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Spielberichte zur Bundesliga, DFB Pokal und International: Saison 2007/2008

Tor-Doppelpack und Auswechsel-Doppelpack bringen die Wende

Von CHRISTOPH SONNENBERG, VIM VOMLAND und MARKUS BALCZUWEIT

Werder fegt Leverkusen 5:2 weg. Entschuldigt sich für das peinliche Champions League-Aus bei Piräus am vergangenen Dienstag. Und jagt die Bayern! Denn wie der Rekordmeister hat Bremen nun 36 Punkte – nur das schlechtere Torverhältnis bedeutet Platz 2.

Was für eine rasante Partie. Werder siegt dank zwei Helden! Der erste wird in der 85. Minute ausgewechselt und dabei mit Standing Ovations gefeiert: Ivan Klasnic. Schaaf & Klasnic die Werder-Helden. Klasnic bejubelt sein 2. Tor. Und meinte hinterher: „Wenn man bedenkt, wie viele Leute bei uns in der Rückrunde zurückkommen. Da kann es nur einen Meister geben: Werder.

Der Kroate schrieb bereits am 24. November Geschichte, als er in Cottbus nach Nieren-Transplantation und 342 Tagen Pause sein Comeback feierte. Gegen Bayer steht er wieder in der Startelf, weil Sanogo (Rückenprellung) und Almeida (Rot-Sperre) fehlen. 30. Minute: Borowski haut aus 7 Metern drauf, doch Bayer-Keeper Adler pariert zunächst. Aber den Abpraller schiebt Klasnic ins Netz, gleicht die vorige Bayer-Führung durch Barnetta (6.) aus!

Der Stürmer mit seinem ersten Bundesliga-Tor seit dem 4. November 2006 (1:1 gegen Cottbus)! Er kniet danach an der Seitenlinie nieder. Und erklärt hinterher: „Ein sehr emotionaler Moment. Ich habe fünf Sekunden gebraucht, bis ich das realisiert habe.“ Werder braucht dann nur 19 Minuten, um die Gäste zu schlagen. Erst trifft Diego aus acht Metern ins lange Eck zum 2:1 (50.) – sein 9. Saisontor! Danach hebt Jensen mit tollem Pass die Bayer-Abwehr aus und Fritz haut die Kugel aus 12 Metern rein – 3:1 (57.). Klasnic aus 12 Metern – 4:1 (63.). Danach bereitet er noch Rosenbergs 5:1 vor (69.). Kießling betreibt mit dem 2:5 (76.) Kosmetik.

Ein Bremer Sieg, der auch dem zweiten Helden zu verdanken ist: Trainer Thomas Schaaf! Direkt nach dem 1:1 müssen Borowski und Vranjes raus! Schaaf: „Wir hatten bis dahin nicht ins Spiel gefunden. Daher wählte ich die offensivere Variante.“ Der Mut des Coaches wird belohnt. Denn mit Hunt und Andreasen läuft‘s besser. Bayer-Sportdirektor Völler: „Mit den Auswechslungen hat Schaaf das Spiel gewonnen.“

Werder verhauen! Nur durch Real-Sieg ist Bremen im Uefa-Cup

von CHRISTOPH SONNENBERG

Das sonnige Wetter (20 Grad) war das Beste an Werders Trip nach Griechenland, der Rest war stockfinster! Peinliches 0:3 in Piräus, die Bremer sind raus aus der Champions League! Verdammt ärgerlich, denn die Gruppe mit Olympiakos, Lazio und Real war machbar. Jetzt feiern überraschend die entfesselten Griechen. Und Werder muss (wie letztes Jahr) im Uefa-Cup weiterkicken, ist durch den Real-Erfolg über Lazio wenigstens Dritter.

Passend zur Chaos-Nacht: Auch nach dem Spiel war noch unklar, wann die Bremer wegen eines Streiks einen Flieger bekommen. Botschafter Schultheis in Athen wurde eingeschaltet, trotzdem wurde der geplante Nachtflug abgesagt. Mehrfach kam der Verdacht von absichtlicher Schikane auf.

Ausgerechnet Werders 50. Champions-League-Auftritt wurde zum Tiefpunkt. Trotz der Rückkehr von Fritz und Borowski blieben sie ängstlich, harmlos. Diego wurde ständig von zwei bissigen Griechen attackiert. Hinten war durch Mertesackers Ausfall (Grippe) ständig „Land unter“. Naldo versagte total, Keeper Wiese verhinderte das halbe Dutzend Gegentore...

Nach Fehlpass Vranjes im Aufbau jagte Stoltidis aus 17 Metern das schnelle 1:0 in die lange Ecke (12.). Werder wie schon in Hannover (3:4) weit entfernt von der Klasse-Leistung gegen Real Madrid (3:2). Erst nach der Pause zwei Kopfballchancen. Naldos Versuch nach Diego-Ecke wurde von der Linie geschlagen (48.). Sanogo köpfte frei (63.) genau auf den oft unsicheren Keeper Nikopolidis (36).

In der Schlussphase wurden die Bremer sogar verhauen. Erst köpfte Kovacevic ungestört von Naldo das 2:0 rein (70.). Vier Minuten später knallte erneut Stoltidis das 3:0 ins Netz. Durch die Beine von Pasanen auf der Linie – passte zur blamablen Vorstellung. 33 500 Griechen feierten in eine heiße Nacht.

Werder wusste noch nicht mal, wann sie nach Hause kommen...

Erste Pleite nach zehn Spielen!

VON LARS BEIKE, MARKUS BALCZUWEIT UND HEIKO OSTENDORP

Erste Pleite für Werder nach zehn unbesiegten Spielen – da verloren die Bremer die Nerven! In der Nachspielzeit sieht Almeida Rot, weil er Huszti am Kopf packt und zu Boden drückt. Selbst der sonst so ruhige Trainer Schaaf nach dem 3:4 in Hannover außer Rand und Band, lieferte sich noch auf dem Rasen ein Motz-Duell mit Tarnat. Nationalspieler Borowski rangelte sich mit Cherundolo, Torwart Wiese beschimpfte Pinto.

Werder-Frust pur! Über den verpassten Sprung an die Spitze. Bei Sieg hätten sie den Bayern-Ausrutscher (0:0 gegen Duisburg) bestrafen können. Über die eigene schwache (Abwehr-) Leistung – und über Schiri Stark! Der verweigerte Werder einen Elfer, als Kleine Sanogo direkt vom Konter zum 3:1 an der Hose zieht (21.). Dafür pfiff er großzügig Strafstoß, als Vinicius Rosenberg festhielt.

Werder tobt, 96 jubelt! Mann des Tages: Nationalstürmer Hanke, der drei Tore schießt und eins vorbereitet beim ersten 96-Heimsieg gegen Werder seit 35 Jahren. Das 0:1 durch Rosenberg (10.) gleicht Hanke 146 Sekunden später per Karate-Sprung aus, befördert Tarnats Pfosten-Schlenzer über die Linie (12.). Eine Flanke aus abseitsverdächtiger Position vorm 2:1 will Baumann mit rechts wegschlagen, doch vom linken Knie prallt die Kugel ins eigene Tor. Das dritte Eigentor seiner Karriere. 81 Sekunden später das 3:1! Hanke bestraft einen Mertesacker-Patzer, schiebt aus 13 Metern ein (21.). Auch auf die Tore von Diego (41./Elfmeter) und wieder Rosenberg (54.) hat Hanke die richtige Antwort: Seinen Siegtreffer bereitet Stajner vor (77.).

Ganz oben: Werder trotzt allen Problemen

Sie murren und sie klagen nicht. Werder Bremen hat wieder einmal bewiesen, dass das Team alle Ausfälle in der Startelf kompensieren kann. Die Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf gewann das Nordderby gegen den Hamburger SV mit 2:1 (1:0). Es war das zehnte Spiel ohne Niederlage in Serie. Damit haben sich die Grün-Weißen nun eindeutig den Titel "Bayern-Jäger Nummer eins" verdient und rücken zumindest bis zum Sonntag an den Münchnern vorbei auf den ersten Tabellenplatz.

"Es ist schön, dass wir jetzt da oben stehen. Es war ein leidenschaftliches Nordderby, in dem meine Mannschaft Außergewöhnliches geleistet hat", erklärte Schaaf. Auch Sportdirektor Klaus Allofs ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden: "Gegen den HSV zu gewinnen, macht einfach Spaß. Ich habe nie an einen Bayern-Alleingang geglaubt, aber angesichts unserer Verletztenmisere stehen wir weit besser da als erhofft."

"Die Tabellenführung ist Ausdruck unserer Konstanz", meinte Per Mertesacker, der nach der Auswechslung von Frank Baumann (Adduktorenprobleme) wieder die Kapitänsbinde übernommen hatte. "Angesichts unserer personellen Lage können wir mit dem Sieg sehr zufrieden sein." Bremen musste wieder einmal auf Stammspieler wie Torsten Frings, Tim Borowski, Clemens Fritz, Hugo Almeida und Tim Wiese verzichten. Mertesacker: "Wir haben in einer extrem schweren Woche das Maximum erreicht." Zur Belohnung "verordnete" Schaaf seiner Truppe zwei trainingsfreie Tage.

Die Partie im ausverkauften Weserstadion war aber nicht nur das Spiel des Tabellenzweiten gegen den -dritten. Für Boubacar Sanogo war es die Revanche gegen seinen Ex-Verein. Der 24-Jährige markierte den 1:0-Treffer und schloss damit wohl endgültig seine Akte "HSV". "Ich hatte in Hamburg eine schlechte Zeit, zum Beispiel mit den Fans. In Bremen spiele ich jetzt sehr gut und gebe 200 Prozent für Grün-Weiß", erklärte der Stürmer von der Elfenbeinküste.

Für die Hamburger war es die erste Niederlage seit zehn Spieltagen. Die Schlappe machte Trainer Huub Stevens vor allem am Terminkalender fest. "Ich finde ich es schade, dass ein Spiel, das auch für die Meisterschaft entscheidend sein kann, so ausgetragen werden musste", meinte der Niederländer. "Man kann nach 43 Stunden den Körper nicht soweit haben, um wieder alles abrufen zu können." Er spielte natürlich auf das Uefa-Cup-Spiel am Donnerstag an. Stevens sollte aber nicht vergessen, dass auch der Gegner kein leichtes Programm in dieser Woche hatte. Das Champions-League-Spiel gegen Real Madrid hat auch die Bremer Kräfte gekostet. Zudem verletzte sich Clemens Fritz gegen die "Königlichen".

Doch die Bremer lamentieren nicht. Sie spielen einfach - und das mit Erfolg.

Werder ist die Nummer eins im Norden – und auch in der Bundesliga!

2:1 im Nordderby gegen den HSV. Die Bremer klettern auf Platz eins und setzen Bayern gewaltig unter Druck. Der Rekordmeister muss heute in Bielefeld gewinnen, um sich die Tabellenführung zurückzuholen. Bremens Vranjes stichelt Richtung Süden: „Wir geben die Spitze nicht mehr her! Die Bayern sind jetzt ein bisschen nervös. Die gewinnen nicht in Bielefeld. Wir stehen verdient oben.“

Werder holt Bayern von der Spitze! Dank des Ex-Hamburgers Sanogo – und einer irren Flanken-Gurke! Nach der 3:2-Gala am Mittwoch gegen Real Madrid in der Champions League siegt Werder auch im Spitzenspiel.