Logo

Spielberichte zur Bundesliga, DFB Pokal und International: Saison 2008/2009

Brunos Baby-Jubler ballert Bremen in die Krise

Von MARKUS BALCZUWEIT und ULRICH BAUER

Leverkusen gewinnt sein 1000. Bundesliga-Spiel in Bremen 2:0. Die Truppe von Trainer Bruno Labbadia übernimmt wieder die Tabellenführung. Brunos Baby-Jubler ballert Bayer an die Spitze - und Werder in die Krise! 71. Minute: Castro-Flanke auf Helmes, der legt mit dem Kopf in die Mitte. Werder-Keeper Vander und Mertesacker behindern sich gegenseitig. Der Ball fällt vor die Füße von Vidal. Der Chilene erzielt das 0:1. Schon der dritte Saison-Treffer von Vidal, der Anfang nächsten Jahres Papa wird. Nach dem Tor klaute er einem Balljungen die Kugel, steckte sie sich unters Trikot, machte den Daumenlutscher. Neun Minuten später die Entscheidung: Wieder Chaos in der Werder- Abwehr. Rolfes ballert das Leder an den Pfosten, Der Ex-Bremer Friedrich staubt zum 2:0 ab.

Leverkusen oben, Land unter in Bremen. Trainer Schaaf hob immer wieder ratlos die Arme, kratzte sich verzweifelt am Kopf. Werder-Manager Klaus Allofs gab sofort in Premiere zu: „Wir sind in einer Krisensituation. Da muss man nicht drumherumreden.“

Beide Torhüter verhinderten ein neues Schützenfest

Von FLORIAN KREBS, MARKUS BALCZUWEIT und HEIKO NIEDDERER

Was Du nicht willst, dass man dir tu, das füg‘ auch keinem anderen zu. Die Bremer Fans haben wohl von dieser Volksweisheit noch nie gehört. Am Mittwoch in der Champions League wurde ihr Torwart Vander beim 2:2 in Athen von den Griechen-Fans mit Laser-Pointern geblendet. Die Werder-Spieler beschwerten sich heftig. Das Spiel stand offenbar sogar kurz vor dem Abbruch! Beim 1:1 in Hannover drehten ein paar grünweiße Hohlköpfe den Spieß um, richteten ihre Laser (Reichweite teilweise bis 100 Meter) auf 96-Schlussmann Fromlowitz.

Aber auch die Attacken der Fans konnten Fromlowitz gestern nicht verunsichern. Hannover-Trainer Dieter Hecking. Er hat das Unentschieden festgehalten. Aber das hat Vander auch.“ Die beiden Torhüter hatten großen Anteil, dass das Spiel dieses Mal kein Schützenfest wurde. Unglaubliche 5,6 Tore durchschnittlich fielen in den vergangenen fünf Partien zwischen beiden Mannschaften. 9. Minute: 1:0 Schulz - Ecke von Huszti, Schulz überspringt Boenisch und köpft die Führung. 41. Minute: 1:1 Almeida - Super-Tor des Portugiesen! Mit links hebt er den Ball vom rechten Strafraumeck unhaltbar in den linken Winkel.

Positiv bei Werder: Torsten Frings (31) wird langsam wieder der Alte. In der ersten Halbzeit fiel er nur durch Motzereien auf, nach der Pause drehte er auf: „Ich bin aggressiv auf dem Platz. Nebenkriegsschauplätze spielen keine Rolle.“ Damit meint er wohl die Nationalmannschaft ...

Hugoal! Werder darf noch hoffen

Von CHRISTOPH SONNENBERG

In der Abwehr war Chaos, aus dem Mittelfeld kam nix und vorne war auch nicht viel los – trotzdem holt Werder bei Panathinaikos Athen ein 2:2 (1:1) – dank Stürmer Hugo Almeida. Für Bremen das dritte Unentschieden im dritten Champions League-Spiel. Die Griechen mit dem besseren Start: Karagounis zirkelt den Ball vom rechten Strafraumeck auf’s Tor – Vander (steht für den verletzten Wiese im Tor, hält gut) klärt zur Ecke (19.). Dann muss Pizarro runter (Oberschenkel), Rosenberg kommt (27.).

Die Führung für Werder nach einem Freistoß von Özil (sagte gestern „Ja“ zum DFB, entschied sich gegen die türkische Nationalmannschaft). Mertesacker legt sich den Ball mit dem linken Arm vor, drückt ihn artistisch aus vier Meter über die Linie – 0:1 (29.). Glück für Werder, das Tor hätte nicht zählen dürfen. Nur sieben Minuten später der Ausgleich. Pasanen lässt Gabriel flanken, Naldo fliegt orientierungslos unter dem Ball durch, Mertesacker lässt Mantzios köpfen. 1:1 (36.). Werder-Manager Klaus Allofs in der Pause: „Wir konnten nichts mit der Führung anfangen.“

Aber es kommt noch schlimmer: Nach einer Ecke, die keine war, kratzt Özil einen Vyntra-Kopfball artistisch mit der Hacke von der Linie. Der Abpraller kommt zu Mantzios. Der erzielt per Kopf mit einer Bogenlampe das 2:1 (69.). Doppelpack des Griechen, der zu schlecht für die Bundesliga (letztes Jahr zehn Einsätze für Frankfurt, aber nur ein Tor) war.

Was für eine Chaos-Abwehr! Im 13. Pflicht-Spiel der Saison schon das 26. Gegentor für Werder. Aber sie haben ja noch Almeida. Von dem war bis zur 83. Minute nix zu sehen. Dann köpft er nach einer Flanke von Boenisch das 2:2. Einer der ganz wenigen gelungenen Angriffe. Werder darf aber dank Hugoal wieder hoffen. Trainer Thomas Schaaf: „Wir haben heute disziplinierter agiert als zuletzt. Wir sind auf dem richtigen Weg.“

Weiden-Fehler und Wiese-Patzer

Von CHRISTOPH SONNENBERG, JOACHIM SCHUTH und MARKUS BALCZUWEIT

Was für ein Wahnsinns-Spiel in Bremen! Die erste Halbzeit war zum Abgewöhnen, in der zweiten ging’s dafür so richtig rund. Weil die beiden Torhüter mit ihren Fehlern Feuer in die Hütte brachten. Bremens Tim Wiese und Dortmunds Roman Weidenfeller – beide träumen von der Nationalelf. In der Form von gestern wird’s ein Traum bleiben ... In der 88. Minute wird Weidenfeller (hielt bis dahin klasse) zum Weidenfehler: Schuss von Boenisch aus 21 Metern, der Ball flutscht dem BVB-Torwart unter dem Körper durch, Pizarro muss nur noch einschieben. Weidenfeller protestiert beim Schiri: „Ich hatte das Gefühl, mit dem Körper auf dem Ball zu liegen. Nach Ansicht der Bilder muss ich den Fehler eingestehen. Ich habe mich auch beim Schiedsrichter entschuldigt.“

Aber auch sein Gegenüber darf noch mal – in der Nachspielzeit legt Wiese dem Ex-Bremer Zidan die Kugel auf, der Ägypter erzielt den späten Ausgleich. Wahnsinn! Wiese: „Pech, dass ich ihm den Ball vor die Füße fauste. Aber eigentlich darf der Ball gar nicht vors Tor kommen. Den muss man auch mal auf die Tribüne dreschen.“

Borussia-Kapitän Sebastian Kehl war nach Abpfiff besserer Laune: „So ein verrücktes Spiel habe ich noch nie erlebt. Am Schluss musste ich nur noch lachen.“ Zum Lachen war Thomas Schaaf nicht zumute. Kein Wunder bei 19 Gegentoren in acht Spielen. Im dritten Spiel in Folge kassierten die Bremer ein Tor nach einer eigenen Ecke.

Der Trainer der Gastgeber beorderte seine Spieler direkt nach Abpfiff in die Kabine, gab Hausaufgaben. Die Kicker sollen sich bis heute früh Gedanken machen, warum sie den Sieg noch aus der Hand gaben. Schaaf erklärt: „Solche Momente gehören dazu. Da muss man die Mannschaft noch mal wachrütteln.“ Das hätte er vielleicht früher tun sollen ...

Baller-Bubi entzaubert Werder

Von BJÖRN GERTEIS, MARKUS BALCZUWEIT und JENS NAGLER

Personalsorgen beim VfB (fünf Verletzte), da ließ Veh gegen Bremen Christian Träsch (21) ran. Der hatte im Februar auf Schalke (1:4) sein Debüt als Linksverteidiger gegeben, diesmal verteidigte er auf der rechten Seite. Und zeigte beim 4:1 ein großes Spiel. Baller-Bubi entzaubert Werder! Die Bremer hatten zuletzt mit 5:2 bei Bayern und 5:4 gegen Hoffenheim gesiegt, bei Inter ein 1:1 erkämpft.

Träschs Tor zum 2:0 Marke „Tor des Monats“: Aus 22 m nimmt er volley Maß und knallt die Kugel mit 112 km/h in die Maschen. Damit nicht genug: Auch den Treffer zum 3:0 durch Hilbert bereitete er vor. Ein Tor, eine Vorlage – eine Traumbilanz im zweiten Bundesliga-Spiel.

Werder schiebt Frust nach einer katastrophalen Leistung wieder. Trainer Thomas Schaaf stinksauer über die lasche Einstellung seiner Truppe: „Wir haben tatenlos zugeschaut. In vielen Dingen waren wir sehr, sehr nachlässig.“ Manager Klaus Allofs: „In Stuttgart muss man anders reingehen, gerade nach den Erfahrungen , die wir in den letzten Spielen hier gemacht haben.“ Werders Trostlos-Bilanz der letzten Jahre beim VfB: 1:4, 3:6 - und jetzt wieder 1:4. So ist Bremen kein Titel-Kandidat.