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Schluss, aus und vorbei: Die einzigartige Ära von Thomas Schaaf als Cheftrainer bei Werder Bremen ist nach 14 Jahren mit einem Paukenschlag beendet worden. Nach Klub-Informationen verlief das Ende der Zusammenarbeit nach einer turbulenten Saison einvernehmlich.
„Ich hatte hier eine außergewöhnliche Zeit, verbunden mit vielen positiven Erlebnissen und großen Erfolgen. Ich möchte mich bei allen, die mich auf diesem Weg begleitet und unterstützt haben, bedanken. Ich wünsche Werder Bremen eine erfolgreiche Zukunft”, lauteten die Abschiedsworte von Schaaf, der wettbewerbsübergreifend 644-mal auf der Werder-Bank saß. Auf der Werder-Homepage verabschiedete sich Schaaf am Nachmittag per Video auch mit bewegenden Worten von den Fans, die vor allem in den vergangenen drei Spielen ein „wunderschönes Gesicht” gezeigt hätten, dass sie auch in Zukunft beibehalten sollen.
Der 52-Jährige, seit 1972 im Verein, wird auf eigenen Wunsch nicht mehr im Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg auf der Bank sitzen. Die Betreuung der Mannschaft in den letzten beiden Wochen der Saison übernehmen Schaafs bisherige Co-Trainer Wolfgang Rolff und Matthias Hönerbach. „Das war ein sehr emotionaler Abschied”, sagte Werder-Kapitän Clemens Fritz bei Sky Sport News HD und fügte an: „Das war ein Paukenschlag und kam schon ein wenig überraschend für uns. Obwohl seit Wochen über dieses Thema diskutiert wurde, geht es dann schon unter die Haut, wenn es dann so weit ist. Wir wollen uns nun mit einem Sieg in Nürnberg von unseren Fans, aber auch von Thomas Schaaf, der großartige Arbeit für Werder geleistet hat, verabschieden.”
Schaaf, dessen Karriere als Chefcoach an der Weser 5119 Tage dauerte und damit nur unwesentlich kürzer als die von Werders Trainer-Dino Otto Rehhagel (5202) war, hat sich am Mittwochmorgen von den Spielern und seinen Trainerkollegen verabschiedet und seinen Arbeitsplatz verlassen. Werders neuer Sportdirektor Thomas Eichin hielt sich auf einer Pressekonferenz zur Trainerfrage bedeckt, sagte aber immerhin: „Es wird ein Trainer von außen kommen, einer, der hier nicht jeden Stein kennt.” Man wolle sich bei der Suche zwar die nötige Zeit nehmen, der neue Coach solle aber in die Personalplanung für die neue Spielzeit mit einbezogen werden.
Das Ende der Ära Schaaf hatte sich in den vergangenen Wochen abgezeichnet. Werder konnte am vergangenen Wochenende durch ein 1:1 gegen Eintracht Frankfurt den Klassenerhalt perfekt machen. „Wir haben in den vergangenen Tagen unsere sportliche Entwicklung analysiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir einen Neuanfang wagen wollen. Mit ihm konnte der Verein herausragende sportliche Erfolge feiern, er hat Werder geprägt”, sagte Eichin auch im Namen seiner beiden Geschäftsführerkollegen Klaus Filbry und Klaus-Dieter Fischer.
Mit Schaaf habe man am Montag und Dienstag in guter Atmosphäre gesprochen, anschließend dem Wunsch des Trainers entsprochen, der am Samstag nicht mehr auf der Bank sitzen wollte. „Das war kein Rücktritt, aber auch kein Tribunal, sondern eine gemeinsame Entscheidung”, betonte Eichin, der ankündigte, dass man „werder-like” eine „harmonische und vernünftige” Vertragsauflösung herbeiführen wolle. Schaaf hat bei Werder noch einen Vertrag bis 2014.
Der mächtige Geschäftsführer Fischer hatte vor Tagen bereits den Finger in die Wunde gelegt. „Wir haben es nicht geschafft, an die Europa League heranzurücken. Wir sind nicht glücklich mit den Einkäufen der letzten Zeit. Und nicht mit der Zuführung junger Spieler in den Profi-Kader. All das müssen wir diskutieren.” In Schaaf verlässt der dienstälteste Bundesliga-Cheftrainer, zugleich Rekordtrainer im Fußball-Oberhaus, seinen Posten. Der gebürtige Mannheimer hatte das Amt am 9. Mai 1999 übernommen und die Werderaner zum Doublegewinn 2004 geführt.
Insgesamt holte er als Cheftrainer drei Pokalsiege (1999, 2004, 2009) und machte Werder zum Stammgast im internationalen Wettbewerb. Unter seiner Leitung nahmen die Grün-Weißen sechs Mal an der Champions League teil und starteten in vier Spielzeiten im UEFA-CUP bzw. in der Europa League.