Saison 2012/13: Umbruch

Vorbereitung

Werder muss nach dem Abgang diverser Spieler (Borowski, Rosenberg Wiese, Marin, Silvestre, Pizarro und Thy) und nach dem zweimaligen verpassen der internationalen Plätze zwangsläufig einen Umbruch vornehmen. Durch den Abgang einiger namhafter und teurer Spieler entstand aber auch finanzieller Spielraum, der bis dato in der Verpflichtung von Raphael Wolf und Richard Strebinger (Tor), Assani Lukimya-Mulongoti (Abwehr), Theodor Gebre Selassie (Abwehr), Eljero Elia (Mittelfeld) und Nils Petersen (Sturm) mündete.

Auf der Torwart-Position hat Werder mit dem Talent Richard Strebinger, der aus Herthas Nachwuchsabteilung kam, einen Perspektivspieler geholt. Mit Raphael Wolf hat Sebastian Mielitz einen Konkurrenten bekommen. Der 24-Jähirge, der vom SV Kapfenberg aus Österreich kam, dürfte aber vorerst nicht am Nummer-Eins-Status von Sebastian Mielitz rütteln können.

Werders erster Abwehr-Neuzugang ist der Kongolese Assani Lukimya, der mit Fortuna Düsseldorf den Aufstieg in die Bundesliga geschafft hat. Lukimya war einer der besten Verteidiger der zweiten Liga, hat in der Innenverteidigung mit den etablierten Naldo, Sokratis und Prödl aber starke Konkurrenz und muss beweisen, dass er auch in der ersten Liga ein Leistungsträger ist.

Der Rechtsverteidiger Theodor Gebre Selassi machte während der Europameisterschaft auf sich aufmerksam und erreichte mit den Tschechen als Stammspieler das Viertelfinale. Gebre Selassi war sich schnell mit Werder einig und auch die Ablösesumme von ca. 1,8 Millionen Euro, die Werder an Liberec zahlte, stellt kein hohes Risiko dar.

Einen echten Flügelflitzer hat Werder mit Eljero Elia verpflichtet, der für 5,5 Millionen Euro von Juventus Turin an die Weser wechselt. Mit dem Elia-Transfer ist Werder ein gewisses Risiko eingegangen, das sich aber bei guten Leistungen des talentierten Aussenstürmers auszahlen könnte.

In der Offensive freuen sich die Werder-Fans auf Nils Petersen, der für ein Jahr aus München ausgeliehen wird. Der zentrale Stürmer kam in München kaum zum Zuge und erhält nun in Bremen die Möglichkeit Spielpraxis in der ersten Liga zu sammeln. In der zweiten Liga hat er schon bewiesen, dass er treffsicher ist, da er in der Saison 2010/2011 bei Energie Cottbus Torschützenkönig wurde. In Bremen soll er die Lücke schliessen, die nach dem Weggang von Claudio Pizarro entstanden ist.

Insbesondere aber im Sturmzentrum und in der Mittelfeld-Zentrale könnte sich bis zum 31.August was Transfers angeht noch etwas bewegen. Aktuell werden Namen wie Kevin de Bruyne (FC Chelsea) oder Giampaolo Pazzini (Inter Mailand) gehandelt, wobei Pazzini aber wohl doch eher kein Thema sein soll.

Insgesamt scheinen aber die Transfers darauf hinzudeuten, dass Thomas Schaaf endlich den lange geforderten Systemwechsel vollzieht. Es macht den Anschein als würde der Kader durch Spieler wie Elia und Arnautovic ein Spiel über die Aussenseiten hergeben. Seit der Ära Micoud setzt Schaaf auf die Mittelfeld-Raute, doch inzwischen hat das anspruchsvolle System, für das Werder und Schaaf ligaweit bekannt sind, wohl ausgedient. Nach zwei erfolglosen Saisons und heftiger Kritik scheint Schaaf nun an der neuen Grundordnung zu arbeiten.

Der erste offizielle Termin in der Saison 2012/2013 findet am 19. August 2012 um 16:00 statt. In der 1. Runde des DFB-Pokals spielt Werder im Preussenstadion gegen Preussen Münster. Knapp eine Woche später am 24. August um 20.30 Uhr startet Werder im Signal Iduna Park zum Auftakt der 50. Spielzeit beim aktuellen Meister Borussia Dortmund. Das Duell Dortmund gegen Bremen gab es auch 1963 zum Start der Bundesliga. Damals fand die Partie allerdings in Bremen statt.

Im Hoffen auf eine erfolgreiche Saison 2012/2013!

 

100% Werder!

 

Literatur

  • Arnd Zeigler: Das W auf dem Trikot - 40 Jahre Werder Bremen in der Bundesliga - ISBN 3861086956
  • Arnd Zeigler: Lebenslang grün-weiss - ISBN 978-3-86108-564-5

Quellen

  • Piir-Stuff (Archiv)
  • SV Werder Bremen
  • Wikipedia
  • Fussballdaten.de
  • Werder Wissens-Portal

Werder startete erfolgreich in die Saison: Der Pokalsieger Werder gewann beim VfL Wolfsburg 2:1 und holte den Volkswagen Supercup 2009. Im  DFB-Pokal in der ersten Hauptrunde musste man gegen Union Berlin antreten, dieses Spiel ging mit 0:5 klar an Werder. In die Bundesliga startete man hingegen mit einer 2:3-Blamage gegen Frankfurt. Drei dicke Abwehrfehler, die Wackel-Abwehr (50 Gegentore) der letzten Saison liess grüssen. Für die Gruppenphase der neuen Europa League konnte man sich hingegen mit zwei klaren Siegen gegen FK Aktobe aus Kasachstan klar qualifizieren.

Nach dem 2:0 Heimsieg gegen Hoffenheim war Werder nunmehr seit 13 Spielen (Liga, Pokal, Europa League) ohne Niederlage, klettert auf Platz vier der Bundesligatabelle. Vor allem Tim Wiese war zu diesem Zeitpunkt der Garant für den Erfolg,  der Nationaltorwart ebnete mit einem gehaltenen Elfmeter  den Weg zum Sieg und war zu diesem Zeitpunkt schon 619 Liga-Minuten ohne Gegentor – es fehlten noch 22 Minuten, um die Vereinsbestmarke von Oliver Reck mit 641 gegentorlosen Minuten aus dem Meisterjahr 1988 einzustellen.

Es kam aber noch besser: Mit der 6:0-Gala in Freiburg am 13. Spieltag stürmte Werder zumindest für 24 Stunden an die Tabellenspitze. Werder seit 20 (!) Spielen in Folge ungeschlagen. Die Bremer waren ab sofort Meisterschafts-Favorit Nummer eins. Es sah z diesem Zeitpunkt alles so gut aus – dieser Sieg sollte aber in der Meisterschaft für einige Zeit der letzte gewesen sein. In der Europa League lief es aber noch gut weiter, Werders B-Elf baut die Serie aus, man gewann mit 4:1 gegen Funchal – das 22. Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage. Werder stand in der Europa-League aber schon vorher in der nächsten Runde.

Am 16. Spieltag (zwei Unentschieden am 14. Und 15. Spieltag) endete dann Werder Siegesserie mit einem 0:2 gegen Schalke, nach 23 Pflichtspielen erstmals wieder eine Niederlage. Mit einem 3:0 siegten die Bremer in der Europa-League bei Athletic Bilbao, zogen  Gruppen-Erster in die nächste Runde ein. Zum Abschluss der Vorrunde setzte es aber noch einmal eine Niederlage auswärts gegen den HSV. Die Vorrunde wurde auf dem 6. Platz abgeschlossen.  Einen anderen Titel hatte Werder aber schon sicher... Werder war in der Twitter-Tabelle der Bundesliga Herbstmeister! Für keinen anderen Bundesliga-Klub interessierten sich so viele Twitterer.

In die Rückrunde startete man denkbar schlecht. Es setzte in Folge drei Niederlagen, darunter am 19. Spieltag ein 2:3 gegen die Bayern. Gegen Gladbach am 20. Spieltag führten drei Konter-Gegentore zum 0:3. Am Ende stand es 4:3. Im Herbst noch die Super-Serie mit 23 unbesiegten Spielen in Folge, dann folgte der Absturz mit fünf Pleiten in Folge. Werder fing sich aber wieder, gewann die nächsten 2 Spiele in der Liga. In der Europa League setzte man sich mit 4:1 gegen Twente Enschede durch, nachdem das Hinspiel noch mit 0:1 verloren ging. In der Bundesliga gab es in der Zwischenzeit ein Sieg und ein Unentschieden, bevor es dann gegen Valencia im der Europa League in die nächste Runde ging, 1:1 auswärts in Valencia, eigentlich eine gute Ausgangslage für das Rückspiel. Dann war aber wieder mal Werder-Wahnsinn im internationalen Geschäft angesagt:  Acht Tore, Chancen ohne Ende, ein offener Schlagabtausch - aber am Ende war Werder ausgeschieden (4:4). Leider kein Happyend, Werder konnte sich ab auf Liga und DFB-Pokal (Halbfinale gegen Augsburg) konzentrieren.

Das DFB-Pokal Halbfinale gegen den Zweitliga-Zweiten Augsburg wurde mit 2:0 gewonnen, Werder zum 10. Mal in seiner Vereinsgeschichte im Finale (bislang sechs gewonnen). Für Trainer Schaaf war es bereits die fünfte Endspielteilnahme. Er könnte zum vierten Mal den Pott holen, was Trainer-Rekord bedeuten würde. In der Liga lief es ebenfalls gut, vom 25. – 28. Spieltag gab es drei Siege, ehe es am 29. Spieltag gegen Dortmund eine Niederlage setzte.  Dann aber setzte Werder zum Endspurt an, vier Siege in Folge, darunter am zweitletzten Spieltag ein 0:2 auswärts gegen Schalke. Im letzten Bundesligaspiel dieser Saison, nach einem 1:1 im 92. Bundesliga-Nordderby gegen den HSV, konnte der deutsche Pokalsieger sein Saisonziel doch noch erreichen. Mit diesem Punktgewinn sicherte sich Werder Rang drei und damit die Chance zur Qualifikation für die Champions League.

Krönender Abschluss dieser Saison sollte das Pokalfinale gegen die Bayern sein, es war ein Pokal-Finale ohne Abtasten, allerdings gab es für Werder resultatmässig nichts zu holen, es setzte eine empfindliche 4:0 Niederlage. Es sollte Schaafs Krönung werden, es wurde zum Debakel. Mit seinem vierten Pokal-Sieg in Berlin wäre Werder-Coach Thomas Schaaf zum alleinigen Rekordhalter unter den Trainern aufgestiegen, doch dieser Traum platzte. Die über 20‘000 Fans wunderten sich über Werders defensive Marschroute. Statt mutigem Angriffsfussball setzte Werder auf Defensive und beraubte sich so seiner eigenen Stärken. Ein unpassender Abschluss einer sonst erfolgreichen Saison, mit dem Erreichen des Pokalfinales und der Qualifikation für die Champions-League.