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Spielberichte zur Bundesliga, DFB Pokal und International: Saison 2008/2009

Frust bei Werder – Claudio Pizarro vergab zwei ganz dicke Chancen

Quelle: Bild.de & Sportbild

Jubel beim BVB, Frust bei Werder. Trainer Schaaf: „Die letzten Wochen haben uns viel Kraft gekostet. Wir haben zu viele einfache Fehler gemacht, haben’s Dortmund leicht gemacht.“ Die Bremer stehen aber auch mit leeren Händen da, weil Torjäger Claudio Pizarro zwei ganz dicke Dinger verballert. Die Vorwürfe in seiner Heimat scheinen nicht mehr ganz spurlos am Peruaner vorbeizugehen. U.a. wird gegen ihn wegen Geldwäsche ermittelt.

Dank des Elfmetertreffers von Alexander Frei (64.) vor 75.500 Zuschauern im Signal Iduna Park nahm die Borussia Revanche für die Heimschlappe im Pokal-Achtelfinale gegen die Norddeutschen vor knapp zwei Monaten. Dagegen ging der verheißungsvolle Aufwärtstrend der Gäste zu Ende. Nur vier Tage nach dem umjubelten Einzug in das Viertelfinale des UEFA-Cups riss die Serie mit zuletzt drei Bundesligaspielen ohne Niederlage.

Ohne den gesperrten Naldo sowie die angeschlagenen Torsten Frings, Frank Baumann und Markus Rosenberg fanden die Gäste nicht so gut ins Spiel wie noch am Mittwoch auf internationaler Bühne in St. Etienne. Stattdessen übernahm die Borussia die Regie. Doch das Plus bei den Chancen schlug sich nicht in Toren nieder: Ein Freistoß von Tamas Hajnal (7.) aus 20 Metern ging knapp am Tor vorbei, Schüsse von Florian Kringe (10.) und Sebastian Kehl (26.) wurden in höchster Not abgeblockt.

Mit zunehmender Spielzeit wendete sich das Blatt zugunsten der spielstärkeren Bremer. Ausgerechnet der zuletzt so treffsichere Claudio Pizarro vergab die bis dahin größte Möglichkeit des Spiels leichtfertig: Nach Flanke von Mesut Özil schoss der Angreifer den Ball frei stehend aus kurzer Distanz über das Tor. Erst nach Wiederanpfiff verschärften beide Teams die Gangart. Für zusätzliche Emotionen sorgte vor allem Schiedsrichter Knut Kirchner. Zunächst verweigerte der Referee der Borussia nach einem Zweikampf von Sebastian Prödl mit Nelson Valdez (58.) den von den BVB-Fans geforderten Strafstoß. Nur sechs Minuten später stand Valdez wieder im Mittelpunkt des Geschehens, als ihm Kirchner nach einem Schubser von Sebastian Boenisch doch noch einen Elfmeter zusprach.

Diese Chance ließ sich Frei nicht nehmen und brachte den BVB mit seinem neunten Saisontreffer in Führung. In der Schlussoffensive erspielte sich der BVB weitere gute Torchancen, scheiterte aber wiederholt an Bremens Schlussmann Tim Wiese. Die größte Chance zum Ausgleich vergab Werder-Stürmer Pizarro (85.), der an Roman Weidenfeller scheiterte.

Werder ist im Viertelfinale des UEFA-Cups

Von MARKUS BALCZUWEIT

Werder schießt sich ins Viertelfinale des Uefa-Cups – klasse! Doch die Freude hielt sich in Grenzen. Denn das 2:2 in St. Etienne (Hinspiel 1:0) war ein Skandal-Spiel! Nach dem Bremer Führungstor wurde aus dem Werder-Block eine grüne Leuchtrakete in die französischen Fans gegenüber geschossen – lebensgefährlich! Werder-Sportdirektor Klaus Allofs: „Wir schämen uns! Das wird teuer, das wird eine hohe Strafe für uns geben.“

Fast so skandalös wie die Raketen-Attacke: Die Leistung der Franzosen! Sie schienen anfangs die unsportliche Ankündigung von Trainer Perrin („Wir scheiden aus, um Kräfte für den Abstiegskampf zu sparen“) wahr machen zu wollen. Drei Stars blieben auf der Bank. ARD-Experte Mehmet Scholl kopfschüttelnd zur Pause: „Da ist kein System erkennbar, sowas hab ich noch nie gesehen.“

So war’s anfangs leichtes Arbeiten für die konzentrierten Bremer. Völlig ungedeckt rammte Ösi Prödl eine Frings-Ecke aus fünf Metern ins Netz – 0:1 (6.). Noch schöner der Hechtkopfball von Pizarro nach Sahne- Flanke Özil zum 0:2 (28.)! Danach drehten Hunderte der französischen Zuschauer aus Protest ihren Rücken zum Spielfeld. Das 1:2 von Benalouane wurde kaum gefeiert (64.).

Viel zu passiv ließ Werder noch den Ausgleich durch Grax (90.+2) zu. Kapitän Frings: „Da haben wir aufgehört zu spielen und wohl schon an Dortmund-Spiel gedacht. Darf nicht passieren.“  Morgen wird in Nyon das Viertel- und Halbfinale ausgelost (ebenfalls für die Champions League). Falls der HSV bei Galatasaray weiterkommt, kann es – wie schon im DFB-Pokal – auch international ein Nordderby geben!

Zauber-Tore! Diego zofft mit Lehmann

Von M. BALCZUWEIT, U. VIELBERG und C. KAYSER

Werder im Torrausch! Die bisher schlechteste Rückrunden-Mannschaft dreht gegen Stuttgart groß auf – 4:0! Für VfB-Trainer Babbel nach 6 Siegen und 3 Unentschieden die ersten Pleite in der Bundesliga. Die Bremer mit Zauber-Toren. Wieder gibt’s Zoff um VfB-Torwart Jens Lehmann!

34. Minute: Diego zaubert einen 20-Meter-Freistoß über die Mauer in den Winkel. 1:0! Die Stuttgarter toben. Werfen Diego vor, den Freistoß und das Foul von Khedira vorher provoziert zu haben. Ganz besonders sauer: Lehmann! Im Kabinengang knallt’s richtig zwischen ihm und Diego. Lautes Wortgefecht. Laut Premiere soll es sogar ein Gerangel gegeben haben. Diego: „Lehmann hat vergessen, dass er nicht Schiri sondern Spieler ist.“

53. Minute: 2:0! Pizarro hält aus 22 Metern drauf – der Ball flattert unhaltbar in den Winkel. 12. Saisontor. Ausgerechnet der Peruaner trifft! Pizarro soll in den Transfer-Skandal verwickelt sein, der am Freitag schon Bremens Vorstands-Boss Born den Job gekostet hatte. Neueste Enthüllung gestern: Die Staatsanwaltschaft in seiner Heimat ermittelt gegen Pizarro nach Steuerhinterziehung auch wegen Geldwäsche. Im schlimmsten Fall droht Haft! Der Schwede Rosenberg gibt Stuttgart den Rest, tritt per Doppelpack (59./74.).

Baby-Jubel von Naldo! Aber Schaaf sauer

Von CHRISTOPH SONNENBERG und MARKUS BALCZUWEIT

Das wird ein richtiges Zitter-Rückspiel! Werder schlägt AS St. Etienne im Uefa-Cup-Achtelfinal-Hinspiel mit 1:0, aber: Einen Freifahrtschein für das Viertelfinale haben die Bremer gestern nicht gelöst. Dabei gab es genug Möglichkeiten, aber wie zuletzt in der Bundesliga vergab Werder auch gegen den Viertletzten aus Frankreich beste Chancen! Typisch, dass ein Verteidiger das einzige Tor des Abends erzielte: Naldo traf in der 20. Minute mit einem Linksschuss aus 15 Metern ins leere Tor zum erlösenden 1:0! Fast noch schöner als der Treffer aber war der Jubel des Brasilianers. Naldo steckte sich den Ball unters Trikot und warf eine Kusshand ins Publikum. Dort saß seine schwangere Ehefrau Carla, die bald zum zweiten Mal Mutter wird – nach Söhnchen Naldinho kommt nun ein Mädchen.

Es blieb der einzige Tor-Jubel des Abends. Unnötig, denn eigentlich war mehr drin. Allein Almeida (4. und 29. Minute) hatte zwei Tore auf dem Fuß, vergab aber jeweils freistehend vor Wackel-Torwart Janot. Der Franzose klatschte viele Bälle nur ab, sah bei Flanken schlecht aus, wirkte insgesamt sehr unsicher. Aber Frings (34.), Naldo (58.) und Diego mit einem Freistoß ans Außennetz (71.) trafen trotzdem nicht. Werder nach der Pause zu zögerlich.

Trainer Thomas Schaaf sauer: „Ich bin unzufrieden! Das war nicht das Spiel, das wir uns vorgenommen haben.“ Und kassierte dann fast noch den Ausgleich. Bremen spielt auf Abseits, plötzlich steht Dernis frei vor Wiese, der glänzend pariert (74.). Jetzt muss im Rückspiel am nächsten Donnerstag gezittert werden.

Torloses Unentschieden in Hoffenhein

Vor 30.150 Zuschauern in der zum dritten Mal ausverkauften Rhein-Neckar-Arena hatten beide Teams zahlreiche Möglichkeiten, die Partie für sich zu entscheiden. Nach der Torflut beim Bremer 5:4 im Hinspiel mussten sich beide Mannschaften aber dieses Mal mit dem torlosen Remis begnügen. Wie beim spektakulären Duell in der Hinserie suchten beide Teams von Beginn an ihr Glück in der Offensive. Allerdings fehlte den Aktionen der zwei wohl spielstärksten Mannschaften der Liga aufgrund zahlreicher Ausfälle oft die Genauigkeit. Werder-Coach Thomas Schaaf fehlten drei Tage nach dem Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale ebenfalls vier wichtige Akteure: Naldo (gesperrt), Mesut Özil (Knieverletzung), Clemens Fritz und Torsten Frings (beide Oberschenkelprobleme).

Dennoch sahen die Zuschauer eine muntere Partie, in der die Gastgeber zwar anfangs spielbestimmend waren, die besseren Möglichkeiten jedoch auf Seiten der Bremer lagen. In der neunten Minute setzte Nationalverteidiger Per Mertesacker einen Kopfball knapp neben das Hoffenheimer Tor, nach rund einer halben Stunde vergab Claudio Pizarro nach Kopfballvorlage von Hugo Almeida aus aussichtsreicher Position. Wenig später hatte Almeida selbst die Chance zur Führung, traf mit einem Kopfball aber nur die Latte (32.).

Die größte Gelegenheit zum 1:0 hatte der Ex-Bremer Boubacar Sanogo fünf Minuten vor der Pause, als er nach einer Hereingabe von Chinedu Obasi nur den Pfosten traf. Der Stürmer von der Elfenbeinküste stand auch nach dem Seitenwechsel im Mittelpunkt. Nachdem Bremens Pizarro per Kopf zweimal das Gehäuse der Hausherren verpasst hatte (52.), hätte Sanogo den Herbstmeister dreimal in Führung bringen müssen. Doch zunächst traf der 26-Jährige nach Zuspiel von Nationalspieler Andreas Beck nur den Innenpfosten (53.), dann scheiterte er per Kopf aus kürzester Distanz am wiedergenesenen Tim Wiese (54.).

Erneut zwei Minuten später stand Sanogo erneut der Pfosten im Weg, nachdem zuvor Wiese gegen Demba Ba gerettet hatte. Auf der Gegenseite hätte der dieses Mal glücklose Pizarro für den Bremer Dreier sorgen müssen, vergab jedoch dreimal aus aussichtsreicher Position (62., 64., 79.). Die letzte Gelegenheit der Partie vergab Ba für die Gastgeber vier Minuten vor dem Schluss.