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SV Werder Bremen Blog

Beobachtungen des Autors "weserstolz" um Vorkommnisse rund um den SV Werder Bremen. Von hintergründig, analytisch bis hin zu völlig voreingenommen im Sinne von Werder natürlich;-)

Nord-Derby Wahnsinn

Dies hatte die einzigartige Konstellation mit vier Nord-Derby innert neunzehn Tagen zur Folge, da sowohl im DFB-Pokal als auch im UEFA-Cup der Hamburger SV der Gegner war. Das erste Nord-Derby, im DFB-Pokal, entschied Werder im Elfmeterschiessen mit 4:2 für sich, wo Keeper Tim Wiese mit drei gehaltenen Elfmetern zum grossen Helden avancierte - Werder stand im DFB-Pokal Finale. Die Meisterschaft geriet so immer mehr zur Nebensache, da aus der gefestigten Position im Mittelfeld das Minimalziel eines Tabellenplatzes, der zum UEFA-Cup im Folgejahr berechtigte, nicht mehr erreicht werden konnte. So standen die nächsten Spiele gegen den HSV im UEFA-Cup im Fokus. Das erste Spiel im heimischen Weserstadion ging allerdings mit 0:1 verloren, eine weitere Niederlage auswärts gegen Köln in der Liga folgte. Im Rückspiel allerdings im UECA-Cup in Hamburg lieferte Werder ein begeisterndes Spiel, und setzte sich schliesslich völlig verdient mit 3:2 durch - Werder stand im Final des UEFA-Cup. Im vierten Nord-Derby schliesslich gegen den HSV (in der Meisterschaft) gelang Werder der dritte Sieg und demonstrierte so eindrücklich, wer die Nummer 1 im Norden ist.

Fokus UEFA-Cup und DFB-Pokal

In der Folge zeigte sich in der Liga deutlich, dass Werder den Fokus klar auf die beiden Endspiele legte, obwohl man das natürlich so nicht kommunizieren wollte. Die Ergebnisse waren dementsprechend, die Liga wurde auf dem 10. Platz abgeschlossen - der schlechtesten Platzierung seit Thomas Schaaf das Traineramt vor 10 Jahren übernahm.

UEFA-Cup Finale

Am 20. Mai spielte Werder im UEFA-Cup Finale gegen Schachtjor Donezk. Leider konnte die Mannschaft zu keinem Zeitpunkt an die im UEFA-Cup zuvor gezeigten Leistungen anschliessen. Das Spiel ging zwar glücklich in die Verlängerung, dort aber mit 1:2 verloren. Das Fehlen von Diego und Almeida (beide gesperrt) und Per Mertesacker (verletzt) machte sich dann doch zu stark bemerkbar und konnte nicht kompensiert werden.

DFB-Pokal Finale

Nach dem Tiefschlag des verlorenen UEFA-Cup Finals blieb Werder aber nur gut eine Woche Zeit, um sich für das DFB-Pokal Final in Berlin vom 30. Mai gegen Bayer Leverkusen wieder fitzumachen. Im Spiel zeigte sich bald, dass die gut gelungen war, Werder dominierte und bestimmte das Spiel über weiter Strecken und gewann folgerichtig durch einen Treffer von Mesut Özil mit 1:0. Am Ende feierte Werder den 6. Sieg im 9. Pokalfinale. Einmalig: Sie hatten im gesamten Wettbewerb (6 Spiele) kein einziges Heimspiel! Durch den Sieg im DFB-Pokal sicherte sich Werder die Teilnahme an der neu gebildeten Europaliga (dem Nachfolger des UEFA-Cup).

Saisonbilanz

Die Bilanz dieser Saison: In der Liga der 10. Platz, das Finale im UEFA-Cup und der Sieg im DFB-Pokal. Zuletzt konnte eine eigentliche misslungene Saison doch noch zum Guten gewendet werden. Allerdings steht auch ein Umbruch bevor: Werder muss den Abgang von Spielmacher Diego (geht zu Juventus Turin) und dem langjährigen Kapitän Frank Baumann verkraften, der seine aktive Karriere beendet. Baumann wird allerdings per 1.1.2010 Klaus Allofs als Assistent der Geschäftsleitung Werder Bremen weiterhin zur Verfügung stehen.

Die Derby-Wochen sind vorbei, es ist Zeit Bilanz zu ziehen. Drei der vier Duelle zwischen Werder und dem HSV haben die Grün-Weissen für sich entscheiden können - Werder steht sowohl im DFB-Pokal als auch im UEFA-Cup im Endspiel. Das ist hochverdient, vor allem das UEFA-Cup Finale musste aber teuer erkauft werden. Diego wird im Final gelbgesperrt fehlen, Alemeida ebenfalls, und Mertesacker wird nach einer unfairen Attacke verletzungsbedingt wohl ebenfalls nicht mehr auflaufen können.

Vergewärtigt man sich noch einmal die Spiele im Pokal und UEFA-Cup, liegt die Schlussfolgerung nahe, dass Werder den Druck braucht. Denn ansonsten ist kaum zu erklären, wie die Grün-Weissen in dieser Saison in der Liga und einem Grossteil der Champions-League-Partien unter ihrem Niveau geblieben sind, während sie in K.o.-Spielen regelmässig Höchstleistungen ablieferten.

DFB-Pokal: Immer musste Werder auswärts antreten, hatte kein einziges Heimspiel. Der Sprung ins Endspiel gelang trotzdem, gegen nahmhafte Gegner wie Dortmund, Wolfsburg und Hamburg. Nun hat Werder als erste Mannschaft die Chance, den Pokal zu holen, ohne ein einziges Heimspiel bestritten zu haben.

UEFA-Cup: Hier mussten zum Finaleinzug ebenfalls nahmhafte Gegner eliminiert werden. Die Spiele beim AC Mailand, in Udine und in Hamburg konnten die Werderaner allesamt noch umbiegen, trotz ungünstiger Zwischenstände.

Selbst in der Champions-League kann Werder einen Erfolg unter Druck vorweisen. Obwohl (unerwarteterweise) nach der Vorrunde bereits Schluss war, konnten sich die Grün-Weissen in letzter Sekunde durch einen Heimsieg gegen Inter Mailand immerhin noch den Verbleib im UEFA-Cup sichern - wo sie am 20. Mai das Endspiel bestreiten werden.

In den beiden Endspielen kann Werder jetzt definitv den Beweis für die These erbringen, wonach sie in dieser saison den Druck für den Erfolg benötigen. In diesem Sinn, 100% Werder!

Werder steht im Finale des DFB-Pokals, was umgekehrt bedeutet, dass Werder das erste der vier Nord-Derbis für sich entscheiden konnte. Die Grün-Weissen haben dabei bemerkenswertes vollbracht: Sie haben den Einzug ins Finale geschafft, ohne dass sie dabei ein einziges Mal Heimrecht geniessen konnten - alle Spiele wurden auswärts, gegen teils nahmhafte Gegner, bestritten und auch gewonnen. So könnte Werder also am 30. März der erste DFB-Pokalsieger werden, der alle Spiele auswärts bestreiten musste - den schliesslich findet ja auch das Finale auswärts, nämlich in Berlin, statt.

Der Sieg ging vollends in Ordnung, Werder war dem HSV fast über die gesamten 120 Minuten deutlich überlegen, vor allem aber auch in der Spielanlage und -gestaltung. Werder agierte wie eine Heimmannschaft, nahm das Heft von der ersten Minute an in die Hand und liess den Gegner laufen. Einzig die schlechte Verwertung der Chancen und mangelnde Konsequenz im Abschluss ermöglichten es dem HSV, sich zuerst in die Verlängerung und dann noch ins Elfmeterschiessen zu retten.

Und dort ragte einer aus dem ingesamt guten Kollektiv deutlich heraus: Tim (Riese) Wiese. Er parierte schon den ersten Schuss in der regulären Spielzeit beim 1:1 hervorragend, was er dann aber im Elfmeterschiessen zeigte, war Extraklasse. Vor dem Derby hatte er die Stimmung durch seine Meinungsmache noch angeheizt, wofür er über das gesamte Spiel den auch ausgepfiffen wurde - er liess seinen Sprüchen dann aber auch Taten folgen. Bereits beim ersten Elfer ahnte er die richtige Ecke, der Schuss war aber (noch) unhaltbar. Die nächsten drei Elfer antizipierte er allesamt und parierte in herausragender Weise, was Werder wiederum das Finale sicherte, wo am 30. Mai Leverkusen wartet - dank Riese Wiese, letzten Endes.

Eigentlich wurde ja schon seit Wochen überall kolportiert, dass die Tabellenplätze, die für die internationalen Plätze berechtigen, ausserhalb der Reichweite der Grün-Weissen liegen würden. Bei genauer Betrachtung, zumindest galt dies bis vor dem gestrigen Spieltag, wären die Plätze durchaus noch in Schlagweite gelegen. Ein Sieg in Dortmund und man hätte sich den internationalen Plätzen wieder bis auf wenige Punkte genähert.

Da dies alles im Konjunktiv geschrieben ist, ist klar: Mission nicht erfüllt! Die Niederlage gegen Dortmund war so unnötig wie ein Kropf. Wie so häufig in dieser Saison schlägt es irgendwann noch im Werder-Kasten ein. Pizarro ist zwar die Werder-Lebensversicherung in dieser Saison, schiesst etliche Tore, müsste aber angesichts der Torchancen noch häufiger treffen. Tat er gestern aber nicht, trotz einiger Grosschancen.

Was bleibt ist ein Platz im Niemandsland der Tabelle, der nach dem gestrigen Spiel zudem zementiert ist. In der Hinsicht auf internationale Spiele in der nächsten Saison ist das ein Spiel mit dem Feuer. Im UEFA-Cup hat es noch nahmhafte Gegner, der Sieg dort ist noch in weiter Ferne. Udinese sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen, die haben bereits den letztjährigen UEFA-Cup Sieger eliminiert. Im Pokal gehts im Halbfinale auswärts gegen den HSV, auch kein Selbstläufer.

Werder spielt, wahrscheinlich ungewollt, mit dem Feuer, muss aber gehörig aufpassen, sich dabei nicht zu verbrennen.

Nachdem im ersten Teil die konstante Unkonstanz der Grün-Weissen Hauptthema war, besteht der zweite Teil vornehmlich aus der Analyse der „Ingredienzien", die nach Meinung des Autors das Werder-Tief zu verantworten haben.

Stichwort „Raute": Könnte man auch das „Schaaf-Prinzip" nennen, die Grundlage für die Erfolge der vergangenen Jahre. Werder spielt die Raute schon seit vielen Jahren, ist dadurch aber auch ausrechenbar geworden. Die Frage ist auch, ob Spieler, die in den vergangenen Jahren eine wichtige Rolle in der Raute gespielt haben, den diesem System geschuldeten hohen Anforderungen noch gerecht werden können.

Stichwort „offensive Spielweise": Eigenheit des vorgenannten „Schaaf-Prinzips". Werder war vorne in der Vergangenheit immer für fünf Tore gut, leider aber hinten für fast ebenso viele. Werder steht für offensiven und attraktiven Fussball, was ich nicht missen möchte. Zudem, die offensive Spielweise muss nicht automatisch in das hanebüchene Abwehrverhalten münden, das die Spieler immer wieder offenbaren. Allerdings, gewisse Voraussetzungen scheinen mir (nicht mehr) gegeben zu sein, weshalb Werder immer mal wieder ein Abwehrverhalten an den Tag legt, das jeder Beschreibung spottet. Wichtige Aspekte werden in den nächsten zwei Punkten angesprochen.

Stichwort „Qualität der Mannschaft": Nun ja, das muss ich sagen, das ist zum Teil ein echtes Ärgernis. Was da seit etlichen Jahren auf der linken Abwehrseite rumschwirrt, wer kann es begreifen? Anscheinend unmöglich, diese Baustelle mal zu schliessen. Im Mittelfeld genügen Spieler wie Baumann (siehe nächster Punkt), Vranjes, Tziolis (da leg ich mich schon mal fest), Jensen und und Niemeyer (beide immer verletzt) den Ansprüchen nicht. Im Sturm sollte ein Ersatz für Rosenberg gesucht werden. Tut mir leid, eigentlich mag ich „Rosi" ja, er hat auch seine Qualitäten, aber in der Nachbetrachtung vieler Spiele muss man ihm einfach zu häufig das Prädikat „Totalausfall" attestieren. Zum Thema Hugo „Eisenfuss" Almeida muss ich einfach mal sagen, dass er seine Qualitäten hat, die sind aber eindeutig begrenzt. Allofs und Schaaf tun aber immer so, als hätte Almeida etliche verborgene Qualitäten, die man nur zu Tage fördern müsse. Tut mir leid, dem ist nicht so, zu gross sind einfach seine technischen Defizite. Aus Hugo wird nie ein ganz grosser Knipser wie z.B. Pizarro. Wenn Allofs und Schaaf das endlich zugeben würden, könnte Werder sich auf die Suche nach weiteren Stürmen machen, die Almeida nicht unbedingt ersetzen, aber ergänzen könnten.

Stichwort „altgediente Leistungsträger": Darunter fällt eindeutig Baumann, er ist für das Schaaf-System einfach zu langsam, immer wieder wird das Mittelfeld viel zu einfach überlaufen. Es scheint sich abzuzeichnen, dass auch Frings bald dieser Kategorie zuzuordnen ist, wenngleich ich ihn immer noch für einen der wichtigsten Spieler im Werder-Verbund halte, nicht zuletzt weil bei ihm eigentlich immer der (Kampfes)Wille erkennbar ist.

Stichwort „Trainer": Vor einigen Wochen war ich mir noch nicht sicher, respektive hätte an dieser Stelle geschrieben, dass Schaaf wohl ein Auslaufmodell ist. Schnauze links, hier und jetzt nehme ich ganz klar Stellung: Schaaf ist immer noch der Richtige für Werder. Warum? Es ist, mit bedauerlichen Abstrichen zu erkennen, dass die Mannschaft „will", es gibt halt einfach Phasen, wo nichts funktioniert. Aber Spiele wie zuletzt gegen den AC Mailand zeigen, dass die Mannschaft Charakter hat und von Schaaf auch richtig eingestellt wird. Aber Schaaf muss im System flexibler werden, Werder ist zu einfach auszurechnen. Auch der nächste Punkt liegt in der Verantwortung des Trainers.

Stichwort „Einstellung": Wie gesagt, gegen die „Grossen" lässt man's häufig krachen, gegen die „Kleinen" leistet man gerne Aufbauhilfe. Das muss ändern, sonst kann Werder nicht wieder erfolgreich Fussball spielen, und ich meine das vor allem auch in Hinsicht auf den Tabellenplatz. Ich bin mir unsicher, was da los ist. Die Charakterfrage stellt sich meiner Ansicht nicht grundsätzlich, sonst wäre Werder nach einem 2:0 Rückstand in Mailand nicht zurückgekommen. Trotzdem, irgendwie scheint in den Köpfen der Spieler die Ansicht vorzuherrschen, dass die „Kleinen" aus Furcht gleich schon zu Beginn die Segel streichen. Ich glaube einfach auch, dass die Mannschaft auf wichtigen Positionen zu schwach besetzt ist, um das System des Trainers umzusetzen. Zudem kommt aus der zweiten Reihe zu wenig Druck auf die etablierten Spieler. Es braucht dringend eine Blutauffrischung - siehe auch „Qualität der Mannschaft".

Stichwort „hanseatisches Kaufmannsprinzip": Was es bedeutet, auf unverantwortliche Weise über den Verhältnissen zu leben, erleben wir gerade auch ausserhalb der schönen Fussballwelt. Es gibt aber auch den sogenannten „Leverage-Effekt", den Werder mit den getätigten Verpflichtungen zu wenig genutzt hat. Ausser Pizarro sehe ich keine Verpflichtung als Verstärkung, wenngleich ein Spieler wie z.B. Prödl Potential für die Zukunft aufweist, aber man muss auch die Gegenwart bedienen können. Mit Verlaub, wie sind die Einnahmen der vergangenen Champions-Leage Jahre investiert worden? Allein mit der Argumentation des teurer gewordenen Kaders tue ich mich schwer. Nun ja, ein Teil des Geldes ist wohl mit dem Millionen-Transfer „Chaos Alberto" verbrannt worden. Ich wünsche mir hier ein bisschen mehr Mut zum Risiko.

Stichwort „Cleverness": Auch ein Punkt über den man sich richtig ärgern kann. Werder trifft, der Gegner innert Minutenfrist auch. Diese Saison, zum x-ten Mal. Ein Spiel mal souverän nach Hause bringen, gibt es mit Werder nicht. Das ist echt ein Punkt, der an den Nerven jedes Grün-Weissen zehrt. Wäre schön wenn man das abstellen könnte, wie weiss ich allerdings auch nicht, vielleicht mal ein bisschen in südlichen Gefilden spionieren?

Ich bin mir sicher, dass die Herren Schaaf und Allofs, wie überhaupt das gesamte Management, das wieder auf die Reihe bringen. In diesem Sinn, 100% Werder!

Zugegeben, das ist Phrasendrescherei auf Stammtischniveau, für die man andernorts, zu Recht, Geld ins Phrasenschwein einzahlen müsste. Trotzdem scheint sich der Wahrheitsgehalt dieser Floskel noch nicht bis nach Bremen rumgesprochen zu haben. „Was motzt der jetzt rum", werden sich einige vielleicht denken, schliesslich hat Werder ja erst am Donnerstag die Rossoneri aus Mailand, nicht gerade Laufkundschaft auf internationaler Bühne, vollkommen und hundertprozentig verdient aus dem laufenden UEFA-Cup Wettbewerb eliminiert. Das war toll, geil, echt mal wieder positiver Werder-Wahnsinn, wenn auch die Fussballfans, dank TV-Irrsinn und Berlusconi-Grössenwahn, aussen vor gelassen wurden.

Jedenfalls, Werder-Wahnsinn, den gab es zuletzt auch, aber nicht in der Art, wie es sich ein Grün-Weisser wünschen würde. Andauernd muss man sich in dieser vertrackten Saison fragen, „Was war denn das jetzt wieder?" Wie zuletzt in den Spielen gegen Cottbus, Gladbach oder auch Bielefeld. Kann irgendjemand, der nicht dem Wahnsinn verfallen ist begreifen, wie ein Spielverlauf wie der gegen Cottbus, in einer Niederlage münden kann? Absurdistan! Oder auch das Spiel gegen Gladbach, fünfunddreissig (35) zu „ichkannmichnichterinnern" Torschüsse, aber Werder bringt es fertig, den Ball nur ein einziges Mal im Gehäuse unterzubringen. Die gleiche Performance brachte auch Gladbach auf die Reihe, allerdings mit einer beneidenswerten Effizienz, von der Werder zurzeit nur träumen kann. Das ganze wird noch absurder, wenn man sich vor Augen führt, dass der Gladbacher Torhüter am meisten Ballkontakte seiner Mannschaft hatte, nämlich zweiundsechzig (62). Da könnte man glatt versucht sein, die ganze Werder-Misere der bisherigen Saison mit dem entwaffnenden Olli-Kahn-Zitat: „Wenn's Scheisse läuft, läufts Scheisse!" zu erklären, aber halt, da war ja noch der Spiel gegen Bielefeld. Eine Frechheit, das grenzte ja schon an Leistungsverweigerung, wie unlustig die Mannschaft ihre ohnehin unverschwitzten Leibchen auf dem Platz lüften ging. Kommt hinzu, dass es von diesen „unlustigen" Spielen in dieser Saison einige gab, sowohl in der Meisterschaft, wie auch in der Champions-League, oder wie es die Bild-Zeitung aufgrund der Leistung der Grün-Weissen besser formulierte „Schämpions-League".

Was mich wieder auf den Titel des Blogs „Auch Kleinvieh macht Mist" zurück bringt. Werder in dieser Saison punktet vornehm gegen die sogenannten „Grossen", während gegen die „Kleinen" die Punkte reihenweise vergeben, verschenkt oder auch einfach eben nur „unlustig" liegen gelassen werden. Ein paar Beispiele gefällig? In der Vorrunde gab es Siege gegen die Bayern, Hoffenheim oder auch Hertha, mit Blick auf die Tabelle immerhin Spitzenmannschaften. In der Champions-League gab es auswärts ein verdientes 1:1 gegen Inter Mailand, zu Hause konnte Werder dann sogar mit einem Sieg gegen Inter wenigstens noch den UEFA-Cup sicherstellen. Die Kehrseite dieser Medaille, in der Meisterschaft Niederlagen gegen Gladbach, Karlsruhe, Bielefeld oder zuletzt eben gegen Cottbus. In der „Schämpions-League" zwei Unentschieden gegen Famagusta (Zypern, wer's nicht weiss), ein lausiges Unentschieden und sogar eine 3:0 Klatsche (im heimischen Weserstadion) gegen Panathinaikos Athen.

Woran das liegen mag? An der Raute? An der offensiven Spielweise? An der Einstellung? Am Trainer? An der Qualität der Mannschaft? An altgedienten Leistungsträgern die so langsam zu Auslaufmodellen mutieren? Am hanseatischen Kaufmannsprinzip? Oder einfach schlichtweg manchmal an der fehlenden Cleverness? Ich tue mich da ehrlich gesagt ein bisschen schwer Diagnose zu stellen, wenngleich wohl die laufende Werder-Misere aus einem Cocktail der vorgenannten „Ingredienzien" besteht.

Im zweiten Teil folgt die Analyse der „Ingredienzien" - Bauchgrimmen inklusive.

Jetzt muss auch ich es eingestehen, nach einer langen Phase des Verdrängens, Haderns und Zauderns, begründet im Hoffen und Glaube an Grün-Weiss, aber es nützt alles nichts: Werder ist im Mittelmass angelangt. Die Fakten sind eindeutig und gleich an mehreren Stellen auszumachen - aber wie konnte es nur soweit kommen?

Management
Hier wurde meiner Ansicht etwas zu stark das Hanseatische Prinzip angewendet und mit den Mitteln geknausert. Allofs hat in den letzten Jahren immer wieder seine Spürnase unter Beweis gestellt, und Talente zu einem Schnäppchenpreis geholt - aber beliebig und endlos lässt sich das nicht wiederholen. Andere Clubs haben ihr Scouting verbessert und sind bei Werder in die Schule gegangen. Manchmal muss auch etwas riskiert werden, sprich die Schatztruhe aufgemacht werden, gerade in den letzten Jahren wäre das Risiko, begründet durch die Einnahmen aus der CL, nicht unverhältnismässig gewesen. Ich frage mich, wie die Einnahmen aus der Championsleague investiert worden sind. Es wurde gesagt, dass die Einnahmen nicht für bauliche Infrastrukturen verwendet werden - aber ganz ehrlich, wenn ich mir die Verpflichtungen, vor allem zu Beginn dieses Jahres anschaue, aber bestimmt auch nicht für Spielermaterial.

Sportliche Leitung
Ich habe mich kurzzeitig mal gefragt, ob ich die „verbotene" Frage in den Raum stellen soll - ich habe mich entschlossen, es nicht zu tun. Jeder soll anhand der Faktenlage, aber auch des Bauchgefühls diese Frage für sich selber beantworten. Schaaf jedenfalls scheint seine Spieler noch zu erreichen, die Spieler lassen sich nicht grundsätzlich hängen, der Wille war mit Ausnahmen erkennbar. Aber die Mannschaft tritt nicht als Einheit, nicht als Kollektiv auf. Bislang hat Schaaf meiner Ansicht nicht aufzeigen können, wie er die notwendige Veränderung, die sich seit längerer Zeit andeutet, bewältigen will.

Spielsystem
Seit Jahren vertraut Schaaf auf die Raute, der liegen schliesslich auch die Erfolge der vergangenen Jahre zugrunde. Aber Hand aufs Herz, das System hat sich abgenutzt, alle Mannschaften haben sich längst auf das Werder-System eingestellt. Bedenklich auch, dass Werder nicht auf ein anderes System, jedenfalls keines das den Erfolg bringt, umstellen kann. Aber am schlimmsten ist die Tatsache, dass Werder, respektive die Spieler, nicht aus dem jahrelang erfolgreich praktizierten Schönspielsystem ausbrechen können und einen Gegner auch mal niederkämpfen können. Dies gelang noch zu Abschluss der vergangenen Spielzeit, als eine Krise beendet wurde, indem Schalke und Hamburg regelrecht niedergeknüppelt wurden. Auch das System „Offensive um jeden Preis" muss überdacht werden, insbesondere weil es nicht möglich scheint, auch zuverlässig nach hinten zu arbeiten.

Aussenwirkung
Mehrfach hat die Mannschaft in Spielen einen überheblichen, teils lustlosen Eindruck gemacht. Vor allem gegen „kleinere" Gegner trat man überheblich auf, im blossen Glauben, solche Gegner mit reiner Schönspielerei an die Wand spielen zu können. Das hat in keinem Fall funktioniert, der Gegner hat mit Kampf und Wille geantwortet, dem hatte Werder nichts entgegen zu setzen.

Qualität des Kaders
Auf den Punkt gebracht: Auf vereinzelten Positionen, ja sogar Bereichen, nicht ausreichend. Brennpunkt Aussenverteidigung: Seit Jahren eine permanente Schwachstelle, vor allem auf der linken Seite. Etliche Spieler wurden verpflichtet, keiner hat(te) das Prädikat „ausreichend". Von zuverlässigen „Notnägeln" wie einem Pasanen, seines Zeichens guter Innenverteidiger, kann nicht erwartet werden, die Aussenbahnen dauerhaft und zuverlässig zu besetzen. Auf der rechten Aussenbahn sieht es etwas besser aus, wenn aber Fritz, wie aktuell, in einem kräftigen Tief steckt, geht nicht mehr viel. Im defensiven Mittelfeld scheint einigen Spielern zunehmend die Geschwindigkeit abzugehen. Brennpunkt Sturm: Pizarro ist zweifellos ein Top-Stürmer, allerdings nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. Rosenberg und Almeida sind meiner Ansicht eigentlich mehr als durchschnittliche Stürmer, können aber ihr Potential nicht dauerhaft abrufen. Einem guten Spiel folgt ein schlechtes (vor allem Rosenberg), Almeida ist phlegmatisch veranlagt und häufig überhaupt nicht präsent auf dem Platz, trifft immer mal wieder, kann aber auch die allerallerbesten Chancen versieben. Bei Sanogo weiss ich schon gar nicht mehr, wie er spielt, auch er hat grundsätzlich Potential, er scheint aber psychisch ziemlich labil zu sein.

Verletzungen
Ich kann schon lange nicht mehr nachvollziehen, von welchem Verletzungspech Werder verfolgt wird. Ganz schlimm letzte Saison, auch schon die Saison zuvor, auch in diesem Jahr gab es schon viele Verletzte. Nur Pech - ich glaube nicht. Es fällt vor allem auf, dass viele Spieler über lange Zeit ausfallen, und sich dann nach der Gesundung gleich wieder verletzen. Auffällig auch, dass sich schon etliche Spieler über die ärztliche Betreuung beklagt haben.

Fazit
Viele Baustellen - die insbesondere zuerst mal durch das Management adressiert werden müssen - dann kann auch wieder erfolgreich Fussball praktiziert werden.

In diesem Sinne - 100% Werder!

Nun, es wird beinahe schon zur Gewohnheit, dass ich auf Aussagen in einem meiner früheren Beiträge zurück kommen muss. Im vorherigen Beitrag hatte ich georakelt, dass sich die Abwehr wohl stabilisiert hätte. Dass hier eher der Wunsch Vater des Gedanken war, zeigte sich schon während des Stuttgart-Spiels. Es war einfach zum Haare raufen mitanzusehen, wie einfach Stuttgart uns vier Tore einschenkte. Dazu kommen noch haarsträubende Tore gegen Hoffenheim und Gladbach. Ich erinnere an Gladbach, wo z.B. ein einzelner Spieler, dessen Namen mir vorher nicht wirklich ein Begriff war, über den ganzen Platz kurvte, die Werder-Spieler wie Stangen umlief und dann einnetzte.

Das kann nicht sein - das darf nicht sein, das sah zeitweise aus wie die Abwehr eine Schülermannschaft. Aber es passiert eben immer wieder, nicht erst in dieser Saison, schon letzte und ich erinnere mich sogar an Ähnliches aus der vorletzten Saison.

Woran liegt es denn, dass wir die Schiessbude der Liga sind? Sicher ist Werder, dankenswerterweise, sehr offensiv ausgerichtet. Dies bedingt dann aber eben auch, dass sich alle Spieler konsequent an der Abwehrarbeit beteiligen müssen.

Ist das eine neue Erkenntnis? Sicher nicht, Fakt ist, dass dies in einigen Spielen funktioniert, dann scheint diese Erkenntnis aber zunehmends wieder in Vergessenheit zu geraten - die Folge ist eine Klatsche à la Stuttgart. Die Spieler müssen entlich einmal dauerhaft das geforderte und notwendige Abwehrverhalten an den Tag legen. Es ist für mich unverständlich, warum dieses Problem, obwohl schon lange bekannt, nicht dauerhaft adressiert werden kann.

Was mir ebenfalls sauer aufstösst, ist dieses beinahe schon regelmässig zu erkennende, inkonsequente, divenhafte, zum Teil überhebliche Auftreten. Der Sinn des Spiels, auf einen ganz einfachen Nenner gebracht lautet: "Der Ball muss ins Tor". Wie ist schlussendlich egal - und dieses ewige "den Ball fast in Tor tragen wollen", "noch einen Doppelpass"-Gehabe nervt. Einnetzen! Es braucht vor allem zuerst mal Willen, Einsatzbereitschaft, Kampf und agressives Zweikampfverhalten. Das ist doch nicht so schwer zu begreifen. Längst haben alle Mannschaften erkannt, dass man Werder mit agressivem Kampf den Schneid abkaufen kann. Da muess zuerst mal entgegen gehalten werden. Wenn das wieder stimmt, können wir auch wieder schön spielen - ich freue mich über schöne Tore, aber vor allem mal zuerst über Tore und die Punkte.

In diesem Sinne - 100% Werder!

Was waren das für Wochen...zuerst der eher laue Start in die Liga, dann das unerwartete Unentschieden in der Champions League gegen Famagusta, gefolgt vom Hammer gegen die Bayern und der nachfolgenden Pflicht im Pokal gegen Aue. Nach der Pflicht war dann wieder mal der Wahnsinn zugegen, in Form eines vogelwilden 5:4 gegen Hoffenheim. Zuletzt am Mittwoch dann das Untentschieden in der CL in Mailand gegen Inter.

Aufgrund der letzten Eindrücke stelle ich jetzt mal die etwas voreilige Behauptung auf, dass Werder sich in einer Transitionsphase zur nächsthöheren Evolutionsstufe befindet. Warum? Wie auch schon in den vergangenen Jahren ist Werder wieder sehr offensivstark. Zuletzt habe ich aber auch den Eindruck gewonnen, dass man in der Defensive stabiler steht als auch schon. Dies trifft auf jeden Fall auf den Pokal und auch auf die CL zu. In der Liga gabs zwar zwei Gegentore gegen die Bayern - aber erst als das Spiel schon lange entschieden war. Das Spiel gegen Hoffenheim kann sowieso nicht im normalen Rahmen beurteilt werden, wenn beide Mannschaften auf beinahe schon absurde Weise ihr Heil in der Offensive suchen. Aber auch hier, welche Mannschaften in der Bundesliga und sogar europaweit weisen einen solchen Mut und ebensolches Spielverständnis für die Offensive auf? Viele Mannschaften fallen mir da nicht ein.

In Mailand gegen Inter lief Werder zwar einem sehr unglücklichen Tor hinterher (die Vorlage zum Tor kam von einem Werder-Spieler nach einem Abpraller), verfiel aber nicht wie schon in anderen CL-Jahren kopflosem Offensivdrang, sondern wartete geduldig auf die eigenen Chancen - und zumindest eine Chance konnte ja zum verdienten Unentschieden genutzt werden. Auch hier ist eine Weiterentwicklung spürbar.

Auch werden die vielen Grosschancen jetzt konsequenter genutzt. Auffallend ist auch, wie viele Torschüsse aus mittlerer Distanz zuletzt im gegnerischen Tor eingeschlagen haben. Hier scheint man erkannt zu haben, dass man den Ball nicht unbedingt immmer ins Tor tragen muss.

Werder hat in diesem Jahr auch punkto Spielintelligenz zugelegt. Neben Diego verfügen auch Spieler wie Frings, Özil, Pizarro und Baumann über beträchtliches Potential. So macht das Spass, viele Tore, die übliche Portion Wahnsinn, aber auch die notwendigen Punkte - weiter so!

In diesem Sinne - 100% Werder!


Freunde von Werder Bremen, was war das gestern für ein Tag. Ich hätte Lust, hier nur noch eine Aufzählung von Schlagwörtern anbringen, wie z.B.:

  • Wahnsinn
  • Unfassbar
  • Heroisch
  • Heldenhaft
  • Kaltblütig
  • Schneidig

Was für eine Leistung. Nicht wie so oft in dieser Saison, war von Anfang an der absolute Wille zum Sieg erkennbar. Werder agressiv in den Zweikämpfen und eng beim Mann. Auch wenn Kommentator Marcel Reif das energische Einsteigen von Kapitän Baumann monierte, es zeigte Werders Einstellung - und der Kapitän ging voran. Baumann opferte sich quasi selbst, denn der Trainer nahm ihn ab der zweiten Halbzeit rotgefährdet vom Feld.

Werder hatte von Anfang an die besseren Chancen, schon beim Stand von 0:0 tankte sich Pizza auf der linken Seite grandios durch, setzte den Ball aber leider nur an den Pfosten. Doch dann fielen die Tore, eingeleitet von Traumpässen (wie beim 0:1), in Vollendung erzielt (wie beim 0:1, 0:3, 0:4) - einfach Wahnsinn.

Spätestens beim 0:4 brachen alle Dämme, denn natürlich hallt die Erinnerung an die 0:4-Klatsche vom letzten Jahr im Weserstadion noch immer nach. Um so schöner dann, dass dieses Ergebnis sogar noch getoppt werden konnte, und erst zum Schluss noch leicht korrigiert wurde. Nach ca. 65 Minuten stellte Werder dann, Franz Beckenbauer sagte dazu "Gentlemenlike", den Fussball ein und verwaltete mehr oder weniger nur noch den Vorsprung.

Werder zeigte einmal mehr, dass es über ein gutes Kollektiv verfügt, denn gestern fehlten mehrere Stammspieler. Ausnahmslos alle Werder-Spieler zeigten gestern aber eine Klasseleistung.

Als Werder-Anhänger hat man auch immer noch den Trick von Ribery gegen Schulz beim letztjährigen 0:4 im Kopf, der zudem in allen Rückblicken immer wieder auftauchte. Gestern dann, ich glaube beim Stand von 0:4, gab es einen Werder-Spielzug, bestehend aus drei Doppelpässen, alle mit der Hacke gespielt, der sogar noch in einer Torchance mündete.

Der phantastischen Werder-Vorstellung zollte auch Frank Riberies Tochter Tribut, als sie das 0:5 auf der Tribüne beklatschte:-) Nicht zu vergessen, gestern hat Werder im Prinzip 7 Tore erzielt, denn die beiden Bayern-Tore erzielte mit Borowski ein ex-Bremer-Urgestein.

In diesem Sinne - 100% Werder!

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