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Spielberichte zur Bundesliga, DFB Pokal und International: Saison 2011/2012

Die Bundesliga steht in den Startlöchern. Wer landet am Ende wo? eurosport.yahoo.de lehnt sich aus dem Fenster. Heute: SV Werder Bremen.

Ausgangslage: Das verflixte 13. Jahr

In den vergangenen sieben Jahren spielte Werder Bremen sechsmal in der Champions League. Im 13. Jahr unter Manager Klaus Allofs droht nun das Mittelmaß, der Verein steht am Scheideweg. Das Problem ist, dass Werder ohne den sportlichen Erfolg und die Präsenz auf europäische Bühne das Geld fehlt, um bestehende Verträge zu bestehenden Kondition zu verlängern. Deswegen musste zum Beispiel ein Torsten Frings gehen. Und deswegen könnte es früher oder später auch noch einen Tim Wiese oder Per Mertesacker (beide Vertrag bis 2012) treffen. Vorsichtshalber hat der Aufsichtsrat einen Transferstopp verhängt. An der Weser weht ein rauer Wind, der nach dem blamablen Aus im DFB-Pokal noch an schärfe gewonnen hat.

Stärken: Die Offensive

Gäbe es die vergangene Saison mit lediglich 47 Toren in 34 Spielen nicht, würde es an dieser Stelle bestimmt wieder heißen: die Offensive. Als Beleg dafür, dass es nicht so lief wie erhofft, muss Hugo Almeida herhalten. Der portugiesische Stürmer wechselte bereits in der Winterpause zu Besiktas Istanbul und war am Ende der Saison trotzdem mit neun Toren bester Bremer Torschütze. 71, 64, 75, 75, 76, 79, 68, 79 – diese Zahlen können nicht irren, denn so viele Tore gelangen der Mannschaft von Thomas Schaaf in den Spielzeiten davor. Soll heißen: So viel kann sich in einem Jahr doch nicht zum Schlechteren verändert haben.

Der Trainer ist immer noch derselbe, und das Potential ist vorhanden. Wenn Mehmet Ekici nur annähernd das hält, was sich die Bremer Verantwortlichen von ihm versprechen, wenn Markus Rosenberg das hält, was er verspricht ("Das Jahr in Spanien hat mich stärker gemacht"), wenn Claudio Pizarros Muskeln ausnahmsweise mal eine ganze Saison halten, wenn Marko Marin seine Form konstant hält, wenn Marko Arnautovic seinen Mund hält und nicht nur an Silikon-Implantate denkt, dann muss doch wieder deutlich mehr sein drin.

Schwächen: Die Abwehr

Vorne hui, hinten pfui – ein typisches Bild aus den vergangenen Jahren. Doch meistens täuschten die Bremer mit ihren vielen Toren über ihre löchrige Abwehr hinweg. Als ihnen in der vergangenen Saison nicht mehr so viele Tore gelangen und hinten auch noch die Stammkräfte ausfielen, flog die Täuschung gnadenlos auf: 34 Spiele, 61 Gegentore. Fragt sich nur, wer die Löcher stopfen soll. Verletzungsbedingt fehlen Per Mertesacker (Ferse), Sebastian Prödl (Gesäßmuskel) und Sebastian Boenisch (Knorpelschaden).

Naldo hat wegen eines Knochenödems schon seit mehr als einem Jahr nicht mehr gespielt. Mikael Silvestre, der gegen Ende der vergangenen Saison immer besser wurde, fällt ebenfalls mit Knorpelschaden für den Rest des Jahres aus. Schwer zu sagen, was von den Neuzugängen Andreas Wolf (kam vom 1. FC Nürnberg), Lukas Schmitz (Schalke 04) und Sokratis Papastathopoulos (AC Mailand) zu halten ist, immerhin müssen sie einen deutschen und einen brasilianischen Nationalspieler ersetzen.

Im Fokus: Die Abwehr (siehe oben)

Im Blickfeld: Mehmet Ekici

Der Deutsch-Türke, der vom FC Bayern kam, soll die Offensive beleben und sich zu einem Spielmacher à la Johan Micoud, Diego oder Mesut Özil mausern. "Ich glaube, dass Mehmet Ekici schon weiter ist als Özil, als er damals zu uns gestoßen ist", sagt Manager Klaus Allofs. Auf die großen Namen folgen große Worte – doch denen müssen erst einmal Taten folgen.

Eurosport-Prognose: Platz 7

Im Interview mit eurosport.yahoo.de gab Allofs das Saisonziel kürzlich wie folgt aus: "Wir wollen wieder oben mitspielen." Ein paar Wochen später präzisiert er das Ziel etwas: "Wir wollen uns so schnell wie möglich wieder unter den Topteams etablieren. Wir wollen so viel einnehmen wie möglich und da gibt es zu den internationalen Wettbewerben keine Alternativen." Bei Trainer Thomas Schaaf klingt das so: "Um unsere Ziele realisieren zu können, benötigen wir einen kompletten Kader." Eurosport sagt: Für ganz so weit oben, wie Allofs es gerne hätte, reicht es in dieser Saison nicht. Doch anders als in der vergangenen Saison kommt Bremen dafür nicht in Abstiegsgefahr. Am Ende landet die Mannschaft auf Platz sieben.

Überhebliche Bremer verspielen Führung in Heidenheim

 Von MARKUS BALCZUWEIT und MATHIAS SCHMID

Einfach zum Schämen, Werder Bremen! Der Bundesligist fliegt sensationell im Pokal beim Drittligisten 1. FC Heidenheim raus – 1:2. Werder-Sportdirektor Allofs schimpft: „Eine Riesen-Enttäuschung! Und ein riesengroßer Image-Schaden.“ Nationaltorwart Wiese kopfschüttelnd: „Das war eine peinliche Vorstellung von uns!“ Nach dem Spiel verhindern 200 aufgebrachte Bremer Fans („Wir haben die Schnauze voll!“) durch eine Blockade 20 Minuten die Abreise des Mannschaftsbusses. 30 Polizisten rücken an. Bei der Abfahrt wird der Bus mit Bierdosen beworfen...

 Bis zu Beginn der zweiten Halbzeit hatte Werder das Spiel im Griff, scheiterte dann an der eigenen Überheblichkeit. Heidenheim drehte das Ding in sieben irren Minuten!

 51. Minute: Torwart Lehmann pariert den schwach geschossenen Elfer von Nationalspieler Marin. Zuvor hatte Rosenberg die Gäste in Führung gebracht (33.).

 57. Minute: Traum-Freistoß aus 22 Metern von Sauter. Der zirkelt den Ball über die Mauer rein – 1:1!

 58. Minute: Schnatterer lässt den Neu-Bremer Wolf (175 Bundesliga-Spiele für Nürnberg) ganz alt aussehen, spitzelt den Ball aus sechs Metern an Torwart Wiese vorbei ins Netz – 2:1. 100 Sekunden liegen zwischen beiden Toren!

 Torschütze Schnatterer jubelt: „Wir haben Pokal-Geschichte geschrieben! Wir sind unglaublich stolz.“ Und Trainer Frank Schmidt, der als Spieler 1994 mit Vestenbergsgreuth die großen Bayern aus dem Pokal geworfen hat (1:0), strahlt: „Der Elfer setzte bei uns Kräfte frei. Jetzt dürfen die Jungs feiern!“ Heidenheim jubelt, miese Stimmung bei Werder! Torschütze Rosenberg guckt skeptisch in die Zukunft: „Wir müssen uns Sorgen machen.“ Bitter: Die klammen Bremer hätten das Geld aus der nächsten Pokalrunde gut gebrauchen können...

Tag der Fans am Weserstadion

Von Werder berichtet Christoph Sonnenberg

13 Grad, Nieselregen – aber trotzdem viele glückliche Gesichter gab es beim Tag der Fans am Weserstadion. 20 000 feierten ihren Klub, erlebten ihre Stars hautnah. Es gab eine Autogrammstunde mit allen Spielern, danach ein Show-Training mit Blitzlicht und Nebeleffekten im Weserstadion. „Unvorstellbar, dass trotz des schlechten Wetter so viele gekommen sind“, staunte Klaus Allofs.

Der Sportdirektor zeigte sich als guter Gastgeber: Allofs bedankte sich mit guten Nachrichten! Die schönste für alle Werder-Fans: Naldo steht kurz vor seinem Comeback. Allofs: „Wir erwarten Naldo schon in den nächsten Tagen im Mannschaftstraining. Wir haben ihn noch für die Hinserie eingeplant.“ Seit einem Jahr fällt der Brasilianer mit Knieproblemen aus, machte zuletzt ein Reha-Programm. Auch bei Mehmet Ekici (Adduktorenprobleme) sieht es gut aus. Allofs: „Mehmet steigt wieder ein. Wir haben keinen kranken Spieler geholt. Er wird unserem Spiel gut tun.“

Allofs macht sich insgesamt keine Sorgen um die Saison. Er sagt: „Wir haben eine Mannschaft mit viele Möglichkeiten und jungen, hungrigen Spielern. Ich werte es als gutes Omen, dass die Testspielergebnisse der Vorbereitung nicht so super sind.“ Freuen können sich die Fans auf das neue Weserstadion. Die Wände zieren Bilder mit historischen Momenten des Klubs. Aber auch Besonderes wie Diegos 60-Meter-Tor gegen Aachen.

Jetzt muss Werder seine Fans nur noch mit vielen Siegen verwöhnen...

Lemke liess Allofs extra einfliegen und fordert Spieler-Verkäufe

Von C. SONNENBERG

Jahrelang galt Werder als Erfolgsmodell der Liga. Solide Finanzpolitik, sportlicher Erfolg, familiärer Umgang. Jetzt zerbröckelt das saubere Image...Tagelang dauerte der Machtkampf zwischen Sportdirektor Klaus Allofs (54) und Aufsichtsrats-Boss Willi Lemke (64). Um die peinliche Posse zu beenden, kam es am Dienstagabend zur grossen Aussprache. Lemke liess Allofs sogar aus dem Trainingslager in Donaueschingen nach Bremen (748 Kilometer) einfliegen. Zur Krisensitzung um Mitternacht!

Die dreiköpfige Geschäftsführung tagte mit vier der sechs Aufsichtsräte (zwei waren im Urlaub) im fünften Stock des Weserstadions. Es ging vor allem um dringend benötigte Verstärkungen. Weil mit Naldo, Mertesacker, Prödl, Silvestre vier Innenverteidiger verletzt fehlen, wollen Allofs und Thomas Schaaf Kohle für einen weiteren Verteidiger. Sokratis Papastathopoulos (23) steht bereit, soll für 600 000 Euro vom FC Genua ausgeliehen werden.

Lemke: „Eine Veränderung der Haushaltslage muss erfolgen. Entweder durch den Verkauf von Spielern oder etwa einen neuen Sponsor.“ Im Klartext: Allofs muss erst verkaufen, bevor er einkaufen darf! Die Nationalspieler Per Mertesacker (26), Tim Wiese (29) und Marko Marin (22) dürften gehen. Doch es fehlen die Angebote. Allofs: „Wir klopfen in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat verschiedene Wege ab, um noch einen weiteren Abwehrspieler zeitnah verpflichten zu können.“

Dazu kommt weiterer sportlicher Ärger! 5,5-Mio-Neuzugang Mehmet Ekici (21) muss mit Adduktorenproblemen pausieren. Ekici überraschte mit dem Geständnis: „Die Adduktoren sind meine Schwachstelle. Ich habe in Nürnberg ein Jahr mit schmerzstillenden Spritzen gespielt.“ Das liess Werder eilig dementieren. Der Spieler habe sich „missverständlich“ ausgedrückt. Der Klub will den Eindruck vermeiden, einen anfälligen Star gekauft haben. Claudio Pizarro (32/Vertrag bis 2012) spricht vom Abschied. Der Peruaner könnte per Option um ein Jahr verlängern. Er sagt: „Meine Zukunft ist offen.“

Passt zu den Chaos-Tagen an der Weser...

Wer da?

Tim Borowski ist Werder Bremens zehnter Ausfall Der Ex-Nationalspieler musste beim Samstagstraining aussetzen, nachdem er im Testspiel gegen Chemnitz einen Schlag auf den Fuss bekam. Werder beklagt jetzt zehn Verletzte. Weil Borowski im Vorbereitungsspiel gegen den Chemnitzer FC einen Schlag auf den Fuss bekam, konnte er nicht am Samstags-Training der Bremer teilnehmen. Wann er wieder zurückkommt, steht noch nicht fest.

Mittlerweile zehn Ausfälle

Der Ex-Nationalspieler reiht sich damit in eine lange Verletztenliste ein, die für jeden Bundesliga-Trainer auf den ersten Blick, wie ein schlechter Scherz wirken dürfte. An der Weser ist sie bitterer Ernst:

  • Naldo fehlt Bremen nach einem Kochenödem schon seit zwölf Monaten. Eine Rückkehr bis zum Saisonstart ist laut Trainer Thomas Schaaf nicht in Sicht.
  • Sebastian Prödl, wegen einer Operation am Gesässmuskel
  • Sebastian Boenisch, der aufgrund eines Knorpelschadens noch bis Oktober auf sein Comeback warten muss

Die Liste wird immer länger

  • Nationalspieler Per Mertesacker will nach seiner Fersenverletzung rechtzeitig zur neuen Saison wieder fit sein
  • Claudio Pizarro arbeitet nach seinem Innenbandriss fleissig an seiner Rückkehr auf den Fussballplatz


Weitere Ausfälle, die Werder zurzeit zu beklagen hat:

  • Mehmet Ekici (Adduktorenprobleme)
  • Mikael Silvestre (Knorpelschaden)
  • Denni Avdic (Beckenschmerzen)
  • Onur Ayik (Kreuzbandriss)