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Spielberichte zur Bundesliga, DFB Pokal und International: Saison 2011/2012

Nürnberg bestraft Werders Wiese

Quelle: Sportbild.de

Tim Wiese blamiert, die Platzherren ernüchtert, die Gäste euphorisch – der 1:0 (0:0)-Sieg des 1. FC Nürnberg bei Werder Bremen hatte Weichen stellenden Charakter, weit über das Saisonende im Mai hinaus. „Wir haben das Abstiegsgespenst aus der Stadt gejagt”, frohlockte Mittelfeldspieler Hanno Balitsch, ähnlich eindeutig äußerte sich Werder-Kapitän Clemens Fritz: „So haben wir in der Champions League absolut nichts zu suchen.” Woran der Bremer Torhüter Tim Wiese nicht ganz unschuldig war, denn mit einem flapsigen Tipp aus einer Karnevalslaune heraus – „Wir gewinnen 5:0” – hatte der Schlussmann vor seinem 250. Bundesligaspiel den Ehrgeiz der Nürnberger zusätzlich angestachelt. Innenverteidiger Philipp Wollscheid: „Da strengt man sich noch mehr an.”

Verlässlich in der Defensive, schwer ausrechenbar in der Vorwärtsbewegung – so fügten die Franken den Gastgebern die erste Rückrundenniederlage zu und machten einen Riesenschritt in Richtung Klassenerhalt. Qualitäten hatte vor 40.204 Zuschauern im fast ausverkauften Weserstadion auch der Verlierer, aber sie werden die im Umbruch befindlichen Hanseaten bestenfalls in die Europa League führen. „Die Champions League ist für uns jetzt Geschichte, aber Platz fünf oder sechs ein realistisches Ziel”, sagte Innenverteidiger Sokratis, der in der spielentscheidenden Szene den Ball unglücklich abfälschte.

Man wird an der Weser in der kommenden Wochen damit leben müssen, dass die sehr junge Mannschaft größeren Leistungsschwankungen unterworfen ist. Eine Woche nach dem überzeugend herausgespielten 3:1-Sieg im Nordderby beim Erzrivalen Hamburger SV waren die Ansätze häufig gut, die Abschlüsse hingegen von Nervosität und Übereifer geprägt. „Der lobenswerte Wille hat manchmal den Kopf ausgeschaltet”, analysierte Thomas Schaaf, dadurch, so der Werder-Coach weiter, seien „viele Aktionen zu wenig strukturiert” gewesen. Geschäftsführer Klaus Allofs gab sich zuversichtlich, dass die Formkurve rechtzeitig vor dem Gastspiel am kommenden Wochenende bei Hertha BSC Berlin mit dem neuen Trainer Otto Rehhagel wieder nach oben zeigen wird: „In Berlin wird das alles schon wieder ganz anders aussehen. Grundsätzlich aber sind wir einfach noch nicht so weit, in jedem Spiel eine stabile Leistung abrufen zu können.” Doch schon aus finanziellen Gründen muss und will man in der Hansestadt den Weg der personellen Umgestaltung weitergehen. Die üppig dotierten Verträge von Fritz und Wiese laufen aus, fraglich ist auch, ob Torjäger Claudio Pizarro seinen Kontrakt bis 2013 erfüllt. Dass alle drei Routiniers gehalten werden können, ist wohl die unwahrscheinlichste aller denkbaren Konstellationen.

Werder siegt in Hamburg

Werder Bremen bleibt die Nummer eins im Fußball-Norden: Die Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf gewann das 96. Nordderby beim Hamburger SV mit 3:1 (2:0) und festigte mit dem ersten Erfolg in der Rückrunde den fünften Tabellenplatz. Der HSV blieb vor eigenem Publikum zum vierten Mal nacheinander ohne Sieg. Bärenstark war dabei Marko Marin, der nach vielen schwachen Leistungen eine Art Auferstehung erlebte. Den Führungstreffer für die Bremer erzielte Mittelfeldspieler Marin in der neunten Minute selbst, als er mit einem nicht unhaltbaren Drehschuss in die kurze Ecke HSV-Torhüter Jaroslav Drobny überraschte. Sekunden vor dem Halbzeitpfiff war Nachwuchsprofi Tom Trybull erfolgreich, erneut machte der tschechische Keeper keine gute Figur. Mladen Petric (75.) verkürzte mit einem abgefälschten Freistoß, ehe Marko Arnautovic (86.) einen kapitalen HSV-Abwehrfehler zur Entscheidung nutzte.

Vor 56.553 Zuschauern in der nicht ganz ausverkauften WM-Arena am Volkspark beendete der schnelle Marin-Treffer eine konfuse Anfangsphase beider Mannschaften. Die Gastgeber verstärkten den Druck auf das Bremer Tor und HSV-Torjäger Paolo Guerrero hatte gleich zweimal den Ausgleich auf dem Fuß. In der zwölften Minute scheiterte der Peruaner mit einer Direktabnahme an Werder-Torwart Tim Wiese, fünf Minuten später schoss er in aussichtsreicher Position über die Latte. In der Schlussphase der ersten Halbzeit gerieten die phasenweise flüssigen Aktionen der Hamburger wieder mehr ins Stocken. Die Grün-Weißen standen in der Defensive besser organisiert und ließen kaum noch gefährliche Situationen zu. Im Gegenteil: Marin hätte in der 44. Minute beinahe seinen zweiten Treffer erzielt. Marin wurde in der 42. Minute von einem gefüllten Plastikbecher am Fuß getroffen, Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer aus Herne zitierte daraufhin HSV-Kapitän Heiko Westermann zu sich.

Beide Teams starteten furios in die zweite Halbzeit. Wiese musste in der 48. Minute bei einem Schuss von Mladen Petric sein ganzes Können aufbieten, nur 60 Sekunden später scheiterte der Bremer Markus Rosenberg in aussichtsreicher Position. Quasi im Gegenzug hatte Nationalspieler Dennis Aogo Pech bei einem Freistoß. Danach konnte erst der durch Fritz abgefälschte Freistoß von Petric, der sein 50. Bundesliga-Tor erzielte, den hervorragenden Wiese überwinden. Bei den Gästen verdiente sich neben Wiese Marin die Bestnote.

Arnautovic verdirbt Babbel die Premiere

Quelle: Spox.com

Marko Arnautovic (89.) rettete Werder Bremen am Samstag in der Fußball-Bundesliga zumindest einen Punkt beim 1:1 gegen 1899 Hoffenheim. "Das Spiel war etwas zwischen Kampf, Ehrgeiz und Laufen und hatte gar nichts mit Fußball zu tun", sagte der Pizarro-Vertreter, der am Samstag wie die ganze Bremer Mannschaft eine schwache Leistung ablieferte. Mit seinem ersten Tor in der Fußball-Bundesliga hatte Jannik Vestergaard die Kraichgauer vor den 39.176 Zuschauern im Weserstadion schon in der 4. Spielminute in Führung gebracht. "Kompliment an die Truppe", sagte Babbel, der nur rund 24 Stunden vorher den glücklosen Holger Stanislawski als Chefcoach in Hoffenheim abgelöst hatte. Auch Thomas Schaaf war mit dem vierten Remis nacheinander letztlich zufrieden. Der Trend habe sich fortgesetzt, dass die junge Mannschaft mit viel Aufwand zu Werke gehe, aber auch viele Fehler mache. "Wir haben nicht die Ruhe, laufen rauf und runter und sind nicht so effektiv, wie es sein muss."

Die vielen Fotografen hatten Babbel gerade den Blick aufs Spielfeld freigegeben, da konnte sich der Ex-Herthaner schon freuen. Wieder einmal stellte sich die wegen der Ausfälle von Naldo und Sebastian Prödl schlecht abgestimmte Bremer Verteidigung bei einer Standardsituation ungeschickt an. Vestergaard nutzte das und verlängerte die Ecke von Sebastian Rudy per Kopf ins Tor. Gelegenheiten gab es einige, denn die Werder-Youngster kamen nicht in Schwung und leisteten sich allerhand Fehlpässe. Und wenn dann doch eine Chance heraussprang, wurde sie leichtfertig versemmelt. So wie in Minute 21, als Markus Rosenberg von Zlatko Junuzovic prima eingesetzt wurde, Tom Starke auch überwand, aber meterweit am Tor vorbei schoss.

Der Ausfall von Pizarro, der wegen der fünften Gelben Karte ebenso gesperrt war wie auf Hoffenheimer Seite Ryan Babel und Sejad Salihovic, lähmte den Angriff. Pizarro, der 15 der jetzt 34 Bremer Tore erzielt hat und nächste Woche beim HSV wieder dabei sein kann, fehlte an allen Ecken und Enden. Vertreter Arnautovic enttäuschte trotz seines Ausgleichs - und auch die Mittelfeldakteure blieben fast alles schuldig. Mehmet Ekici musste denn auch nach der Pause für Marko Marin Platz machen. "Ich wollte für mehr 1:1-Situationen sorgen", erklärte Schaaf. "Und das hat ja auch geklappt." Der frühere Nationalspieler hauchte den verunsicherten Bremern zumindest für ein paar Minuten neues Leben ein. Hoffenheim blieb nicht nur mit Kontern gefährlich - und den Bremern fehlte die ordnende Hand. Zum Schluss hatte Werder dann doch noch Glück.

Freiburg erkämpft einen Punkt gegen Werder

Quelle: Sportbild.de

Bremens Top-Stürmer Claudio Pizarro hatte die Hanseaten mit seinen Saisontreffern Nummer 14 und 15 (29. und 47.) zweimal in Führung gebracht, SC-Kapitän Cedrick Makiadi (32.) und Jonathan Schmid (70.) glichen jeweils aus. Vor 22.000 Zuschauern waren die Gäste aus Bremen zu Beginn die spielbestimmende Mannschaft, ohne jedoch zunächst hochkarätige Torchancen herauszuspielen. Freiburg war um einen geordneten Spielaufbau bemüht, machte sich durch Abstimmungsprobleme und leichtfertige Fehlpässe aber das Leben oft selbst schwer. Für die erste wirklich gefährliche Aktion sorgten dennoch die Breisgauer. Eine scharfe Hereingabe klärte Werder-Verteidiger Francois Affolter nur mit Mühe (17.). Die Hausherren kamen - auch begünstigt durch schwächer werdende Bremer - immer besser ins Spiel und hatte durch Makiadi die nächste Möglichkeit zum Führungstreffer (22.). Glück hatte Werder-Schlussmann Tim Wiese, als sich ein Schuss von Michael Lumb an den Außenpfosten senkte (25.). Mitten in der Freiburger Drangphase schlug Bremens Top-Stürmer Claudio Pizarro zu. Nach einer Flanke von Bundesliga-Debütant Zlatko Junuzovic versenkte der Peruaner den Ball im unteren rechten Eck.

Der zweite Durchgang begann mit einem Paukenschlag: Nach einer traumhaften Kombination über die Stationen Tom Trybull und Mehmet Ekici brachte Pizarro sein Team zum zweiten Mal in Führung. In der Aktion war die gleiche Leichtigkeit zu erkennen, die die Gäste bereits zu Beginn des ersten Durchgangs andeuteten, aber nicht genügend genutzt hatten. Fehlende Konsequenz musste sich auch Stürmer Markus Rosenberg vorwerfen lassen, der aus aussichtsreicher Position nur den Pfosten traf und so die Vorentscheidung verpasste (55.). Die Bremer versäumten es in der Folge, die Dominanz aus den ersten Minuten der zweiten Halbzeit beizubehalten und ließen Freiburg so immer wieder zu guten Möglichkeiten kommen.

Neuzugang Zlatko Junuzovic kam bei Werder zu seinem Bundesliga-Debüt. Der 24-jährige Österreicher ersetzte den gelbgesperrten Philipp Bargfrede im rechten Mittelfeld.

Werder-Bubi-Mannschaft holt Unentschieden

Quelle: Sportbild.de

Von der Bank sah Ballack wie 40.060 Zuschauer im Weserstadion in der 29. Minute Werders Führung. Tom Trybull flankte auf Claudio Pizarro, und der Torjäger vollendete gekonnt zu seinem 13. Saisontor. Stefan Reinartz sicherte den Gästen zwölf Minuten nach der Pause wenigstens einen Punkt. Dabei hatte Bayer zu Beginn die Initiative übernommen. Die Gäste agierten mit einer Raute im Mittelfeld, bei der Lars Bender den offensiven Part übernahm und die Spitzen Andre Schürrle sowie Stefan Kießling füttern sollte. Insbesondere der agile Schürrle begann auffällig und gab in der elften Spielminute den ersten Warnschuß ab.

Die Hausherren fanden zunächst kein Mittel, um das gut gestaffelte Mittelfeld der Gäste schnell zu überwinden. Leverkusen war im Zentrum klar überlegen und kam durch Daniel Schwaab und Lars Bender (20. und 21.) zu weiteren Abschlüssen. Bei einem Konter hatte Pizarro danach jedoch seine erste Großchance zur Führung, verzog aber knapp (22.). Nun allerdings war Werder im Spiel und kam vermehrt zu Konterchancen, es fehlte jedoch zunächst die Präzision im Abschluss, bis Pizarro sehenswert mit links traf. Kurz vor dem Wechsel hatte Werder eine weitere Großchance: Markus Rosenberg war schon an Keeper Bernd Leno vorbei, Schwaab rettete jedoch auf der Linie.

Nach dem Wechsel wollte Dutt mehr Offensivaktionen sehen und brachte Stürmer Eren Derdiyok für Verteidiger Danny da Costa. Ballack durfte sich nun ebenfalls immerhin warmlaufen und sah bemühte Teamkollegen, die aber immer wieder Konter zulassen mussten. Diese spielte Werder aber zunächst nicht zu Ende. Der Auftritt der Elf von Werder-Coach Thomas Schaaf war dennoch aller Ehren wert. Denn Schaaf musste zahlreiche Stammkräfte ersetzen, unter anderem Sebastian Prödl, der vergangene Woche im Spiel beim 1. FC Kaiserslautern mehrere Knochenbrüche im Gesicht erlitten hatte. Dafür brachte Schaaf Neuzugang Francois Affolter, der erst unter der Woche an der Weser vorgestellt wurde.

Direkt neben Affolter spielte ein weiterer Debütant: Der 18 Jahre alte Florian Hartherz ersetzte den gesperrten Lukas Schmitz als Linksverteidiger und zeigte einen mutigen Auftritt, musste aber in der 57. Minute den Ausgleich mitansehen: Nach einer Ecke verschätzte sich Tim Wiese im Werder-Tor - und Reinartz war zur Stelle. Beflügelt vom Ausgleich war Leverkusen nun wieder am Drücker. Werder, wo Niclas Füllkrug als dritter Neuling zum Einsatz kam, wurde dabei zusehends in die Defensive gedrängt. Doch neun Minuten vor dem Abpfiff bekam Rosenberg eine weitere Chance zum Bremer Siegtreffer, vergab die Gelegenheit allerdings.

Bei Werder gehörte Pizarro wie Verteidiger Sokratis zu den stärksten Akteuren.