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Spielberichte zur Bundesliga, DFB Pokal und International: Saison 2009/2010

Weltklasse! Özil lässt Diego vergessen!

Von R. LAMPRECHT, M. BALCZUWEIT und N. INGWERSEN

Vor zwei Wochen feierten die Berliner im Olympiastadion die Fabel-Weltrekorde von Usain Bolt. Sonntagnachmittag kehrte die Hertha in ihre Arena zurück. Der Jubel blieb aus. 2:3 gegen Angstgegner Bremen (schon 28 Pleiten). Spektakel bot vor allem ein Bremer. Mesut Özil (20) zerlegte die Hertha. Der Nationalspieler traf zum 1:0 (57. Minute). Dritter Saisontreffer. Legte später noch den Treffer von Naldo (84) auf. Der Deutsch-Türke lässt Diego an der Weser immer mehr in Vergessenheit geraten. Und Özil hat auf dem Platz auch ballsichere Unterstützung.

Erstmals spielte Marin im Sturm, bereitete die Bremer Tore von Özil (57. Minute) und Tim Borowski (74.) vor. Der überragende Özil machte seinen dritten Saisontreffer und legte noch das Naldo-Tor (84.) auf. Marin: „Hat ganz gut mit uns funktioniert heute. Wir hatten ein paar gute Kombinationen.“

Bremen springt auf Platz 3 – Torwart Tim Wiese feiert das mit schmerzverzerrtem Gesicht. Erst die Ausladung letzte Woche vom Bundestrainer. Nach einer Stunde humpelte er mit einer Wadenverletzung vom Platz: „Eine Vene ist geplatzt. Das waren große Schmerzen. Überhaupt – eine Riesenwoche für mich...“

Doppelpack! Pizarro schießt Aktobe ab

Von CHRISTOPH SONNENBERGDrittes Spiel, viertes Tor: Für Werder wird der Transfer von Claudio Pizarro zum Glücksfall. Gestern haute der Peruaner die Kasachen von FK Aktobe im Alleingang raus ? beim 2:0 erzielte Pizarro beide Tore (10. und 45. Minute). Damit steht Werder nach dem 6:3-Hinspielsieg in der Hauptrunde der Europa League. Und weitere Millionen sind gesichert!

Schon am Sonntag hatte Pizarro (kam vor zehn Tagen für 6 Mio. von Chelsea) zwei Tore bei Werders 3:0 über Gladbach erzielt. Gestern legte er nach. Einen Eckball des erneut starken Özil köpfte er aus 7 Metern ins lange Eck (10.). Mit dem Pausenpfiff das 2:0, als Pizarro einen Querpass von Hunt ins leere Tor schob (45.). Und die Kasachen? Machten nur in den Anfangsminuten Alarm. Wiese musste zwei Fernschüsse halten ? danach war Ruhe! Und als Aktobes Kenschissarjew wegen wiederholtem Foulspiel mit Gelb-Rot vom Platz flog (36.), war die Partie quasi entschieden.

Trainer Schaaf war ganz zufrieden mit Auftritt seiner Elf. ?Aktobe hat energisch und gefährlich begonnen. Aber unser Tor hat ihnen die Hoffnung genommen. Und in Unterzahl war es schwer für sie, das Ergebnis noch zu drehen.? Kapitän Frings hofft jetzt auf große Gegner in der Europa League. ?Weil uns das immer hilft, sofort da zu sein.?

Große Erkenntnisse aber brachte das Spiel nicht. Moreno kam nach der Pause für Hunt, blieb aber ohne große Chance. Zuvor hatte Schaaf auch die Stammkräfte Boenisch und Marin geschont. Dafür hatte er zunächst Pasanen und Niemeyer gebracht. Im Kampf um einen Stammplatz konnten beide aber keine Pluspunkte sammeln. ?Wir haben das Ding souverän runtergespielt?, bilanzierte Frings. Jetzt können die richtigen Brocken kommen!

Pizza zahlt sich selbst zurück

Von CHRISTOPH SONNENBERG, DIRK KRÜMPELMANN und MARKUS BALCZUWEIT

Bremen meldet sich zurück! 3:0 gegen Gladbach. Erster Saisonsieg für Werder. Ausgerechnet Rückkehrer Claudio Pizarro ballert Bremen mit einem Doppelpack aus dem Keller. Naldo sorgte für den Endstand. Zwei Tore für 6 Mio Ablöse. Pizza zahlt sich selbst zurück. Wochenlang baggerte Werder an dem Peruaner, der letzte Saison vom FC Chelsea ausgeliehen war (17 Bundesliga-Tore). Erst am Dienstag wurde der Deal perfekt (Vertrag bis 2012). Gestern bedankte sich Pizza mit einem Doppelpack. Sportdirektor Klaus Allofs: „Jetzt kann man verstehen, warum wir bei Claudio so viel Geduld gehabt haben. Er gibt fast eine Tor-Garantie.“

Die Pizza-Show. 21. Minute: Özil-Freistoß von halbrechts. Gladbachs Keeper Heimeroth lässt die Kugel abklatschen, Pizarro staubt aus zwei Metern zum 1:0 ab. Marke Tor des Monats der zweite Treffer: Marin schickt Fritz, dessen Flanke zaubert Pizarro aus drei Metern mit der rechten Hacke über die Linie (38.). So ist Pizza seine Ablöse wert.

8,2-Mio-Mann Marko Marin auch, wenn er so aufdreht wie in der 2. Halbzeit. Obwohl der Ex-Gladbacher von den Gäste-Fans bei jeder Ballberührung ausgepfiffen wurde. Marin wirbelte auf der linken Seite, holte gegen Kleine einen Elfer raus. Aber den vergab Mesut Özil kläglich gegen Heimeroth (56.). Auch gegen Hunt (56.), Marin (59.) und Almeida (71.) war der Gladbach- Keeper zur Stelle. Sein Gegenüber Wiese musste gegen harmlose Gäste nur einmal gegen Bobadilla eingreifen (67.).

Knalldo-Party! Werder schon weiter

Von MARKUS BALCZUWEIT

Bremen lässt es gegen die Kasachen so richtig krachen – 6:3 gegen FK Aktobe. Damit ist Werder so gut wie sicher in der Gruppenphase der neuen Europa League. Die Knalldo-Party von Bremen. Der Brasilianer macht zwei Buden. Mesut Özil feiert kräftig mit, ist an vier Toren beteiligt. Der Kasachen-Double-Gewinner hat überall Probleme. Vorne, hinten – und sogar neben dem Platz.15. Minute: Aktobe hat acht Ersatzspieler auf der Bank – einen zu viel. Der überzählige Kicker wird auf die Tribüne geschickt. Willkommen im Europa-Pokal!

17. Minute: Freistoß Özil, Kopfball Boenisch aus acht Metern – 1:0.

21. Minute: Die Bremer Abwehr pennt bei einem Konter der Kasachen. Fritz zieht und zerrt an seinem Gegenspieler, trotzdem schließt Strukow ab. 1:1! Von Sommerfußball keine Rede. Es schüttet, neben dem Stadion schlagen Blitze ein.

28. Minute: Freistoß Özil, keiner kommt ran. 2:1.

31. Minute: Smakow brettert einen Freistoß aus 30 Metern drauf, Wiese lässt abklatschen. Strukow sagt danke, 2:2. Jetzt lachen die Kasachen. Zum letzten Mal.

36. Minute: Naldo trifft per 30-Meter-Freistoß-Hammer zum 3:2.

60. Minute: Schöne Flanke von Borowski, Almeida rutscht in den Ball. 4:2.

65. Minute: Ecke Özil, Kopfball Naldo aus sechs Metern – 5:2.

67. Minute: Elfmeter von Özil, mit Glück drin. 6:2.

87. Minute: Smakow hämmert aus 25 Metern einen Freistoß rein – 6:3.

Trainer Thomas Schaaf: „Ich bin nicht zufrieden. Wir haben zu viele Fehler gemacht.“

Bremen vemeidet Fehlstart

Werder hätte den FC Bayern München fast erneut geschockt. Nationalstürmer Mario Gomez bewahrte den deutschen Rekordmeister mit seinem Tor zum 1:1 (0:1)-Ausgleich in der 72. Spielminute beim Bundesliga-Heimdebüt von Trainer Louis van Gaal vor einer erneuten Pleite wie beim 2:5 im Vorjahr. Der starke Mesut Özil hatte Werder in Führung geschossen (39.). Auch mit dem nach 62 Spielminuten unter dem tosenden Applaus der 69 000 Zuschauer in der ausverkauften Allianz Arena eingewechselten Franck Ribéry gelang die totale Wende nicht mehr. Werder verhinderte einen Saisonfehlstart.

Entgegen dem gewohnten Offensivgeist begannen die Bremer sehr vorsichtig. Torsten Frings und Tim Borowski sorgten als Doppel-Sechs vor der Viererkette, in der Petri Pasanen den verletzten Naldo ersetzte, für einen massierten Abwehrriegel. Die Bayern versuchten mit kontrolliertem Passspiel Lücken zu finden, agierten aber zu schablonenhaft und ohne Überraschungseffekte. Hinzu kamen schwache Flanken. Die wenigen Chancen von Gomez (5./30.) und Bastian Schweinsteiger, der Bremens Schlussmann Tim Wiese mit einem Flachschuss prüfte (9.), verpufften.

Werder setzte allmählich erste Nadelstiche, wobei U-21- Europameister Özil Dreh- und Angelpunkt war. Einen Freistoß des Nationalspielers verlängerte Pasanen mit dem Kopf an den Pfosten (29.). Dann schlug Özil zu: Der Ex-Münchner Borowski setzte Asron Hunt auf dem linken Flügel ein, und dessen Zuspiel schob Özil unbehelligt ins Münchner Tor (39.). Geschockte Bayern gingen zur Pause unter Pfiffen ihrer enttäuschten Anhänger in die Kabine.

Mit dem quirligen Ivica Olic für Klose blies van Gaal zur Aufholjagd. Werder-Angreifer Boubacar Sanogo musste nach Eckball von Sosa vor Olic auf der eigenen Torlinie retten (50.). Mit energischem Einsatz erkämpfte sich Olic danach den Ball gegen Per Mertesacker, scheiterte aber an Wiese (61.). Dann kam Ribéry - und mit ihm mehr Tempo ins Münchner Spiel. Perfekte legte der in der Franzose Olic den Ball auf, aber der schoss freistehend den vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw stark haltenden Wiese an (65.). Überwinden konnte den Nationaltorwart allein Gomez, der nach einer endlich einmal präzisen Flanke von Kapitän Philipp Lahm energisch den Ball über die Linie spitzelte.