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Spielberichte zur Bundesliga, DFB Pokal und International: Saison 2008/2009

Erst Schnitzer, dann Piza: Werder ärgert Mourinho

Von CHRISTOPH SONNENBERG

Werder bringt Großmaul Mourinho zum Schweigen! Die Bremer schaffen in der Champions League ein 1:1 bei Italien-Meister Inter Mailand – und verpassen Star-Trainer und Sprücheklopfer José Mourinho („Es gibt keinen Besseren als mich“) einen herben Dämpfer. Bei Inters Führungstor guckt die Bremer Abwehr – mal wieder – dumm aus der Wäsche. Doch Stürmer-Star Claudio Pizarro rettet Werder, trifft zum verdienten 1:1.

13. Minute: Maicon lupft den Ball freistehend aus 12 Metern über Wiese zum 1:0 ins Tor. Der Ball kommt überhaupt nur zum aufgerückten Inter-Verteidiger, nachdem Naldo angeschossen wird und die Kugel dann unglücklich von Baumann in Maicons Lauf prallt... 62. Minute: Der Ausgleich! Pizarro drückt am 2. Pfosten eine Özil- Flanke über die Linie. Bewacher Maicon sieht schlecht aus.

Ausgerechnet Pizarro trifft! Ihn hatte Mourinho 2007 zu Chelsea geholt und große Stücke von ihm gehalten. Jetzt ärgert der Torjäger seinen großen Förderer. In der 39. Minute trifft der Peruaner nach Prödl-Flanke aus vier Metern nur den Pfosten. Die erste echte Werder-Chance im Spiel. Werder nach dem frühen Rückstand bemüht. Aber am Sechzehner ist meist Schluss. Direkt vor der Pause haut Özil aus 18 Metern drauf, Torwart Julio Cesar hält im Nachfassen (44.).

Premiere-Experte Stefan Effenberg in der Halbzeit: „Lahmes Spiel von Inter. Technisch perfekt, aber wenig Tempo. Da ist für Werder was drin.“ Tatsächlich! Nach Diego-Warnschuss aus 19 Metern (57.) lässt Pizarro Werder jubeln. Nach einem Pfostenschuss von Maicon (87.) schießt der Bremer sogar noch in der Nachspielzeit am leeren Tor vorbei...

Mini-Diego Özil rettet Werders Tor-Party

Von CHRISTOPH SONNENBERG, ULLI SCHAUBERGER und MARKUS BALCZUWEIT

An dieses Spiel werden wir uns noch lange erinnern! Neun Tore, vier Pfosten- bzw. Lattentreffer, eine Rote Karte. Werder verspielt eine 4:1-Führung – und gewinnt am Ende noch 5:4 in Unterzahl gegen Aufsteiger Hoffenheim. Wow! Das war das geilste Spiel des Jahres!

Bremen feiert Mesut Özil (19). Der Mini-Diego rettet den Gastgebern mit seinem Treffer in der 81. Minute die Tor-Party. Dabei konnte er zu diesem Zeitpunkt kaum mehr geradeaus laufen ... Özil: „Ich habe mit Schmerzen im Knie das Siegtor geschossen! Die Fans haben mich gepuscht!“ Der Mittelfeldspieler wollte schon in der 75. Minute raus. Doch da hatte Werder schon drei Mal gewechselt. Özil hielt durch – und schoss sein 2. Tor. Beim Tor-Jubel waren alle Schmerzen vergessen!

Özil bescheiden: „Ich freue mich, dass ich getroffen habe. Aber das wichtigste für mich ist, dass wir gewonnen haben, Unsere Serie geht weiter. Gegen Inter Mailand wollen wir jetzt am Mittwoch auch gewinnen!“ Eine Woche nach dem Mega-Sieg in München zeigt Werder wieder mal sein zweites Gesicht. Vorne baller-baller, hinten balla-balla – zu viele Abwehr-Fehler! Nationalspieler Frings: „In der zweiten Halbzeit haben wir uns wohl zu sicher gefühlt. Aber Hut ab, dass wir noch zurückkommen und das Siegtor machen.“ Trainer Schaaf: „Ein verrücktes Spiel! Beide Teams haben stark nach vorne gespielt. Großes Kompliment an Hoffenheim.“

Gegen Bayern war's leichter. Werder wankt – aber fällt nicht...

Nach dem sensationellen 5:2-Sieg in München hatte Trainer Thomas Schaaf das Pokalspiel in Aue (Vorletzter der 3. Liga) zum Charakter-Test ausgerufen. „Diese Leistung wollen wir immer sehen!“ Doch die Profis fallen durch: Statt Festschmaus gab es vor 12000 Fans beim 2:1-Sieg im Erzgebirge nur Magerkost...

Schon nach sieben Minuten brennt es: Boenisch greift nicht an, Aues Müller zieht aus 18 Metern ab – der Sonntagsschuss sitzt zum 1:0. Werder schenkt dem Drittligisten das erste Heimtor der Saison im Erzgebirgsstadion! Werder dribbelt sich zurück ins Spiel. Diego-Freistoß aus 40 Metern in den Strafraum – Pizarro verlängert per Kopf ins Netzt. 1:1 nach 26 Minuten. In der Halbzeit sagt Sportdirektor Klaus Allofs noch: „Wenn wir unsere Chancen nutzen, gewinnen wir.“

Doch die erste Doppel-Mega-Chance (51. Minute) hat der Drittligist... Erst rettet Wiese bei einem 12-Meter-Knaller gegen Feick. 20 Sekunden später kratzt Werders Torwart einen Kopfball von Kapitän Kos von der Linie. Werder zittert... Drei Minuten später sorgt Markus Rosenberg für die Entscheidung: Nach Doppelpass mit Pizarro schiebt der Schwede aus acht Metern ins linke Eck – 2:1! Aue kämpft sich zurück ins Spiel, hat Chancen zum Ausgleich – aber Werder wurschtelt sich in die 3. Runde...

Trainer Schaaf: „Ein typisches Pokalspiel. Aue hat alles versucht, bei uns hätte mehr rumkommen müssen.“ Vielleicht geht es am Samstag gegen Hoffenheim wieder leichter...

www.sport1.de

Was für eine Klatsche zum Wiesn-Auftakt! Die Münchner kommen gegen starke Bremer böse unter die Räder. Die wie entfesselt aufspielenden Hanseaten nahmen die in allen Belangen enttäuschenden Bayern beim überraschend deutlichen 5:2 (2:0)-Sieg förmlich auseinander. Damit fügten die Bremer der Mannschaft von Trainer Jürgen Klinsmann die erste Saisonniederlage sowie die höchste Pleite auf heimischem Rasen seit dem 0:4 gegen Arminia Bielefeld am 10. März 1979 zu.

Doppelschlag von Rosenberg

Markus Rosenberg (30./67.), Naldo (45.), Mesut Özil (54.) und Claudio Pizarro (59.) schossen Werder bei der mit Abstand besten Saisonleistung gegen den katastrophal spielenden Meister zu einem sensationellen Kantersieg. Die Tore des ehemaligen Werderaners Tim Borowski waren für die gedemütigten Bayern nur Ergebniskosmetik (71./85.).

Ängstliches Spiel

69.000 Zuschauer in der ausverkauften Münchner WM-Arena sahen von Beginn an mutige Bremer. Die Bayern dagegen wirkten ängstlich, pomadig und fanden lange überhaupt nicht zu ihrem Spiel. Klinsmann versuchte seine Mannschaft speziell in der ersten Spielhälfte immer wieder von der Seitenlinie aus anzutreiben - vergeblich.

Pizarro mit Großchance

Schon nach 18 Minuten hätte Werder in Führung gehen müssen, als Pizarro von Spielmacher Diego freigespielt wurde. Der frühere Münchner tanzte den indisponierten Bayern-Abwehrchef Martin Demichelis aus und hob den Ball über Torwart Michael Rensing hinweg an den Außenpfosten.

Podolski für Klose im Einsatz

Von den Münchnern kam dagegen fast nichts. Das lag zum einen am sehr fahrigen Spielaufbau, aber auch an den stumpfen Spitzen Luca Toni und Lukas Podolski, der für den verletzten Miroslav Klose spielte. Wenn einer der beiden doch mal zum Abschluss kam, wurde das von Tim Wiese gehütete Werder-Tor verfehlt. Der nach wie vor verletzte Bayern-Star Franck Ribery sah von der Tribüne aus völlig ungläubig zu.

Özil bereitet zwei Mal vor

Nach einer halben Stunde bekamen die Bayern die Quittung für ihre blamable Vorstellung. Mesut Ösil hob die Dreierkette in der Münchner Defensive mit einem Traumpass auf Rosenberg aus den Angeln - und der Schwede vollstreckte zum 0:1. Das Aufbäumen der Münchner währte nur wenige Minuten - und schon war wieder Werder am Zug. Das 0:2 war die logische Folge: Rensing klatschte Özils Freistoß Naldo vor die Füße, der Brasilianer staubte ab.

Zwei Wechsel zur Halbzeit

Klinsmann reagierte und brachte Borowski und Massimo Oddo nach dem Seitenwechsel für Christian Lell und Daniel van Buyten. Doch statt einer Aufholjagd des FC Bayen sahen die Fans einen nicht für möglich gehaltenen Einbruch des Rekordmeisters. Auf Pass von Diego besorgte Özil das 0:3, Rosenbergs Zuspiel auf Pizarro hatte das 0:4 zur Folge.

Serie gerissen

Wenig später ließ Keeper Rensing, der einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte, eine Flanke von Diego vor die Füße von Rosenberg fallen - der Schwede bedankte sich mit dem Anstauber zum 0:5. Wohl keiner der Münchner Fans konnte sich an so ein katastrophales Spiel ihrer Lieblinge in der jüngeren Geschichte erinnern, die bislang noch nie höher als mit einem Tor Differenz in der Arena verloren hatten, in der sie seit 20 Spielen ungeschlagen waren.

Werder zerlegt Bayern

Von KAI TRAEMANN, CHRISTOPH SONNENBERG und OTTO GREITNER

Tausende verließen die Arena vorzeitig, der Rest pfiff bei Abpfiff die Bayern gellend aus. Das hat der Rekordmeister ewig nicht mehr erlebt. Das unfassbare 2:5 gegen Werder Bremen – es war die Klinsi-Katastrophe!

Es setzte die höchste Heimniederlage seit 29 Jahren, die erste seit 20 Spielen – dazu gegen eine stark ersatzgeschwächte Bremer Mannschaft, die vor ein paar Tagen 0:0 gegen Famagusta gespielt hat... Ausgerechnet zum Oktoberfest-Start diese Demütigung, seit 1965 (!) hat’s nur sechs Niederlagen zum Wiesn-Auftakt gegeben.

Die Bayern versiebten ihre wenigen Chancen, verteidigten katastrophal, gaben sich nach dem 0:2 auf, wurden vorgeführt (5x BamS-Note 6). Beim Stand von 0:4 spielten sich die Bremer im Mittelfeld dreimal hintereinander den Ball im Lauf mit der Hacke zu!

Auf der Tribüne sangen Tausende „Jürgen Klinsmann!“ – es war der Hohn der Werder Fans... Die Klinsi-Katastrophe. In der Halbzeit (0:2) stellte er von Dreier- auf Viererkette um. Und kassierte drei weitere Tore!