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Spielberichte zur Bundesliga, DFB Pokal und International: Saison 2011/2012

Doppelpack! Pizza nagelt Hamburg weg

Von CHRISTOPH SONNENBERG und KAI-UWE HESSE

Bremen oben, Hamburg ganz unten! 2:0 putzt Werder den HSV im 95. Nord-Derby. Claudio Pizarro (32) knallt Bremen mit zwei Toren rauf auf Platz 2. Und Hamburg noch näher an den Abgrund... Der Bundesliga-Dino hat nach fünf Spielen einen Punkt, dafür aber 16 Gegentore. Platz 18! Die Bremer Fans höhnen schon: „2. Liga, Hamburg ist dabei.“
Daran arbeitet Pizarro. Im 19. Spiel gegen den HSV macht er seine Tore 13 und 14. Sky-Experte Jens Lehmann: „Er ist der wichtigste Mann bei Werder. Wenn es bei ihm läuft, spielen sie oben.“

Bei Werder drehen zwei Stars das Ding. Vorne knipst Pizarro zweimal, hinten rettet Wiese zweimal. Ausgerechnet Wiese! Der hatte das Derby angeheizt, so dass Westermann giftete: „Ich hoffe, dass wir Tim den Mund stopfen können.“ Nach dem Spiel gibt‘s Spott von Werders Torwart-Star. Wiese: „Wenn sie mir das Maul stopfen wollen, muss da mehr kommen.“ Klartext Wiese: „Die sollen nicht immer weinen und mich als Bösewicht darstellen. Das ist doch kein Weichei-Fußball, wir sind nicht aus Zuckerguss.“

Werder ist jetzt punktgleich mit Spitzenreiter Bayern –und greift an. Pizarro: „Unser Ziel ist es, Erster zu sein. Wenn wir so weiterspielen, gewinnen wir weiter.“ Auch ohne Abwehr-Chef Per Mertesacker (für 11,1 Mio an Arsenal verkauft). Dafür aber wieder mit Naldo. Werders Brasilianer kommt in der 86. Minute, macht sein erstes Spiel nach 16 Monaten Verletzungspause (Knie). Und feiert direkt einen Derby-Sieg.

Werder träumt von „ganz oben“

Von U. SICKENBERGER und C. SONNENBERG

Plötzlich ist mit den Bremern wieder zu rechnen. Nach dem Pokal-Aus bei Drittligist Heidenheim befürchteten bei Werder alle eine Katastrophen-Saison. Nach dem 2:1 in Hoffenheim grüßt die Schaaf-Elf in der Tabelle von oben. Und träumt von mehr! Neun Punkte aus vier Spielen – und ausgerechnet die Sorgenstürmer Markus Rosenberg und Marko Arnautovic treffen wieder. Rosenberg war letzte Saison an Santander ausgeliehen, sollte nun verkauft werden – aber keiner wollte ihn. Skandalnudel Arnautovic flirtete zuletzt mit Eindhoven. Doch nun konzentrieren sich beide auf Werder: “Rosi” hat bereits drei Saisontreffer, “Arnie” nur einen weniger.

Der Ösi, der nach fünf Monaten Pause wegen seiner starken Leistungen für das EM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland am Freitag nachnominiert wurde: “Ich habe jetzt im zweiten Spiel das zweite Tor gemacht. Das erwartet man von mir. Aber da kommt noch mehr.” Auch Sportdirektor Klaus Allofs ist euphorisch: “Die Mannschaft hat das Potenzial für ganz oben!” Das wäre Platz 1 ...

Werder-Wahnsinn wieder da!

Von M. BALCZUWEIT und W. SCHMID

Was für ein Spiel! Werder schlägt Freiburg mit 5:3, feiert den 700. Erfolg in der Bundesliga-Geschichte! Und Gäste-Trainer Marcus Sorg verliert in der heißen Schlussphase die Nerven, wird auf die Tribüne verbannt. Der Werder-Wahnsinn ist wieder da! Nach dem zurückliegenden Chaos-Jahr (nur Platz 13) lassen die Bremer Offensiv-Qualitäten aufblitzen, die es seit einer Weile an der Weser nicht mehr zu sehen gab. Fünf Tore – fünf verschiedene Torschützen. Zum ersten Mal seit Februar 2010 schießt Werder wieder fünf Tore in einem Bundesliga-Spiel. Nationalspieler Marko Marin freut sich über das Tor-Spektakel: „Schön, mal wieder so ein Spiel zu erleben.“ Irre: Torschütze Wesley schnappt sich bei seinem Jubel über das 5:3 eine Kamera eines Fotografen, knipst feiernde Fans.

Trainer Thomas Schaaf dämpft die Euphorie: „Wir haben uns das Leben viel zu schwer gemacht und uns selbst in Not gebracht. Man sieht, dass uns noch die Souveränität fehlt. Wir müssen viel ruhiger spielen.“ In der Abwehr klaffen noch zu viele Lücken bei den Bremern, um wirklich an alten Glanz anknüpfen zu können. Gute Nachricht für die Norddeutschen: Nationalverteidiger Per Mertesacker schließt einen Wechsel zu Arsenal London aus und stellt klar: „Ich bleibe in Bremen!“ Auch Stürmer Marko Arnautovic („Ich trage das Werder-Wappen und dabei wird es auch bleiben“), den PSV Eindhoven jagt, will bleiben.

Bundesliga-Neuling Sorg (trainierte zuletzt Freiburgs Amateure) flippt bei seinem dritten Bundesliga-Spiel als Chefcoach völlig aus, als Schiri Peter Sippel (München) ihn nach dem Bremer Elfer-Tor zum 4:3 (87.) auf die Tribüne schickt. Sorg muss von Co-Trainer Christian Streich schon fast mit Gewalt weggezogen werden vom vierten Offiziellen Norbert Grudzinski (Hamburg). Sorg hinterher: „Das gibt’s nirgendwo, dass einer ruhig bleibt, wenn er so benachteiligt wird.“ Was er meint: Laut Freiburgs Trainer habe nicht er sich lautstark über den Elfer aufgeregt, sondern einer seiner Assistenten. Der Schiri habe ihn also fälschlicherweise runtergeschmissen. Sorg: „Schade, dass der vierte Mann nicht das Rückgrat hat, das richtigzustellen.“ Ein wahnsinniges Spiel...

Ballack raus – da schlug Bayer zu!

Dem Spiel der Hausherren fehlten häufig die Überraschungsmomente. Die Gastgeber bestimmten zwar optisch das Geschehen, hatten aber Probleme, Gefahr vor dem gegnerischen Tor heraufzubeschwören. Werder stand in der Abwehr gut, Clemens Fritz machte ein ordentliches Spiel auf der Sechserposition. Die beste Chance in der ersten Hälfte besaß der Bremer Lennart Thy, der in 35. Minute völlig freistehend den Ball aus drei Metern über das Tor setzte. Er spielte zusammen mit dem Doppel-Torschützen gegen Kaiserslautern, dem Schweden Markus Rosenberg, in der Spitze bei den Werderanern. Der Peruaner Claudio Pizarro stand nach langer Verletzungspause wieder im Kader und wurde in der 62. Minute eingewechselt.

In der 13. Minute besaß Bayer die erste gute Gelegenheit durch einen 16-m-Schuss von Renato Augusto, den Werder-Schlussmann Tim Wiese glänzend parierte und zur Ecke abwehrte. Zwei Minuten später versuchte es Sidney Sam auf Zuspiel von Andre Schürrle aus der Distanz, aber auch sein Schuss verfehlt knapp das Tor. Wenige Sekunden vor der Pause scheiterte Stefan Kießling erneut auf Vorlage von Schürrle an Wiese. Schürrle (65.) vergab eine weitere Chance. Wiese bewies bei einem Freistoß von Kadlec (77.) erneut seine Klasse, war aber acht Minuten später beim nächsten Versuch des Tschechen machtlos.

Beim SV Werder gefielen Wiese und Sokratis Papastathopoulos.

Rosenberg lässt Werder jubeln

Von C. SONNENBERG, U. SCHAUBERGER und M. BALCZUWEIT

Werder kann’s doch noch! Nach der peinlichen letzten Saison (nur Platz 13) und dem noch peinlicheren Pokal-Aus bei Drittligist Heidenheim (1:2) letzte Woche gibt es zum Auftakt drei ganz wichtige Punkte. 2:0 gewinnt Bremen gegen Kaiserslautern. Weil Markus Rosenberg doppelt trifft. Der Schwede, der eigentlich schon gar nicht mehr da sein sollte ...

In der letzten Saison war er an Santander ausgeliehen, erzielte in Spanien neun Tore. Aber er bekam sein Gehalt nicht. Also kam er zurück. Sein Geld will er sich jetzt bei der Fifa einklagen. Rosenberg: „Jetzt ist es schön, wieder in Bremen zu sein.“ Aber Werder hätte ihn am liebsten vor der Saison sofort wieder verkauft. Doch es gab keine Angebote. Und für neue Stürmer hatte der klamme Klub einfach kein Geld. Also spielt er, der Notnagel Rosenberg. Und macht Werder wieder froh... Doppelpack-Rosi (hatte auch Werders Tor beim Pokal-Aus erzielt): „Ich hatte die ganze Zeit ein gutes Gefühl. Und ich denke, dass ich mit meinen beiden Toren meine Situation verbessert habe.“ Was er meint: Im Sturm ist Claudio Pizarro (nach Innenbandriss im Knie noch nicht fit) normalerweise gesetzt. Rosenberg kämpft mit Marko Arnautovic, Sandro Wagner und Lennart Thy um den zweiten Platz.

Werder jubelt über den Sieg – macht sich aber zeitgleich Sorgen um Per Mertesacker. Denn Bremens neuer Kapitän spricht von Abschied: „Wir haben im Moment andere Zeiten in Bremen. Es ist nicht selbstverständlich, dass man Fünfter oder Sechster wird. Überall muss gespart werden. Was mit mir passiert, kann ich nicht genau sagen.“ Hintergrund: Werder braucht Geld, würde ihn bei einem guten Angebot wohl ziehen lassen. Gleiches gilt für Marko Marin und Tim Wiese. Oder auch Markus Rosenberg.