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Spielberichte zur Bundesliga, DFB Pokal und International: Saison 2009/2010

Ein Schaaf und elf Belämmerte - 5. Pleite in Folge

on D. Krümpelmann, M. Balczuweit und C. Hornung

Werder kriegt kräftig das Fell über die Ohren gezogen! Schon nach 18 Minuten ist für die Bremer in Gladbach alles vorbei. Drei Konter-Gegentore führen zum 0:3. Am Ende steht’s 3:4 – und die Werder-Krise wird immer schlimmer! Selbst gegen die zuletzt drei Spiele sieglose Borussia klappt kein Sieg. Trainer Schaaf, seit elf Jahren im Amt, schaut hilf- und ratlos zu...

Ein Schaaf und elf Belämmerte! Im Herbst noch die Super-Serie mit 23 unbesiegten Spielen in Folge. Dann der Absturz mit fünf Pleiten in Folge. Die Wut der Fans wächst. Nach dem frühen 0:3 rufen sie: „Wir haben die Schnauze voll!“

WM-Kandidat Hunt stöhnt: „Unser Spiel war eine Katastrophe! Bei den Gegentoren hatten wir kein Bundesliga-Niveau.“ Besonders schlimm: Winter-Einkauf Abdennour (Note 6), über dessen linke Abwehrseite die ersten drei Tore fallen. Sportdirektor Klaus Allofs geht mit dem Defensivverhalten der gesamten Mannschaft hart ins Gericht: „Handwerkliche Fehler!“

Einen Rauswurf von Trainer Schaaf schließt Allofs aus: „Das sind Dinge, die für uns überhaupt nicht in Frage kommen. Auch wenn bei uns Unruhe herrscht, weil wir weit von unseren Zielen entfernt sind, heißt das nicht, dass wir verrückte Dinge machen. Ich schließe Neuverpflichtungen aus. Spieler, die uns helfen würden, können wir uns nicht leisten.“ Frust bei Werder, Jubel bei Gladbach!

Robben-Traumtor entscheidet irres Top-Spiel

Die seit sechs Punktspielen sieglosen Bremer geraten durch die Niederlage gegen die Bayern derweil immer weiter in die Krise und verlieren die angestrebte Qualifikation für das internationale Geschäft zunehmend aus den Augen. In der Bundesliga gab es für die Hanseaten nun schon vier Niederlagen nacheinander.

Vor 39 100 Zuschauer im ausverkauften Weserstadion gingen die Platzherren durch das sechste Saisontor von Aaron Hunt in Führung (10.). Doch Thomas Müller (25.) und Ivica Olic (36.) drehten die Partie noch vor der Pause zu Gunsten der Gäste. Nach dem 2:2 durch Hugo Almeida (75.), konnten die Münchener durch Robben noch einmal antworten (77.).

Die Bayern, die in der Startformation erwartungsgemäß auf den nach monatelanger Verletzungspause wiedergenesenen Franck Ribery verzichteten, erspielten sich schon in der Anfangsphase ein Chancenplus. Bereits nach drei Minuten marschierte Robben nach schönem Pass von Mark van Bommel allein auf Werder Bremens Keeper Tim Wiese zu. Der Niederländer scheiterte an seinem 26. Geburstag aber am Außenpfosten. Nur zwei Minuten später grätschte Bremens Außenverteidiger Clemens Fritz den Ball unfreiwillig in den Lauf von Bayen-Stürmer Ivica Olic. Doch auch Kroatiens Fußballer des Jahres traf nicht ins Tor.

Stattdessen nutzten die Gastgeber, die kurzfristig auf ihren grippekranken Stürmerstar Claudio Pizarro verzichten mussten, ihre erste gute Möglichkeiten zur Führung. Nach einer schönen Kombination durchs Mittelfeld setzte Marko Marin seinen Nationalmannschaftskollegen Hunt in Szene und der Offensivallrounder traf mit einem wuchtigen Schuss in den Winkel.

In der 25. Minute brachte eine gelungene Ballstaffete über den linken Flügel den Ausgleich. Müller verwertete eine Hereingabe von Bastian Schweinsteiger zum 1:1. Beflügelt vom sechsten Saisontor des Youngsters drängten die Münchener im Anschluss auf die Führung. Nachdem Mario Gomez (27. und 32.) und Robben (31.) gute Chancen nicht verwerteten, machte es Olic besser und besorgte Bayerns 2:1 (36.). Die Bremer Hintermannschaft machte beim siebten Saisontreffer des Stürmers alles andere als einen souveränen Eindruck.

Nach dem Seitenwechsel musste Bayern-Schlussmann Jörg Butt mit Magen-Darm-Problemen in der Kabine bleiben. Wirklich geprüft wurde der eingewechselte Michael Rensing aber zunächst nicht. Die Münchener hätten durch Robben (52.) und Gomez (54.) hingegen früh für klare Verhältnisse sorgen können. Stattdessen schaffte Almeida mit einem sehenswerten Treffer nochmal für den Ausgleich.

Bei den Platzherren waren Torschütze Hunt und mit Abstriche Marin die Besten.

Allofs ledert gegen Özil

Von ROLAND PALMERT, MARKUS BALCZUWEIT und LEIF SUNDERMANN

Auffällig an Werders Nationalspieler Mesut Özil (21) waren gestern nur die gelben Nike-Treter... Beim 0:1 in Frankfurt tauchte der Topstar der Hinrunde (sechs Tore, zehn Vorlagen) völlig unter – macht BamS-Note 5. Lenken ihn die Angebote (u. a. Arsenal, Sevilla, Chelsea) und der Vertragspoker mit Werder etwa doch zu sehr ab?

„Auf dem Platz denke ich nur an Fußball“, hatte Özil vor dem Anpfiff angekündigt. Davon war aber gestern fast nichts zu sehen. Selbst Klaus Allofs ist genervt von seinem Star. Der Werder-Boss ledert gegen ihn: „Man muss vergessen, von wem man umworben wird! Das muss man wegschieben und wieder Gas geben. Es ist viel über Vertragsverlängerungen geredet worden. Aber auf dem Platz muss jetzt die Leistung gezeigt werden.“

Werder „gefRUSStet“! Weil Frankfurts Marco Russ (24) das Tor des Tages erzielte. Die Bremer verlieren somit zum dritten Mal hintereinander. Das fünfte Spiel ohne Sieg. Dabei waren sie nach dem 6:0 gegen Freiburg im November sogar noch für eine Nacht Tabellenführer. Nun sind es zehn Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Leverkusen.

Die Schale weg! Selbst für einen Champions-League-Platz fehlen bereits acht Punkte. Kapitän Torsten Frings gesteht: „Wir haben das Zeug dazu, uns für die Europa League zu qualifizieren. Mehr aber auch nicht...“ Werder „gefRUSStet“! Die Schale ist weg. Özil auch? Der hatte zuletzt gedroht: „Es ist klar, dass ich in der Champions League spielen möchte.“

Mit Bremen muss er das wohl knicken. An der Weser brechen nun harte Tage an...

Werder ist die Nr.1 Die Twitter-Tabelle der Bundesliga

Ein Titel haben die Werder-Stars schon sicher... Werder ist in der Twitter-Tabelle der Bundesliga Herbstmeister!

Das Deutsche Institut für Marketing hat die „Follower“ (User, die den Einträgen des Klubs folgen) aller Klubs aufgelistet. Der Pokalsieger (in der Bundesliga auf Platz 6) führt vor den Bayern und Dortmund. Twitter (übersetzt „Gezwitscher“) ist ist eine Art öffentlich einsehbares „Tagebuch“ im Internet. Offiziell: Microblogging-Service. Jeder kann Nachrichten oder Kommentare dort einstellen, die wiederum von jedem gelesen werden können.

Und Werder ist die Nr. 1! Für keinen anderen Bundesliga-Klub interessieren sich so viele Twitterer. Die Twitter-Tabelle biete noch einige Überraschungen: Champions-League-Teilnehmer Stuttgart steigt ab, Bundesliga-Schlusslicht Hertha BSC steht im gesicherten Mittelfeld.

Wiese schenkt HSV den Rache-Sieg

Von KAI-UWE HESSE, MARKUS BALCZUWEIT und BABAK MILANI

Rache genießt man eiskalt... Der HSV gewinnt das 91. Nord-Derby gegen Werder mit 2:1, revanchiert sich für das Dreifach-Aus in der letzten Saison. Innerhalb von nur 19 Tagen war Hamburg in Uefa-Cup, Pokal und Liga an Bremen gescheitert. Damals hatte Werder-Torwart Tim Wiese die Stimmung („Wir müssen dem HSV gleich auf den Sack geben“) angeheizt.

58 Minuten hatte der HSV nach Rot für Boateng mit zehn Mann spielen müssen. Ein entscheidender Faktor war ausgerechnet Wiese. Der Nationaltorwart schenkte dem HSV den Rache-Sieg. Vor dem 2:0 war Wiese, der ansonsten stark hielt, 30 Meter aus seinem Kasten gestürmt, hatte so den Treffer von Jansen ermöglicht. Wiese schiebt die Schuld auf seine Mitspieler: „Ich verstehe nicht, warum wir da auf Abseits gespielt haben.“ Sportchef Klaus Allofs: „Da muss er nicht rauskommen. Es war aber kollektives Fehlverhalten.“

Werder ist erst mal aus dem Meisterkampf raus. Trainer Thomas Schaaf: „Wir haben kopflos gespielt.“ Stürmer Claudio Pizarro: „Uns hat der Wille gefehlt.“ Der HSV dagegen mischt wieder oben mit, ist bis auf vier Punkte an Leverkusen dran. Trainer Bruno Labbadia: „Der Stachel gegen Werder saß tief. Hut ab vor meiner Mannschaft. Es war ein fantastisches Spiel.“

Das Nord-Derby war vollgepackt mit Dramatik und Leidenschaft. Es gab einmal Rot, achtmal Gelb und drei Lattenkracher. Mathijsen köpft bereits nach neun Minuten das 1:0. Dann scheitert Naldo per Seitfallzieher an der Latte (27.). Aufregung in der 32. Minute: Boateng rempelt Marin um. Schiri Meyer (Burgdorf) zückt Rot – hart. Aber der HSV lässt sich nicht beirren, macht dank Wiese durch Jansen das 2:0 (36.).

Werder hätte das Ding drehen können. Doch Prödl (aus 3 Metern/40.) und Hunt (aus 5 Metern/64.) versagen kläglich. Hunt (84.) und Marin (85.) treffen die Latte. Naldo köpft das 2:1 (90.+3). Am Ende genießt der HSV die Rache eiskalt.