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Spielberichte zur Bundesliga, DFB Pokal und International: Saison 2009/2010

Frings zerlegt erst die Wölfe, dann Löw

Von HEIKO NIEDDERER und MARKUS BALCZUWEIT

Bundestrainer Jogi Löw saß in Wolfsburg auf der Tribüne, wollte seine WM-Kandidaten beobachten. Doch ausgerechnet einer, der im Januar aussortiert wurde, spielte gestern groß auf: Torsten Frings (33) war weltmeisterlich drauf, erzielte bei Werders 4:2 einen Doppelpack! Der Bremer gestern der Hauptdarsteller: Er lässt es erst auf dem Rasen krachen, schießt nach Abpfiff scharf gegen den Bundestrainer. Frings: „Dass Löw da war, interessiert mich nicht. Dass es in der Nationalmannschaft nicht um Leistung geht, wissen doch alle! Mein Charakter ist wohl nicht gefragt.“ Mit seinen Worten hat der 79-malige Nationalspieler (zehn Tore) eine Diskussion um sein Comeback gleich im Keim erstickt. Während bei Kuranyi eine Begnadigung ansteht, braucht Frings nun definitiv nicht mehr auf eine WM-Rückkehr hoffen.

Frings zerlegt erst die Wölfe, dann Löw! Und die Kollegen kämpfen trotzdem für ihren Kapitän. Naldo: „Torsten hätte es verdient, bei der WM zu spielen. Ich hoffe, er ist dabei.“ Trainer Thomas Schaaf: „Er hat gezeigt, welche Qualitäten er hat, mehr kann er nicht tun.“

Sogar Wolfsburg-Chef Dieter Hoeneß, der sich vor dem Spiel mit Löw getroffen hatte, sagt: „Wenn Frings immer solche Kabinettstückchen zeigen würde, muss man darüber nachdenken.“ Was er meint: Nach dem Elfer zum 1:1 war vor allem der Lupfer von Frings mit links sehenswert, mit dem er sich das 3:2 selbst auflegte. Der starke Frings lässt Werder wieder von der Champions League träumen. Nach der Leverkusen-Pleite in Stuttgart steht Bremen zumindest bis heute auf Platz 3.

Özil wachsen Flügel

Von M. BALCZUWEIT, H. HEIMANN und D. RÖHL

Joachim Löw saß zwar gestern in Leverkusen im Stadion. Doch die 90 Minuten im Bremer Weserstadion werden ihn trotzdem erfreuen. Der Grund: Mit Mesut Özil (21) befindet sich einer seiner WM-Hoffnungsträger endlich wieder im Höhenflug!

Ob es auch daran liegt, dass seine Zukunft endlich geklärt scheint? In Bremen sickerte durch, dass sich Werder prinzipiell mit Özil über eine Vertragsverlängerung geeinigt hat. Die Unterschrift fehlt noch, die Eckdaten sind fix: Vertragsverlängerung um ein Jahr bis 2012, das Jahresgehalt wird auf drei Millionen Euro verdoppelt. Özil: „Ich sage nichts zu einer Entscheidung, das werden wir intern klären. Wir werden noch Gespräche führen.“ Werder möchte die Vertragsverlängerung selbst bekanntgeben.

Beim 4:0 gegen Freiburg wurde klar: Der neue Vertrag beflügelt Özil! Es waren seine besten 90 Minuten seit Monaten, gekrönt mit einem Weltklasse-Tor zum 4:0! Die Özil-Krise ist vorbei. Sportdirektor Klaus Allofs: „Mesut ist in den letzten Wochen immer stärker geworden. Er braucht die totale Fitness, die ist zuletzt immer besser geworden. Und man hat heute gesehen, dass er sich in Bremen sehr wohlfühlt.“ Und das auch noch in der kommenden Saison ...

CL-Zug für Werder abgefahren

Nach dem schwer erkämpften 2:1 (2:0)-Sieg im Verfolgerduell der Bundesliga gegen Pokalfinalist Werder Bremen vergrößerten die Westfalen den Abstand zu den Hanseaten auf Tabellenplatz fünf auf vier Punkte und bleiben dem Dritten Bayer Leverkusen weiter auf den Fersen. In einer äußerst unterhaltsamen Begegnung vor 80.552 Zuschauern in der ausverkauften Dortmunder Arena sorgten Kevin Großkreutz (9.) mit seinem fünften Saisontreffer und Neven Subotic (22.) schon bis zur Halbzeit für die Vorentscheidung zugunsten des BVB, der auch das fünfte Spiel in Folge ungeschlagen blieb und die Erfolgsserie der Bremer nach acht Begegnungen ohne Niederlage beendete. Der einzige Werder-Treffer gelang Aaron Hunt (65.).

Schon nach zwei Minuten hatte Werder Glück, als Lucas Barrios den Ball im Strafraum nicht unter Kontrolle brachte und Abwehrspieler Per Mertesacker im letzten Moment klären konnte. Doch schon wenig später musste sich Werder-Keeper Tim Wiese geschlagen geben. Kevin Großkreutz überraschte den Nationaltorhüter mit einer Kopfball-Bogenlampe nach einer Flanke von Patrick Owomoyela zur 1:0-Führung. Doch die Hanseaten zeigten sich nur wenig geschockt, suchten den offenen Schlagabtausch und hatten durch einen Kopfball von Claudio Pizarro (15.) ihre erste große Chance.

Barrios (17.), der freistehend in Wieses Arme köpfte, hätte die Führung ausbauen können, bevor Subotic ebenfalls per Kopf nach einem Eckball von Mohamed Zidan zum verdienten 2:0 traf und eklatante Abwehrschwächen der Gäste offenlegte. Dortmund stellte die wesentlich aggressivere, spielstärkere und auch in der Defensive stabilere Mannschaft. Werder, das in seiner Startelf überraschend offensiv ausgerichtet war, tat sich sehr schwer, sich Chancen zu erarbeiten. BVB-Torhüter Roman Weidenfeller erwies sich in den wenigen brenzligen Situationen, wie bei Pizarros Gewaltschuss (34.), als zuverlässiger Rückhalt.

Nach dem Wechsel drängte Werder auf den Ausgleich. Pech hatte Pizarro (49.), der das BVB-Gehäuse aus spitzem Winkel nur knapp verfehlte und in der 59. Minute nur die Latte traf. Durch die verstärkten Offensivbemühungen der Gäste, ergaben sich für die Schwarz-Gelben Konterchancen. Doch Hunt gelang auf der Gegenseite der Anschlusstreffer. Bremen hatte in Pizarro und Hunt seine besten Spieler.

Witz-Rot! Schaaf fordert Frings-Freispruch

Von M. BALCZUWEIT, M. FUNK und T. RÖHN

Bei diesem Platzverweis sieht Werder ROT! Die Bremer sind sauer auf Schiri Schmidt (Stuttgart), weil der Kapitän Frings kurz vor Schluss beim 4:2 gegen Nürnberg vom Platz schmeißt. Wegen einer Tätlichkeit, die ganz klar keine ist, wie TV-Bilder klar zeigen. Die Szene: Frings will Broich im Mittelfeld abschütteln, macht zwei Finten. Dabei trifft er den Nürnberger unabsichtlich mit dem Arm im Gesicht. Der Schiri will Absicht erkannt haben und spricht überraschend den Platzverweis aus.

Witz-Rot! Werder-Trainer Schaaf fordert deshalb Frings-Freispruch! Er sagt: „Die TV-Bilder sagen alles. Es wird an allen Regeln rumgeschraubt. Jetzt kann man auch mal eine Situation schaffen, wo man jemanden nicht sperrt.“ Nürnberg-Kollege Hecking springt ihm zur Seite, sagt: „War kein Rot!“

Direkt nach dem Abpfiff stürmt Schaaf wütend dem Schiedsrichter hinterher. Auch Werder-Sportchef Allofs sucht später das direkte Gespräch mit den Unparteiischen. Auch er fordert: „Wir wollen einen Freispruch!“ Frings, der jetzt mindestens im Duell am nächsten Samstag beim Vierten Dortmund und bei der Aufholjagd auf die Champions League fehlt, schimpft: „Traurig, dass sich so ein Spieler so theatralisch fallen lässt. So eine Schauspielerei! Der Schiri ist drauf reingefallen. Er wird sich am meisten ärgern, wenn er die Szene im Fernsehen sieht.“

Nach fünf Spielen ohne Niederlage verlieren die Nürnberger verdient in Bremen. Zu wenig Kampf! Stattdessen versucht der Club, spielerisch zu gefallen – geht nach hinten los. Kapitän Wolf: „Wir haben uns bei den Standardsituationen angestellt wie eine Schülermannschaft.“ Stark bei Werder: Ersatz-Ersatz-Torwart Mielitz, der für Wiese (Bluterguss in der Wade) und Vander (Magen-Darm) spielt – und toll hält.

Perfekter Auftakt für Werder: Nationalspieler Mertesacker köpft zwei Tore in den ersten 20 Minuten, glänzt auch in der Abwehr. Das wird Bundestrainer Löw freuen!

FIIINALEEE! Marin & Pizarro treffen!

Von C. SONNENBERG, T. ERNSTBERGER, M. BALCZUWEIT und T. RÖHN

2:0 gegen den Zweitliga-Zweiten Augsburg. Marin und Pizarro treffen. 30. Minute: Marin und Özil spielen Doppelpass. Marin dringt in den Strafraum ein, zieht aus 14 Metern ab. Der Ball kullert an Torhüter Jentzsch vorbei ins Tor. Trainer Schaaf: „Er hat ja nicht den absolut harten Schuss. Er setzt eben das Köpfchen ein. Sieht, wo der Torwart steht.“

Werder bis dahin klar überlegen. Augsburg erst nach Werders Führungstreffer frecher. Und mit Riesenpech: Thurk trifft aus spitzem Winkel nur den Innenpfosten (42.). Auch nach der Pause zunächst Augsburg am Drücker. Und wieder verballert Thurk eine dicke Chance: Ndjeng legt zurück auf den Zweitliga- Topknipser (21 Treffer). Thurk haut aus zehn Metern übers leere Tor (52.).

Werder macht es besser. Pizarro sorgt für die Entscheidung: Frings führt einen Freistoß an der Mittellinie schnell aus. Pizarro schiebt aus 12 Metern rein (84.). Jubelt: „Ich bin sehr froh. Es ist immer toll, in Berlin zu spielen.“

Werder zum 10. Mal in seiner Vereinsgeschichte im Finale (bislang sechs gewonnen). Für Trainer Schaaf ist es die fünfte Endspielteilnahme. Er kann zum vierten Mal den Pott holen. Das wäre Trainer-Rekord. Schaaf: „Berlin ist immer ein Riesenerlebnis. Danach lechzen die Fans. Es ist herrlich, dass wir wieder dabei sind!“