

Krönender Abschluss dieser Saison sollte das Pokalfinale gegen die Bayern sein, es war ein Pokal-Finale ohne Abtasten, allerdings gab es für Werder resultatmässig nichts zu holen, es setzte eine empfindliche 4:0 Niederlage. Es sollte Schaafs Krönung werden, es wurde zum Debakel. Mit seinem vierten Pokal-Sieg in Berlin wäre Werder-Coach Thomas Schaaf zum alleinigen Rekordhalter unter den Trainern aufgestiegen, doch dieser Traum platzte. Die über 20‘000 Fans wunderten sich über Werders defensive Marschroute. Statt mutigem Angriffsfussball setzte Werder auf Defensive und beraubte sich so seiner eigenen Stärken. Ein unpassender Abschluss einer sonst erfolgreichen Saison, mit dem Erreichen des Pokalfinales und der Qualifikation für die Champions-League.