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Spielberichte zur Bundesliga, DFB Pokal und International: Saison 2009/2010

Es sollte Schaafs Krönung werden, es wurde zum Debakel... Mit seinem vierten Pokal-Sieg in Berlin wäre Werder-Coach Thomas Schaaf zum alleinigen Rekordhalter unter den Trainern geworden, doch dieser Traum ist geplatzt. Am peinlichen 0:4 gegen die Bayern trägt ausgerechnet Bremens Dauerbrenner gehörige Mitschuld.

Die über 20000 Fans wunderten sich über seine defensive Marschroute, und selbst die Spieler kritisierten am Abend nach der Pleite hinter vorgehaltener Hand seine Angsthasen-Taktik und Schaafs merkwürdige Harakiri-Aufstellung. Statt mutigem Angriffsfußball ließ Schaaf die Bayern anrennen, setzte auf Konter. Doch Werders Defensive fand nie ein Mittel, die Angriffslawine der Bayern zu stoppen. Schaaf selbst war mit dem Beginn gar nicht mal so unzufrieden: „Bis zum ersten Gegentor haben wir wenig zugelassen.

Eine überraschende Sichtweise, hatten die Bayern doch selbst bis zur Führung fünf dicke Chancen (3./4./23./25./30.). Werder spielte passiv, lud den Rekordmeister zu immer neuen Angriffen ein. Dabei hätte Schaaf mit Werders Prunkstück Offensive Bayerns wenig sattelfeste Abwehr unter Druck setzen müssen. Ein Rätsel war Schaafs Aufstellung. Statt wie bewährt mit der Mittelfeld-Raute oder drei offensiven Mittelfeldspielern riskierte er die unerprobte Aufstellung mit zwei defensiven Mittelfeldspielern, zwei Außen (Hunt, Borowski) und verschenkte völlig überraschend Spielmacher Özil als Spitze. Eine Rolle, mit der Werders WM-Hoffnung überhaupt nicht zurecht kam.

Statt dessen ließ Schaaf wie zuletzt den dribbelstarken Marin auf der Bank schmoren. Erst als das Spiel entschieden war, wechselte er den Nationalspieler ein und nahm mit Bargfrede ausgerechnet Werders Besten vom Feld. Der wieder mal enttäuschende Borowski durfte dagegen 70 Minuten lang wurschteln... Allofs nimmt Schaaf in Schutz: „Es ging darum, die Balance zu finden. Damit waren wir in den letzten Spielen erfolgreich.“

Gegen die Bayern aber ging Werder unter. Dieses Finale hat Schaaf verzockt...

Pokalfinale: Mertesacker erst unglücklich, später Rot für Frings

Es war ein Pokal-Finale ohne Abtasten.

3. Minute: Robben zieht zwei Meter vor der Strafraumgrenze mit links ab. Wiese macht sich im Werder-Tor ganz lang, lenkt die Kugel mit den Fingerspitzen über die Latte.

8. Minute: Pizarro tunnelt van Buyten, lässt Schweinsteiger stehen und scheitert aus fünf Metern an Butt. Auch die Nachschüsse von Frings und Hunt pariert der Nationaltorhüter sensationell.

10. Minute: Kapitän rustikal. Bayerns van Bommel rauscht im Mittelfeld volles Risiko in Borowski rein. Nur Gelb!

24. Minute: Bis dahin beste Bayern-Chance. Ribéry spielt im Strafraum links Robben frei. Der quer vors Werder-Tor. Olic verpasst aus drei Metern.

30. Minute: Immer wieder Robben. Traumkombination diesmal mit Olic. Der Holländer spielt den Ball in den Strafraum auf den Kroaten, der zurück auf Robben. Der auffälligste Bayern-Star zieht von der Strafraumgrenze mit links ab. Drüber.

34. Minute: Robben spielt im Strafraum Olic an, der will den Ball weiterleiten. Mertesacker geht mit dem linken Arm dazwischen. Klarer Elfer. Die Bayern-Fans fordern „Butt, Butt, Butt“. Aber Robben schnappt sich den Ball, schießt mit links knallhart ins rechte untere Ecke. Wiese chancenlos.

42. Minute: Weiter die Bayern. Ribéry auf Müller. Der schießt aus zehn Metern mit links am leeren Tor vorbei.

44. Minute: Doch noch mal Werder. Özil auf Hunt. Der ist im Strafraum völlig frei, verhaut. In der Pause reagiert Bremen-Trainer Schaaf, bringt Almeida für Hunt. Und der gleich mit einer Doppel-Chance. Seinen Kopfball aus sieben Metern hält Butt (46.). Sekunden später schießt Almeida nach Borowski-Hereingabe von links aus zwei Metern am Tor vorbei.

49. Minute: Robben tobt, geht auf den Schiri-Assistenten los. Berechtigt. Bargfrede hatte den Holländer im Strafraum umgecheckt. Kein Elferpfiff von Schiri Kinhöfer.

51. Minute: Die Bayern-Party geht trotzdem weiter. Ecke Robben von rechts. Mertesacker köpft unfreiwillig van Buyten an. Von dort kommt der Ball zu Olic. Das 2:0 aus drei Metern mit links.

Jetzt wird es eine Vorführung. Robben spielt auf van Bommel. Der marschiert mit dem Ball aus der eigenen Hälfte, spielt genau in den Lauf von Ribéry. Der läuft allein auf Wiese zu, lässt ihm aus 15 Metern mit rechts keine Chance (63.).

Werder-Kapitän Frings reicht es: Übles Frust-Foul an Schweinsteiger, zweite Gelbe Karte. Platzverweis für ihn (77.)! Schweinsteiger antwortet auf seine Art: Einen Heber von Lahm stoppt er mit der Brust, und schießt aus sechs Metern mit rechts das 4:0 für die Bayern.

Werder wird Dritter - Champions-League-Quali sichergestellt

Jubel bei Werder: Nach einem 1:1 im 92. Bundesliga-Nordderby hat der deutsche Pokalsieger sein Saisonziel doch noch erreicht. Mit diesem Punktgewinn sicherten sich die Platzherren Rang drei und damit die Chance zur Qualifikation für die Champions League. Bremer Torschütze war wieder einmal Claudio Pizarro. Der Peruaner erzielte in der 58. Minute auf Vorarbeit von Clemens Fritz aus kurzer Distanz nicht nur seinen 16. Saisontreffer, sondern auch das 133. Bundesligator seiner Karriere. Damit egalisierte der Südamerikaner die Bestmarke des Brasilianers Giovane Elber als bislang alleiniger bester ausländischer Torjäger der Liga.

Vor 41.150 Zuschauern im ausverkauften Weserstadion suchten beide Mannschaften von der ersten Minute an ihr Heil in der Offensive. Nach einer kurzen Phase des Abtastens erarbeiteten sich die Gäste die erste Torgelegenheit: Van Nistelrooy kam freistehend zum Kopfball, Werder-Torhüter Tim Wiese konnte den Ball jedoch zur Ecke abwehren. Danach hatte der deutsche Pokalsieger binnen 60 Sekunden gleich zweimal die Gelegenheit, in Führung zu gehen. In der zwölften Minute parierte HSV-Keeper Frank Rost einen Flachschuss von Nationalspieler Mesut Özil, nach der anschließenden Ecke scheiterte Naldo mit einem Heber an Rost.

Der stets anspielbereite van Nistelrooy sorgte in der 17. Minute erneut für Gefahr vor dem Tor der Bremer. Ex-Nationalspieler Torsten Frings, vor der Partie als „Spieler des Monats April“ geehrt, konnte einen gefährlichen Schuss des Niederländers in letzter Sekunde abblocken. Eine Minute vor dem Pausenpfiff traf der Peruaner Claudio Pizarro per Kopfball nur den rechten Torpfosten.

Nach dem Seitenwechsel kam der HSV zur ersten Einschussmöglichkeit. Van Nistelrooy schlich sich in der 52. Minute geschickt davon, sein Kopfball verfehlte das Bremer Tor nur um einen knappen halben Meter. Danach allerdings nahm die Bremer Überlegenheit immer mehr zu. Eine Woche vor dem Pokalendspiel in Berlin gegen den neuen deutschen Meister Bayern München gingen die in Bestbesetzung angetretenen Platzherren allerdings nicht immer an ihre absolute Leistungsgrenze. Mannschaftskapitän Frings und Mittelfeldspieler Philipp Bargfrede waren die stärksten Akteure bei den Bremern.

Özil hält Werder auf CL-Kurs

Ausgerechnet Mesut Özil hat die Titelträume seines Ex-Vereins Schalke 04 zerstört. Der Nationalspieler war mit einem Tor und einer Vorlage der Matchwinner beim 2:0 (0:0)-Sieg von Werder Bremen bei den Königsblauen, die damit ihre letzte Chance auf die Meisterschaft verspielten. Özil, der mit einem sehenswerten Solo die Führung erzielte (55.) und das 2:0 durch Hugo Almeida vorbereitete (64.), war vor 61.673 Zuschauern in der ausverkauften Schalker Arena der überragende Spieler. Dank seiner Gala hielt der 21-Jährige, der vor zwei Jahren im Streit von Schalke nach Bremen gewechselt war, auf Champions-League-Kurs. Mit dem ersten Sieg auf Schalke seit dem 24. November 2001 (4:1) behauptete Werder hinter den Königsblauen, die bereits für die Königsklasse qualifiziert sind, Platz drei.

Schalke hatte zunächst mehr vom Spiel und die besseren Torchancen. Nach einem Freistoß von Lukas Schmitz traf Jefferson Farfan mit einem Kopfball das Außennetz (6.). An der Latte landete der Ball, als Kevin Kuranyi nach einer Flanke von Rafinha, die Werder-Keeper Tim Wiese falsch einschätzte, köpfte (22.). Zudem verfehlte der Schalker Torjäger nach einer Flanke von Ivan Rakitic mit einem weiteren Kopfball das Bremer Tor (40.). Die größte Aufregung gab es kurz vor der Pause: Nach einem Solo über das halbe Spielfeld kam Benedikt Höwedes im Bremer Strafraum zu Fall, Nationalspieler Per Mertesacker hatte den U21-Europameister umgerannt, doch Schiedsrichter Knut Kircher entschied nicht auf Elfmeter (41.).

Werder enttäuschte zunächst. Trainer Thomas Schaaf hatte Nationalspieler Marko Marin auf der Bank gelassen und dafür Almeida als zweite Sturmspitze neben Claudio Pizarro aufgeboten. Die Angriffsbemühungen blieben jedoch in der ersten Halbzeit bescheiden. Nach einer Flanke von Özil faustete Nationaltorhüter Manuel Neuer direkt vor die Füße von Philipp Bargfrede, der allerdings aus 18 Metern über das Tor schoss (8.). Pizarro setzte sich gegen Marcelo Bordon durch, scheiterte aber an Neuer (43.).

Nach der Pause tat Werder deutlich mehr. Zunächst verfehlte Özil nach Zuspiel von Torsten Frings noch das Tor (54.). Nur eine Minute später tanzte der Ex-Schalker die Abwehr der Gastgeber aus, Schmitz und Marcelo Bordon schauten nur zu, als der Nationalspieler die Bremer Führung erzielte. Schalke-Coach Felix Magath, der dieselbe Mannschaft wie beim 1:0 vor einer Woche bei Hertha BSC Berlin aufgeboten hatte, reagierte sofort. Für Schmitz und den enttäuschenden Chinesen Hao Junmin brachte er in Edu und Mario Gavranovic zwei neue Offensivkräfte. Doch Werder konterte mit dem 2:0 - dennoch feierten die königsblauen Fans ihr Team mit Sprechchören.

Bei den Bremern überzeugte neben Özil und Frings, der sich nach einigen Fehlpässen in der ersten Halbzeit nach der Pause deutlich steigerte.

Last-Minute-Elfer! Frings rettet Werder

Dramatik im Bremer Weserstadion! Werder rennt gegen defensivstarke Kölner 90 Minuten lang und trifft das Tor nicht. In der 1. Minute der Nachspielzeit geht Kölns Verteidiger Geromel auf der Torlinie mit der Hand zum Ball. Elfer für Werder! Torsten Frings tritt an und verwandelt eiskalt zum 1:0! Das Goldene Tor in letzten Minute. Es ist schon das 4. Elfer-Tor des Werder-Kapitäns. Frings: „Ich bin glücklich. Das war ein wichtiger Elfer.“

Werder steht durch den Sieg weiter auf dem 3. Platz, der die zur Qualifikation zur Champions League berechtigt. Durch die Siege der Konkurrenten Dortmund (3:2 in Nürnberg) und Leverkusen (3:0 gegen Hannover) musste Werder gewinnen, um den 3. Platz zu verteidigen.

In der 1. Halbzeit kommt Werder nicht in Fahrt. Wie schon am vergangenen Wochenende in Wolfsburg beginnt Bremen behäbig. Die Hausherren können keinen Druck aufbauen. Die beste Chance vergibt Torjäger Pizarro in der 33. Minute. Nach einer Özil-Flanke kommt Pizza zum Kopfball, aber Kölns Torwart Kessler verhindert die Bremer Führung. Die beste Chance für den FC hat Nationalspieler Podoslki. Völlig freistehend vergibt Poldi mit dem schwächeren rechten Fuß das 1:0 (40.). Nach der Pause drückt Werder mit aller Macht, hat Chancen, trifft das Tor aber nicht. Bis Frings zum Elfer anläuft. Und eiskalt verwandelt. Danach gibt's grün-weißen Jubel.